Klaus Grütze will jedes Spiel gewinnen und setzt auf ein fast banales Rezept. Dem SC Reichmannsdorf hat es die Meisterschaft und den Aufstieg beschert.
Was sich schon zu Saisonbeginn abzeichnete, ist seit dem vergangenen Wochenende Gewissheit: Der SC
Reichmannsdorf holt die Meisterschaft in der Fußball-Kreisklasse Bamberg 3 und kehrt nach drei Spielzeiten in die Kreisliga zurück. Das wird mit Sicherheit eine große Herausforderung, doch bis es so weit ist, will das Team um Spielertrainer Klaus Grütze erst einmal die Früchte genießen, die es nach knapp zweieinhalb Jahren Arbeit geerntet hat.
Dass es mit der Rückkehr ins Oberhaus des Spielkreises klappen könnte, hatte sich früh angedeutet. Mit dem 9:0 gegen Burghaslach zum Saisonauftakt setzte der SCR ein Ausrufezeichen, gewann auch die folgenden neun Partien und stand nach zehn Spieltagen mit 34:3 Toren und 30 Punkten ganz oben. Ein 1:1 gegen Prölsdorf und ein 2:4 gegen Röbersdorf - die beiden Teams, die sich im Saisonverlauf als die ärgsten Verfolger herauskristallisierten - trübten die Bilanz kaum. Bis zur Winterpause folgten vier weitere deutliche Siege und ein 1:1 gegen die SG Sambach/Steppach.
Es herrschte Redebedarf
Nach dem Jahreswechsel kam jedoch etwas Sand ins Getriebe, und es hatte den Anschein, als könnte Reichmannsdorf Platz 1 doch noch verspielen. "Es waren Kleinigkeiten, die zu dem Zeitpunkt nicht mehr passten. Dazu wurden viele Spiele im Frühjahr auf engen B-Plätzen ausgetragen, womit wir ein paar Probleme hatten", erzählt Grütze.
In Herrnsdorf verlor der Ligaprimus überraschend mit 1:2, kam in Walsdorf über ein 2:2 nicht hinaus und das 0:3 in Aschbach ließ vor den Spitzenspielen gegen Prölsdorf und Röbersdorf nichts Gutes erahnen. Es gab Redebedarf, der gedeckt wurde. "Wir haben uns zusammengesetzt und jeder durfte sich auskotzen, ansprechen, was seiner Meinung nach nicht passt", sagt der Trainer. Ein reinigendes Gewitter, denn in der Folge lief wieder alles wie am Schnürchen, der SCR siegte fünfmal in Folge mit insgesamt 16:0 Toren. Ein beeindruckender Wert, der den Titelgewinn bedeutete.
Der Schlüssel zum Erfolg
Und dieser wird gefeiert. Nach dem 7:0 gegen Trailsdorf knallten schon die Korken, am Samstag - vor dem letzten Saisonspiel in Thüngfeld - laden Tom und David Heidenreich, die in Thüngfeld wohnen, ihre Teamkameraden zum Frühstück ein. "Nach dem Spiel gibt es ein gemeinsames Abendessen bei der Gabi in Reichmannsdorf und am Sonntag setzen sich zehn Mann in den Flieger nach Mallorca", berichtet der 31-jährige Coach, der ebenfalls mit auf die Partyinsel reist.
Das hat sich die Mannschaft verdient, denn sie hat die Dinge umgesetzt, die Grütze und sein Co-Trainer Bernd Baier ersannen, seit sie im Januar 2015 das Ruder beim da noch abstiegsbedrohten SCR übernommen hatten. "Zuerst ging es nur um den Klassenerhalt. Das haben wir geschafft. Danach wollten wir dem Team ein Spielsystem einimpfen, wobei es dabei nicht um 4-4-2 oder 4-3-3 ging", sagt der Übungsleiter, dessen Erfolgsrezept fast schon banal anmutet. "Spaß haben, die einfachen Dinge wie Fünf-Meter-Pässe gut machen und permanent in Bewegung sein, um diese einfachen Pässe auch zu ermöglichen."
Das hätte in der vergangenen Spielzeit schon fast zum Aufstieg gereicht, der SCR scheiterte in der Relegation. Ein Vorteil: In der aktuellen Saison wusste jeder Spieler schon, was er zu tun hatte. Dazu trat das Team immer als Einheit auf - eine laut Grütze unerlässliche Tugend. "Wenn alle füreinander kämpfen, dann sind wir schwer zu schlagen. Und wir haben den Anspruch, jedes Spiel gewinnen zu wollen."
Fußball braucht Event-Charakter
Diese Maxime wird auch für die Kreisliga gelten, wobei Grütze im Training einige Schwerpunkte setzen will, die in der Kreisklasse noch zu vernachlässigen waren. Tiefer will sich der 31-Jährige nicht in die Karten schauen lassen, erklärt aber, dass der SCR für jeden Mannschaftsteil noch eine Verstärkung holen will. "Die gute Nachricht ist jedoch, dass der aktuell 19 Mann starke Kader zusammenbleibt. Wir haben eine junge Mannschaft, die die Vorgaben sehr gut umgesetzt , aber auch Potenzial hat, das noch nicht ausgeschöpft wurde. Deshalb haben Bernd Baier und ich schon zu Weihnachten gesagt, dass wir als Trainer weitermachen wollen."
Grütze will das Team fit machen für die Kreisliga. Dass die Reserve als Meister zeitgleich in die A-Klasse klettert, ist diesem Ziel sicher nicht abträglich. Aber auch der ganze Verein müsse sich weiterentwickeln.
"Die Bedingungen in Reichmannsdorf sind toll, besser als bei so manchem Bayernligisten. Wir haben sehr gute Plätze, das Trainingsmaterial passt, unsere Wünsche werden nach Möglichkeit umgesetzt. Kleinigkeiten wie Einlaufmusik oder dass die Aufstellung vor dem Spiel über Lautsprecher durchgegeben wird, wären ein nächster Schritt", erklärt der Trainer, der weiß, dass ein Fußballspiel neben einem guten Auftritt der Mannschaft heute auch ein bisschen Event-Charakter braucht, um Zuschauer zu ziehen. "Gegen Röbersdorf waren 350 Leute da. Das war ein tolles Gefühl, das wir gern öfter haben würden."