Im Umfeld richtet sich der HC Erlangen vorsorglich schon jetzt für höhere Ziele aus. Die Verpflichtung von Stefan Adam als neuem Geschäftsführer ist ein wichtiger Schritt. Unterdessen kochen beim Thema Halle die Emotionen hoch.
Ob es sportlich für die Bundesliga reicht, wird sich für die Handballer des HC Erlangen in den nächsten Wochen entscheiden. Der Verein stellt sich vorsorglich schon jetzt erstklassig auf. Denn ab 1. Juli übernimmt der Ex-Bundesliga-Spieler und frühere Manager des THW Kiel, Stafan Adam, den Posten des Geschäftsführers bei den Mittelfranken. Der 41-Jährige beerbt Stefan Becker, der das Amt auf eigenen Wunsch aufgibt, dem HC aber weiter erhalten bleibt.
"Ich weiß, welch enormes Potenzial der HC Erlangen besitzt. Auf den in den letzten Jahren geschaffenen Strukturen lässt sich hervorragend aufbauen. Trotzdem ist im Rahmen der Weiterentwicklung des Vereins einiges zu tun, egal ob in der 1. oder in der 2. Liga. Ich bin hochmotiviert und will meinen Teil dazu beitragen", sagt Adam. Langfristig sei die Bundesliga natürlich das erklärte Ziel, und dafür müsse man die Voraussetzungen schaffen.
Die Verpflichtung von Adam sei ein "absoluter Glücksfall" und der nächste Schritt für den Verein, um noch professioneller zu werden, betont HC-Aufsichtsratsvorsitzender Carsten Bissel.
Öffentlichkeit falsch informiert In Anbetracht der weiter schwelenden Hallendiskussion in Erlangen, geriet die Vorstellung des Neuankömmlings bei der Pressekonferenz fast zur Nebensache. Dass der vom alten Stadtrat eigentlich schon durchgewunkene Neubau nach dem Regierungswechsel in Frage gestellt wird, versteht beim HC Erlangen niemand. "Wir haben ja schon oft betont, dass eine Halle wie in Göttingen, die ohne Zuschüsse 7,2 Millionen Euro kosten würde, unseren Ansprüchen und denen des Schulsports genügen würde, und dort auch die Auflagen der HBL erfüllt wären." Für diese Summe sei die Hiersemann-Halle nicht zu sanieren, Bissel hält eher 15 bis 20 Millionen Euro
für realistisch.
"Die Stadt informiert die Öffentlichkeit falsch." Die Kosten für den Neubau würden künstlich hochgerechnet, ein Umbau-Konzept für die bestehende Sportstätte beruhe auf falschen Zahlen. "Das sieht doch ein Kind, dass man nicht acht Leute auf einen Quadratmeter Fläche pferchen kann, nur um auf die geforderte Menge an Zuschauerplätzen zu kommen", grantelt Bissel, der das Thema Halle als "reines Politikum" betrachtet. Er stellt aber auch klar, dass der HCE sich nicht verschließe, wenn die Stadt einen erstligatauglichen Umbau realisiert.
Eine Frage der Gewichtung Das Argument der angespannten Finanzlage in Erlangen lässt der Ausfsichtsratsvorsitzende nicht gelten. "In anderen Kommunen sieht es genauso aus, und das Thema ist nicht neu.
Man muss sich halt fragen, was welche Gewichtung bekommt?" Die Stadt subventioniere lieber "ein paar wenige, die drittklassiges Theater in Erlangen sehen wollen", anstatt die 40 000 Menschen, die pro Jahr zum Handball strömen.
Auch Stefan Adam, der sich großen Herausforderungen gegenüber sieht, schaltet sich in die Diskussion ein, obwohl er seinen Posten noch gar nicht angetreten hat. "Leider ist es oft so, dass gerade Politiker das Potenzial des Spitzensports nicht erkennen." Der HC Erlangen könne Instrument, Imageträger, Aushängeschild, kultureller oder sozialer Identifikationsfaktor sein. Das sei eine echte Chancen für die Stadt, die ungenutzt bliebe, wenn der HCE seine Heimspiele künftig in Nürnberg, Bamberg oder Coburg austragen muss.
Außerdem bestehe ja ein Bedarf weit über den Spitzenhandball hinaus, erklärt Bissel.
"Man kann doch nicht auf der einen Seite beklagen, dass die Kinder zu fett werden, auf der anderen Seite keinen Platz für sportliche Betätigung schaffen. Das ist ein Witz." Er sei auf den Koalitionsvertrag gespannt, der heute im Erlanger Rathaus unterzeichnet wird. Ein klares Signal für den Neubau erwartet Bissel nicht.