Der HCE bleibt der HCE

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Marc Sontowski (Aufsichtsrat ), Klemens Gsell, Florian Janik, Carsten Bissel, Joachim Herrmann und Armin Kroder (v .l.) priesen die Änderung der Marke HC Erlangen als logischen Schritt einer rasanten Entwicklung. Foto: Sportfoto Zink
Marc Sontowski (Aufsichtsrat ), Klemens Gsell, Florian Janik, Carsten Bissel, Joachim Herrmann und Armin Kroder (v .l.) priesen die Änderung der Marke HC Erlangen als logischen Schritt einer rasanten Entwicklung. Foto: Sportfoto Zink

Der Bundesligist aus Erlangen behält seinen Namen, richtet die Marke aber neu aus und trägt künftig auch die Metropolregion Nürnberg im Vereinslogo.

Als der HC Erlangen vor wenigen Tagen bekanntgab, dass er seine Marke ändern will, bot sich Platz für allerlei Spekulationen. Nennt sich der einzige bayerische Handball-Bundesligist - angelehnt an den Austragungsort seiner Heimspiele - künftig HC Nürnberg oder gar HC Franken? Die Teilnehmerliste der angesetzten Pressekonferenz zum Thema ließ eine Entscheidung mit politischer Tragweite vermuten.
Doch der große Knall blieb aus. "Wir wollten der rasanten Entwicklung unseres Vereins weit über die Grenzen Erlangens hinaus Rechnung tragen und unsere Marke in Wort und Bild den neuen Gegebenheiten anpassen", sagte HC-Aufsichtsratsvorsitzender Carsten Bissel in den Geschäftsräumen der hl-studios in Tennenlohe. Und lieferte gleich einige Zahlen mit, die diesen Ansatz untermauerten. So habe sich der HC Erlangen als Bundesliga-Aufsteiger in der Zuschauer-Rangliste aus dem Stand auf Rang 7 platziert, im Schnitt 5000 Besucher wollten die Heimspiele in der Nürnberger Arena sehen. Ein Drittel davon stamme aus Erlangen, ein Drittel aus dem Raum Nürnberg/Fürth, der Rest aus der Region. Die vielen Sponsoren seien längst nicht mehr nur in der Hugenottenstadt angesiedelt und auch die Fanklubs hätten ihren Ursprung im Umland.


Enorme Strahlkraft

Deshalb sei eine stärkere Identifikaton mit der Region angestrebt worden. Allerdings habe der Name HC Erlangen in den vergangenen Jahren viel Strahlkraft entwickelt, eine Umbenennung - wie schon häufiger gefordert - sei deshalb nicht in Frage gekommen. Zumal die Stadt Keimzelle der Erfolgsgeschichte sei und der sportlich überzeugende Unterbau des Profi-Teams dort angesiedelt bleibe. In Absprache mit allen Sponsoren sei nun entschieden worden, die Metropolregion Nürnberg im Vereinslogo unterzubringen und dafür den TV48, den TB 88 und die CSG Erlangen zu streichen, aus denen der HCE 2001 hervorgegangen war.
Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik war dementsprechend erfreut, dass ihm der stärkste Botschafter seiner Stadt nominell erhalten bleibt. "Das ist ein Bekenntnis zur Metropolregion, aber keine Abkehr von Erlangen", sagte das Stadtoberhaupt, dessen Siegerlächeln nicht ganz überzeugte. Er betonte aber auch, voll hinter der Entscheidung zu stehen, in Erlangen keine erstligataugliche Halle gebaut zu haben. "Wenn die Pläne, die vorlagen, umgesetzt worden wären, wären Zuschauerzahlen wie jetzt undenkbar. Und für etwas Größeres fehlt das Geld. Deshalb ist der HCE in der Nürnberger Arena gut aufgehoben."


Ein Juwel zum Nulltarif

Bissel schob nach, dass der HCE vor drei Jahren natürlich alles andere als glücklich gewesen sei, dass die Stadt Erlangen den Wünschen des Vereins nicht entsprochen habe. "Aber die Situation hat sich inzwischen verändert, die Zusammenarbeit hat sich enorm verbessert. Man hat begriffen, mit dem HC Erlangen ein Juwel in der Hand zu haben." Nürnbergs dritter Bürgermeister Klemens Gesell, dem dieses Juwel zum Nulltarif in die Hände fiel, betonte deshalb auch, dass es kein "schleichendes Abwerben" gebe. "Wir wollen uns für die Region engagieren, unsere Infrastruktur auch für andere nutzbar machen. Jeder darf dabei aber seine lokale Identität behalten."
Größter Gewinner der Markenänderung ist die Europäische Metropolregion Nürnberg, deren Ratspräsident Armin Kroder (Landrat Nürnberger Land) am Image feilen will. "Die Metropolregion reicht vom südthüringischen Sonneberg bis nach Gunzenhausen, von Kitzingen bis an die tschechische Grenze. 3,5 Millionen Menschen leben hier, das Bruttoinlandsprodukt beträgt 125 Milliarden Euro. Wir sind also ein Leistungs-Riese, in der Wahrnehmung aber ein Zwerg." Das soll sich - auch mithilfe eines Leuchtturms wie des HC Erlangen - ändern, sagte Kroder, der auf Nachahmer hofft.
Joachim Herrmann, bayerischer Innen- und Sportminister, stand den Lobeshymnen der in staatsmännischer Eintracht versammelten Podiumsgäste nicht nach. Durch die Markenänderung sei der HCE nun der Handballklub der Region, wobei der Erhalt des Vereinsnamens wichtig gewesen sei. "Erlangen ist kein Kuhdorf, sondern eine stolze Stadt mit Welt-Geltung", sagte Herrmann - auch in Anspielung auf Bundesligisten wie Bittenfeld, Handewitt oder Burgdorf, die zur Markenbildung Stuttgart, Flensburg und Hannover in den Vereinsnamen aufgenommen haben und ihre Heimspiele ebenfalls in den größeren Städten bestreiten.