Skifahrer sind mit Helmen schon gut versorgt

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Foto: dpa
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Der Sturz von Michael Schumacher lässt die Nachfrage nach Schutzausrüstung für den Skisport mit Maßen ansteigen.

Er kennt Meribel in den französischen Alpen gut, Wenzel Polak vom Ski-Service Herzogenaurach. Er ist ein großer Frankreich-Fan und schätzt, dass er mindestens schon 15 Mal zum Skifahren in dem Ort war, in dem "Schumi" so schwer verunglückt ist. Das, was er bislang über den Hergang gehört hat, verwundert Polak als Ortskenner. Seiner Meinung nach sind die Felsen dort gut zu erkennen und man könne dann Obacht geben. Trotz allem versichert er: "Ende März fahre ich wieder hin."

Über eines ist er sich aber sicher: Der schlimme Unglücksfall wird Wirkung haben; Skifahrer werden mehr auf ihre Sicherheit achten und geeignete Gerätschaft kaufen. Polak ist gerade aus dem Urlaub zurück, sein Kollege hat ihm bestätigt, dass die letzten Tage mehr Helme gekauft wurden.
Er sieht das aber unter dem "Wettervorbehalt". Wegen der warmen Temperaturen und dadurch bedingtem Schneemangel stagniert derzeit der Umsatz in der Skibranche.


Nachfrage nach Kameras

Bei ihm selber wurde besonders nach Kameras nachgefragt, wie Schumacher sie getragen hat. Da muss er passen. Mit Sicherheit hat das für ihn sowieso nichts zu tun.

"Sicherheit sollte an erster Stelle stehen", ist Polkas Credo für den Ski-Ausrüstungskauf. Und die fängt für ihn bei den Schuhen an und bei der Einstellung der Bindung. In seiner Firma werden sie nach den strengen Normen des deutschen Skiverbands eingestellt. Digital werden die Bewegungen simuliert und als Ausdruck dem Kunden mitgegeben. "So mit Schubsen und Auffangen des Skifahrers auf den Brettern, wie ich das im Ausland schon gesehen habe, lässt sich nicht garantieren, dass der Skifahrer beim Sturz aus dem Gerät rauskommt", sagt Polak. Im Verhältnis zu diesem Sicherheitsaspekt kommt für ihn der Helm erst an zweiter Stelle. Über den Schutz vor Aufprallfolgen beim Sturz hinaus sieht Polak auch die Gefahr, dass dem Gestürzten am Boden lder nachkommende Skifahrer mit den Skispitzen über den Kopf fährt. Nicht ganz ohne Gefahren sind manche Fahrten mit Sesselliften und Gondeln. An Metallteilen könne man sich anschlagen und verletzen.

"Beim Ski-Bergsteigen ist es üblich - wie beim Bergsteigen - einen Helm zu tragen, immer dann wenn Steinschlag droht", weist Polak auf eine verwandte Sportart mit "Helmpflicht" hin. Diskutieren kann man seiner Meinung nach, ob man beim Langlauf Helm tragen sollte. "Wegen des Gewichts von 400 bis 600 Gramm verzichten die meisten darauf", weiß er. Allerdings ist die Verletzungsgefahr hier objektiv geringer.


Helme nicht im Verleih

Sport Hoffmann verkauft und verleiht Skiausrüstung. Helme gibt es nicht im Verleih. Verkaufsleiter Roland Gillich spricht von einer "gewaltigen Nachfrage nach Helmen". Da dürfte es eine Rolle spielen, dass man Helme eben nicht leihen kann. Wichtigstes Auswahlkriterium ist die Passform, dass der Helm richtig am Kopf sitzt. Die Stirn muss unter den Helm sein; der Helm nützt nichts, wenn er wie ein kesses Freizeithütchen in den Nacken geschoben ist. Gillich denkt bei Schutzausrüstung auch an Rückenprotektoren, um die Wirbelsäule nicht zu gefährden. Insgesamt gelte aber: Was man braucht oder zum Schutz haben sollte, hängt immer davon ab, wo man unterwegs ist. Lothar Müller von Lothar's Sportecke in Ebermannstadt fährt selber mit Protektor. Er sei so leicht, dass man ihn nicht spüre, versichert er.

Seiner Meinung nach tragen auf Pisten inzwischen schon 90 Prozent der Skifahrer Helme. "Bei Helmen gibt es schon eine gewisse Marktsättigung", sagt er. Einen großen Anstieg der Verkaufszahlen hat Müller dagegen nach dem Skiunfall des thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus vor fünf Jahren beobachtet. Damals, am 1. Januar 2009, stieß Althaus auf der österreichischen Riesneralm mit einer Skifahrerin zusammen, die an den Folgen des Unfalls starb. "Damals sagten alle Leute: ,Ich brauch' einen Helm'", erinnert Müller sich.