Ein Leitwolf für den HCE

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Sebastian Preiß wechselt vom Bundesligisten TBV Lemgo zurück in seine fränkische Heimat. Fotos: Johannes Höllein
Sebastian Preiß wechselt vom Bundesligisten TBV Lemgo zurück in seine fränkische Heimat. Fotos: Johannes Höllein
Carsten Bissel berichtet von den Verhandlungen.
Carsten Bissel berichtet von den Verhandlungen.
 
Straghlende Gesichter: Ralph Koczwara, Sebastian Preiß und Carsten Bissel (von links).
Straghlende Gesichter: Ralph Koczwara, Sebastian Preiß und Carsten Bissel (von links).
 

Vom Erstligisten TBV Lemgo kommt Kreisläufer Sebastian Preiß nach Erlangen - zurück in seine fränkische Heimat. Das Gesamtkonzept überzeugt den 145-fachen Nationalspieler und Leistungsträger.

Es ist ein echter Überraschungscoup, der dem HC Erlangen gelungen ist: Sebastian Preiß wechselt zum 1. Juli vom Erstligisten TBV Lemgo eine Klasse tiefer in die Hugenottenstadt. Kein Wunder, dass Trainer Frank Bergemann und Aufsichtsratsvorsitzender Carsten Bissel sich freuen, "als würden Weihnachten und Ostern auf einen Tag fallen", und bei der offiziellen Vorstellung ihres Neuzugangs in den Erlanger Arcaden das Grinsen nicht unterdrücken können.
"Ich habe noch keinen Spieler gesehen, der mit so viel Konsequenz und Einsatz seinen Weg gegangen ist. Basti verkörpert das Motto ,Wille schlägt Talent' und ich hoffe, dass wir zusammen den Erfolg haben, den wir uns vorstellen", sagt Bergemann über seinen Wunschspieler, den er selbst entdeckt hat - und ihm schon als 17-Jährigen ermöglichte, Zweitliga-Luft in Erlangen zu schnuppern. Preiß, der in Ansbach aufgewachsen ist und morgen seinen 32.
Geburtstag feiert, sieht seinen früheren und künftigen Trainer als Mentor. "Ohne ihn hätte ich wohl nicht den Sprung nach Kiel gewagt."

2. Liga ist kein Rückschritt

Nach zwei Deutschen Meistertiteln, je zwei Pokalsiegen mit Kiel und dem TBV Lemgo, 145 Einsätzen in der A-Nationalmannschaft und dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2007 schließt sich für den 1,95 Meter großen Rechtshänder der Kreis. Ablösefrei kommt er nach der Saison Anfang Juli wieder in seine fränkische Heimat, den Wechsel in die zweite Liga sieht er aber nicht als Rückschritt. "Es ist eine große Herausforderung für mich und meine Familie, aber wir werden viel Spaß haben."
Über andere Angebote schweigt Preiß, der schon die medizinischen Checks durchlaufen hat. Letztendlich habe ihn das Gesamtkonzept überzeugt, dass der HC Erlangen für ihn geschnürt hat. Der gelernte Bankkaufmann zählt zwar noch zu den besten Kreisläufern Deutschlands, doch er denkt schon über die Zeit nach der Handball-Karriere nach. Und so wird er wie alle Erlanger Spieler neben dem Handball einer weiteren Tätigkeit nachgehen.

Sportlicher Erfolg ohne Söldner

Das Nürnberger IT-Unternehmen Hemmersbach, ein Partner des HCE, ermöglicht dem 31-Jährigen eine Anstellung im Management, bei der er sich beruflich weiter entwickeln, aber auch seinen Verpflichtungen im Leistungssport in vollem Umfang nachgehen kann. "Ohne das wäre der Transfer nie zu Stande gekommen", stellt Carsten Bissel klar, der seit Monaten mit Preiß und dessen Spielerberater in Kontakt steht. Ralph Koczwara, Geschäftsführer bei Hemmersbach, schätzt es wert, dass in Erlangen sportlicher Erfolg ohne Söldner geschaffen werden konnte: "Aber man braucht auch Leitwölfe und deshalb ist der Vertrag mit Basti eine gute Sache." Als ehrlicher Arbeiter mit viel Einsatzbereitschaft sei Preiß auch eine Bereicherung für die Firma, die Nachhaltigkeit sei also gewährleistet, begründet Koczwara das Engagement seines Unternehmens.
Mit der Verpflichtung des gebürtigen Ansbachers fühlen sich die Erlanger bereit, den nächsten Schritt zu gehen. Das Wort Aufstieg will zwar keiner in den Mund nehmen, aber aus der Mannschaft soll das Bestmögliche herausgeholt werden. Und dafür ist Preiß gefordert. "Basti ist selbst durch eine harte Schule gegangen und kann anderen Spielern auf hohem Niveau helfen, ihren Weg zu gehen", erklärt Bergemann. Der Trainer sieht den Transfercoup auch als Zeichen für die vielen Studenten im Team: "Es ist möglich, bei uns Handball zu spielen und ins Berufsleben zu starten." Preiß selbst fühlt sich absolut fit für die neue Aufgabe, die zunächst auf zwei Jahre festgesetzt ist: "Was danach kommt, ist offen, aber mir gefällt, was der Verein hier aufgebaut hat."

Grundsatzentscheidung gefordert

Dass der HC Erlangen bereit ist, den nächsten Schritt zu gehen, wird auch beim Thema Halle deutlich. Oberbürgermeister Siegfried Balleis habe verlautbaren lassen, dass die Stadt große Verantwortung für den HC Erlangen fühle und den Verein als Imageträger sieht. "Diese Aussage hat mich positiv überrascht", erklärt Bissel. Vor dem Hintergrund, dass nun doch der Bau einer bundesligatauglichen Schul- und Vereinssporthalle möglich scheint, hofft er auf eine Grundsatzentscheidung im Stadtrat, die eine Realisierung bis 2015 festlegt.
Doch das ist noch Zukunftsmusik. "Zuerst wollen wir am Sonntag gegen Friesenheim erfolgreich in die Rückrunde starten", betont Frank Bergemann.