Derbydrama: Krämer sorgt für Erlösung beim HC Erlangen

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Jonas Link (link) herzt nach der Schlusssirene Bastian Krämer, der die Zitterpartie gegen den TV Großwallstadt in letzter Sekunde zugunsten des HC Erlangen entschieden hat. Fotos: Johannes Höllein
Jonas Link (link) herzt nach der Schlusssirene Bastian Krämer, der die Zitterpartie gegen den TV Großwallstadt in letzter Sekunde zugunsten des HC Erlangen entschieden hat. Fotos: Johannes Höllein
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Geistesgegenwärtig trifft Bastian Krämer in allerletzter Sekunde zum 28:27-Erfolg des HC Erlangen im spannungsgeladenen fränkischen Duell mit dem TV Großwallstadt.

Was für ein Finale. Fünf Sekunden vor Schluss bekommt der HC Erlangen im Zweitligaspiel gegen Großwallstadt beim Stand von 27:27 einen Siebenmeter zugesprochen. Der letzte Strohhalm - auch für die rund 1200 Zuschauer in der Hiersemann-Halle, die nach dem zwischenzeitlichen Sieben-Tore-Vorsprung ihres Teams die Felle fast schon davonschwimmen sehen. Jetzt heißt es Durchatmen, sich noch einmal motivieren und einen kühlen Kopf bewahren.

Ole Rahmel tritt an die Linie, täuscht an, wirft - Latte. Ungläubiges Staunen. Doch der Ball rollt Bastian Krämer vor die Füße. Der reagiert schnell und bugsiert das Spielgerät mit der Schlusssirene noch in die Maschen. Grenzenloser Jubel auf der einen Seite, die Gäste aus Großwallstadt können's nicht fassen.
Aber der Treffer zählt: "Einfach geil, wie wir das am Ende noch so dreckig geholt haben", erklärt der von Presseleuten umringte Krämer, der Held des Spiels.

Dominanz vor der Pause

Im Freudentaumel geht etwas unter, dass es sich die Erlanger unnötig schwer gemacht haben. "Wir haben immer so Phasen drin, in denen es mit der Konzentration nicht so passt. Dass gehört zum HCE 2014 irgendwie dazu", gibt Krämer zu. Tatsächlich hatten die Gastgeber die erste Halbzeit dominiert, ließen den TV kaum zur Entfaltung kommen. Gestützt auf einen bärenstarken Jan Stochl im Tor, der mehrfach glänzend parierte und drei Gegenstoßtore einleitete, setzte sich der HC peu à peu ab. Nach 13 Minuten gelang Ole Rahmel die erste Drei-Tore-Führung, die die Gäste wenig später zur ersten Auszeit zwang. Doch das nutzte zunächst wenig. Oliver Hess, Jonas Link und Bastian Krämer bauten den Vorsprung auf 14:7 aus (24.). Dann aber verzetteln sich die Erlanger etwas, zur Pause machte Großwallstadt wieder etwas Boden gut (16:11).

Aluminium en masse

Und das gab Auftrieb für Durchgang 2. Der TV war nun bissiger, verkürzte auf vier Treffer (20:16), wobei dieser schon der siebte verwandelte Strafwurf an diesem Abend war. Auf der anderen Seite war die Kiste plötzlich wie vernagelt. Martin Murawski und Nikolai Link trafen nur die Latte, Hess ließ den Pfosten zittern. Dazu hagelte es weiter Siebenmeter, von denen die Gäste drei Minuten vor Schluss einen zum Anschluss nutzen (27:26). "Schieber, Schieber", hallte es von den Rängen, die Erlanger Fans haderten mit den Unparteiischen. Doch an denen lag's nicht, dass Großwallstadt auch noch der Ausgleich gelang (59.).

Zum Glück berappelte sich der HCE wieder. Bastian Krämer eroberte mit Vehemenz den Ball. Geduldig trugen die Hausherren den womöglich letzten Angriff vor, suchten die Lücke. Aber es waren nur noch 28 Sekunden zu spielen. Die Zeit wurde knapp. Und dann der Pfiff - Siebenmeter. Fluch oder Segen? Zuvor hatten sich die Erlanger vom Punkt nicht mit Ruhm bekleckert. Doch diesmal ging alles gut.

Pure Erleichterung. Vor allem bei HC-Cheftrainer Frank Bergemann, der sich schweißnass den Fragen der Presse stellte: "Wir waren zuletzt auswärts nicht vom Glück verfolgt. Heute haben wir es erzwungen, aber es hätte natürlich auch schiefgehen können. Wir haben lange sehr gut gespielt - aus der Abwehr heraus und mit Köpfchen. Als Großwallstadt dann die Schlagzahl erhöht hat, haben wir das Zitterhändchen gekriegt. Aber es ist gut gegangen."

Gästetrainer Maik Hantschke ging sogar einen Schritt weiter: "Wer so viel Glück hat, hat es auch verdient aufzusteigen, und das wünschen wir Euch." Doch dafür müssen die Erlanger noch arbeiten, denn nach der Winterpause ist noch etwas Sand im Getriebe, was die zweite Halbzeit gegen Großwallstadt verdeutlichte. "Wir können ja nicht auf Knopfdruck wie eine Spitzenmannschaft spielen. Wir wollten oft zu viel, mit dem Kopf durch die Wand. Wir sind gerade dabei, das abzustellen, wieder mehr Kompaktheit zu haben. Wir sind auf einem guten Weg, und das müssen wir nicht kaputt diskutieren", betonte Frank Bergemann abschließend.