Durch und durch blau und rot beim HC Erlangen

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Daniel Stumpf (links) räumt beim HC Erlangen die Position des Linksaußen für Martin Murawski. Foto: Johannes Höllein
Daniel Stumpf (links) räumt beim HC Erlangen die Position des Linksaußen für Martin Murawski. Foto: Johannes Höllein

Nach einem knappen Vierteljahrhundert beim HC Erlangen beendet der 27-jährige Daniel Stumpf aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen seine Karriere. Als Nachfolger auf Linksaußen kommt ein Hochkaräter: Martin Murawski.

Der HC Erlangen macht sich fit für die nächste Saison. Nachdem mit Sebastian Preiß für die kommende Spielzeit schon ein Weltmeister für die Kreisläufer-Position gewonnen wurde, folgt nun für Linksaußen ein Spieler, der Erstliga-Erfahrung mitbringt. Martin Murawski stammt wie der Erlanger Torhüter René Selke aus der Handball-Schmiede des Polizeisportvereins Tegel, schaffte mit den Füchsen Berlin den Aufstieg in die Bundesliga, entwickelte sich unter Trainer Jörn-Uwe Lommel zum Stammspieler und kam auf knapp 60 Einsätze. 2011 wechselte er nach Schwerin, "mit der Absicht, dort auch längerfristig zu bleiben", betont der 24-Jährige.

Ein absoluter Teamplayer

Dort wurde er - genau wie Moritz Weltgen, der inzwischen beim HCE spielt - von der Insolvenz überrascht.
Über den Umweg Eintracht Hildesheim, wo er noch bis Ende der Saison unter Vertrag ist, zieht es den BWL-Studenten nun nach Erlangen. "Weil das Gesamtpaket einfach gestimmt hat", betont der defensiv starke Flügelspieler, der von den Teamkollegen Muri gerufen wird. Er gilt als Leistungsträger und sicherer Siebenmeter-Schütze, hat in der laufenden Saison schon 76 Treffer erzielt. Trainer Frank Bergemann freut sich auf seinen neuen Linksaußen und lobt ihn als "absoluten Teamplayer".

Mit seiner professionellen Einstellung und großen Einsatzbereitschaft passe Murawski in das Konzept des HC Erlangen, der "Spieler sucht, die den Willen haben, auch neben dem Handball etwas zu tun", erklärt der Coach. So wird der 24-Jährige sein Studium in der Hugenottenstadt fortsetzten und die Firma Pension Solutions hat als sein Spielerpartner großen Anteil an der Umsetzung des Transfers. Das Engagement, das zunächst auf zwei Jahre festgesetzt wurde, "ist zwar nicht um die Ecke", sagt Murawski, der eine Schwerinerin geheiratet hat. "Aber ich bin jung und kann viel ausprobieren." Er steht hinter dem Konzept des HCE und lobt, dass alle Versprechungen, die gemacht wurden, anders als in Schwerin schnell umgesetzt werden.

Aufsichtsratsvorsitzender Carsten Bissel betont, dass der HCE trotz der Verpflichtung von Murawski und Preiß seinen eingeschlagenen Weg nicht verlassen wird. Der Aufstieg in die Bundesliga sei nicht erklärtes Ziel, Erfolg könne und wolle man nicht erzwingen. "Wir wollen uns kontinuierlich verbessern und uns mit Spielern verstärken, die zu uns passen." Dafür müsse man früh aktiv werden und im Fall von Murawski sei der Zeitpunkt genau richtig.

Denn der bisherige Linksaußen des HCE, Kapitän Daniel Stumpf, wird seine Karriere nach der laufenden Saison beenden. "Das hat zum einen gesundheitliche Gründe. Obwohl ich erst 27 bin, knarzt es in den Gelenken, vor allem im Knie", erklärt Stumpf. Er habe in jungen Jahren einige schwere Verletzungen erlitten, denen er jetzt wohl Rechnung tragen müsse. Zudem wird Stumpf im Sommer - nach Beendigung seines Studiums - in die Marketingabteilung seines Spielerpartners, dem Immobilienunternehmen Sontowski & Partner wechseln, beruflich also voll gefordert sein.

Abgang mit ruhigem Gewissen

"Es war ein langer Entscheidungsprozess, der mir sehr schwergefallen ist. Ich habe fast 25 Jahre für diesen Verein gespielt, hatte eine geile Zeit und bin durch und durch blau und rot", bekennt Stumpf. Letztendlich habe er den Schritt gewagt, auch mit der Konsequenz, dass der Traum von der Bundesliga nun nicht mehr zu realisieren ist. "Man kann nicht alles haben im Leben und nun fängt ein neues Kapitel an." Außerdem sei sein Nachfolger "einer der besten Linksaußen der Liga" und so könne sich Stumpf beruhigt auf die Tribüne setzen.

Der 27-Jährige wird dem HC Erlangen erhalten bleiben. Zwar will er keinem Talent, das geförderte werden muss, in der zweiten Mannschaft den Platz streitig machen, aber vielleicht seine Erfahrung im Technik-Training an die Jugend weitergeben. "Es ist Zeit, etwas zurückzugeben." Trainer und Aufsichtsratschef loben den Kapitän als zwischenmenschlich und sozial engagierten Führungsspieler und sehen seinen Schritt mit einem weinenden und einem lachenden Auge. "Das ist das Los des dualen Systems", weiß Bissel und erklärt, dass sich in Sachen Neuzugängen noch auf ein, zwei Positionen etwas tun könnte.

"Um Spekulationen vorzubeugen, kann ich sagen, dass Torwart Andi Bayerschmidt ein weiteres Jahr bei uns bleibt. Der im Sommer auslaufende Vertrag mit Rasmus Hansen wird aber nicht verlängert."