Während es der Stadtverwaltung darum geht, Niederndorf und Neuses vom Durchgangsverkehr zu entlasten, kritisieren Naturschützer den Flächenverbrauch.
"Die jetzt vorgelegte Verkehrsuntersuchung bestätigt die Stadt in ihrem Vorhaben, mit dem Bau einer Südumgehung die Verkehrsprobleme in Niederndorf zu lösen", erklärte Bürgermeister German Hacker (SPD) bei der Informationsveranstaltung im Sitzungssaal des Rathauses. Knapp über 30 Interessierte waren gekommen, um sich vom Bürgermeister und von Matthias Kölle vom Büro SSP Consult, Beratende Ingenieure GmbH, das Ergebnis der Verkehrsuntersuchung erklären zu lassen.
Die Analysen der SSP Consult zeigen, dass der Verkehr wohl noch massiver sein wird als angenommen und in einem früheren Gutachten dargestellt. Matthias Kölle erläuterte die Verkehrssituation des Jahres 2015 sowie die berechnete Verkehrsentwicklung bis 2035 und stellte die Gestaltung der Knotenpunkte vor.
ÖPNV-Entwicklung eingearbeitet
Auf Nachfrage erklärte Kölle, dass es bis 2035 deutliche Zuwächse geben wird und in die Untersuchungen auch Faktoren wie die Entwicklung der Nachbarkommunen, regionale Siedlungsentwicklung und regionale Gewerbeentwicklung sowie die Bundesverkehrswegeplanung und die Veränderungen des ÖPNV mit eingeflossen sind.
In der anschließenden Diskussion wurden die Verkehrszahlen angezweifelt und vom Bund Naturschutz und betroffenen Landwirten der Eingriff in die Natur beklagt. "Dass die Maßnahme einen groben Eingriff in die Natur erfordert, will ich nicht beschönigen", erklärte das Stadtoberhaupt. Um die Landwirte nicht doppelt zu belasten, werden die erforderlichen Ausgleichsflächen in den Nachbarlandkreisen geschaffen, denn nicht wenige Pendler kommen von außerhalb des Landkreises.
Die von Matthias Kölle präsentierten Verkehrszahlen waren Christian von Reitzenstein etwas suspekt, denn das frühere Gutachten der Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft habe etwas anderes ausgesagt. Wie Hacker und Kölle antworteten, seien vor einigen Jahren die Voraussetzungen etwas anders und die Fortschreibungen der Flächennutzungspläne sowie weitere Baulandausweisungen in
Herzogenaurach und der benachbarten Gemeinden noch nicht bekannt gewesen. Dennoch mutmaßte von Reitzenstein, dass das jetzige Gutachten geschönt sein könnte und die Stadt deshalb den damaligen Gutachter Dr. Brenner nicht mehr beauftragt habe. "Für die jetzigen Untersuchungen gab es wie allgemein üblich eine Ausschreibung", antwortete der Bürgermeister.
Als von Reitzenstein die alte Bahnstrecke wieder diskutieren wollte, reagierte der Bürgermeister leicht ungehalten: "Die Diskussion wurde bereits 2010/2011 geführt, die führe ich nicht nochmal". Christian von Reitzenstein setzte aber noch einen drauf, so baue die Stadt Straßen, als ob das Klima keine Rolle spiele. "Das muss ich mir jetzt nicht anhören, die Stadt ist energetisch Vorreiter, und ich lasse mir nicht vorwerfen, dass wir den Klimaschutz ignorieren", wies der Bürgermeister den Vorwurf scharf zurück. "Eine Verlagerung des sich stetig steigernden Verkehrsaufkommens auf bereits vorhandene Straßen ist keine zukunftsweisende Lösung", betonte er.
Im Gutachten wird bis 2035 von einer weiteren Zunahme der Arbeitsplätze ausgegangen, "wir können das nicht ignorieren und auch nicht in die Zukunft schauen", erklärte der Bürgermeister.
Jedenfalls sei es das Ziel, die Ortsdurchfahrt von Niederndorf und Neuses für den Autofahrer so unattraktiv zu machen, dass er die vom Planer und der Stadt gewünschte Route nimmt, um seinen Arbeitsplatz zu erreichen. Außerdem soll nach dem Bau einer Südumfahrung auf den Durchgangsstraßen im Ortsgebiet von Niederndorf Tempo 30 sowie ein Lkw-Durchfahrtsverbot gelten, und auch die Rathgeberstraße wäre dann für Lkw tabu.