Die 16-jährige Miriam Müller ist mit ihrer Mannschaft Mittelfränkische Meisterin im Kunstturnen und war als Einzelstarterin heuer auch auf Landesebene erfolgreich. Seit kurzem hat sie die Leichtathletik für sich entdeckt.
Die Erwartungen waren gar nicht so hoch: "Für uns war eigentlich klar: Wir werden
Dritter", schmunzelt Miriam Müller nur wenige Tage nach dem Gewinn der Mittelfränkischen
Meisterschaft im Kunstturnen. Dass die Leistungsturnerinnen der TS Herzogenaurach die deutlich
favorisierten Mannschaften aus Stein und Rothenburg auf die Plätze verwiesen und
schließlich den ersten Platz einfuhren, hätte die 16-jährige Athletin nicht
erwartet.
Mit ihren vier Mannschaftskolleginnen Anna Rehder, Alicia Madlangbayan, Franziska
Jauernig und ihrer jüngeren Schwester Clara sicherte sich die Gymnasiastin durch eine
hervorragende Leistung den Turniersieg in Fürth. Mit einer Gesamtwertung von 45,90 Punkten
zählte Miriam Müller dabei zu den Topturnerinnen und hatte einen Löwenanteil am
Erfolg der Schuhstädterinnen. "Stein und Rothenburg sind beides Talentschulen.
Dort wird fünf Mal die Woche trainiert. Umso überraschender war dann unser
Erfolg", erzählt Miriam sichtlich stolz.
Nur ein
Wackler beim Sprung Für sie lief der Wettkampf rundum zufriedenstellend.
Sowohl das Bodenturnen als auch ihre Vorstellung am Schwebebalken und am Stufenbarren waren sehr
gut. Lediglich bei der Sprungübung hätte sie leichte Schwierigkeiten gehabt.
Einen Grund für ihren Erfolg erkennt das Turntalent dabei in der Außenseiterrolle der
TSH: "Beim Barren hat man immer die Gefahr, dass man zu nervös ist und das Zittern eine
konzentrierte Leistung verhindert. Das war in Fürth überhaupt nicht der Fall, da wir
keinen Druck hatten."
Der Gewinn der Mittelfränkischen Mannschaftsmeisterschaft ist ein
weiteres Highlight in Miriams bisherigem Turnjahr. Zuvor hatte sich die Oberreichenbacherin bereits
den siebten Platz bei der Bayerischen Meisterschaft im Einzelturnen gesichert.
Dabei hatte sie noch ihre Leidenschaft für eine weitere Sportart entdeckt: Die Leichtathletik.
"Die Bayerischen Meisterschaften sind gemischt. Da benötigt man Kunstturnen und
Leichtathletik. Also habe ich verstärkt trainiert."
Seit vier Monaten gehört Miriam
nicht mehr lediglich dem Turnaufgebot, sondern auch dem Leichtathletik-Kader ihres Vaters und
TSH-Trainers Peter Müller an. Vier Mal die Woche trainiert sie gemeinsam mit dem
Diplomsportlehrer für Prävention und Rehabilitation in der Halle oder auf der Tartanbahn.
Eine Tatsache, die Vater Müller sehr an seiner ältesten Tochter schätzt: "Ich finde
es bewundernswert, dass sie nach so vielen Jahren immer noch mit ihrem Papa so gut auskommt.
Als Turnerin ist Miriam sehr nervenstark. Sie kann sich auf den Punkt genau sehr gut konzentrieren.
Das hat man auch am Wochenende in Fürth wieder gesehen."
Auch Miriam genießt die
Zusammenarbeit mit ihrem Vater, selbst wenn es manchmal zu kleineren Streitigkeiten kommt.
Schließlich weiß die 16-Jährige nur zu gut, wie stressig der Job eines Trainers
sein kann: So betreut die Elftklässlerin des Gymnasiums Herzogenaurach seit bereits zwei
Jahren noch die Bambinimannschaft der TSH-Turner. Recht viel Zeit für andere Hobbys bleibt der
Jugendlichen dabei aber nicht mehr. "Montags bin ich von 8 bis 19 Uhr am Gymnasium.
Bis 17 Uhr habe ich Schulunterricht und danach gehe ich direkt in die Halle zum Training.
Erst nach dem Abendessen bleibt dann noch ein wenig Zeit für Schularbeiten", erklärt
Müller. Den Spaß am Sport verliere sie dabei jedoch nie. Schließlich hilft das
Turnen, sich vom Schulstress abzulenken, meint Miriam.
Im kommenden Jahr wird die
16-Jährige voraussichtlich ihr Abitur schreiben. Wie es danach weitergeht, weiß sie
allerdings noch nicht. Derzeit spielt sie mit dem Gedanken, eventuell ein Freiwilliges Soziales
Jahr bei der Turnerschaft zu absolvieren. Langfristig möchte sie jedoch einen sportlichen
Beruf ergreifen. Inwiefern das ihre regelmäßige Teilnahme am Turntraining beeinflussen
wird, steht noch in den Sternen.
Komplett verzichten möchte sie auf ihre Leidenschaft
jedoch keinesfalls. Schließlich hat sich die Jugendliche hohe Ziele für ihre sportliche
Zukunft gesetzt. So möchte sich Miriam über den Bayerncup für die Deutsche
Meisterschaft qualifizieren. Dafür benötigt sie beim Landeswettbewerb eine
Mindestpunktzahl, die sie zuletzt um zwei Zähler verpasst hatte: "Zwei Punkte sind viel, aber
da ich das letzte Mal am Barren gepatzt habe, ist es dennoch ein realistisches Ziel.
Das wäre wirklich ein Traum."
Doch zuerst steht in zwei Wochen die erste Runde eines
P-Wettkampfes an. Dabei müssen die Kunstturnerinnen bei ihren verschiedenen Disziplinen eine
festgelegte Reihenfolge an diversen Übungen, wie zum Beispiel einen
Flick-Flack, präsentieren. Mit guten Ergebnissen und Bewertungen können die Teilnehmer
sich dabei sogar für einen Wettbewerb auf Landesebene qualifizieren.
Das Turnjahr 2012 hat also für Miriam Müller und ihre TSH-Kolleginnen noch einiges zu bieten.