Selbstpflück-Felder in Höchstadt: Das Geschäft mit der Ehrlichkeit

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Zwei Kilo Kartoffeln kauft Annette Schulz an dem Gemüsewagen an der Schönwetterstraße. Die zwei Euro dafür zahlt sie gerne. Fotos: Franziska Rieger
Zwei Kilo Kartoffeln kauft Annette Schulz an dem Gemüsewagen an der Schönwetterstraße. Die zwei Euro dafür zahlt sie gerne. Fotos: Franziska Rieger
Blumen zum Selbstpflücken an der B 470 bei Gremsdorf: Silvia Pahner zahlt gerne für die Gladiolen.
Blumen zum Selbstpflücken an der B 470 bei Gremsdorf: Silvia Pahner zahlt gerne für die Gladiolen.
 
 

Blumen zum Selbstpflücken oder Kartoffeln zum Mitnehmen: Verkaufsstände, an denen Kunden einfach ihre Ware nehmen und Geld in eine Kasse werfen, gibt es auch in Höchstadt. Die Betreiber erzählen, ob das auch funktioniert.

Silvia und Dieter Pahner schlängeln sich im Blumenfeld an der B 470 zwischen den Reihen mit bunten Gladiolen und den hohen Sonnenblumen hindurch. Blumen zum Selbstpflücken - "Das ist was Tolles", findet Silvia Pahner. Drei Stiele Gladiolen hat sie abgeschnitten. 80 Cent kostet einer, ebenso eine Sonnenblume. Dass Kunden dort kein Geld in die Kasse werfen, dafür haben die Pahners kein Verständnis. Der Vorteil der Selbstpflückfelder, wie das Ehepaar findet: Die Blumen kommen frisch vom Feld und sind nicht aus dem Ausland importiert.

Seit 2013 bepflanzt Heidi Kaiser das Blumenfeld an der B 470 bei Gremsdorf. In Eichenhof (Lkr. Bamberg) führt die studierte Landwirtin einen Bauernhof mit Café und Hofladen. Insgesamt kümmert sie sich um 20 Selbstpflückfelder, von Bamberg über Hirschaid bis nach Nürnberg. Zwei Mal pro Woche fährt sie dafür durch die Region, leert die Kasse aus und schaut nach dem Rechten. "Ich verdiene Geld damit, sonst würde ich es nicht machen", sagt Kaiser.

Ein ganzes Feld abgeschnitten

Probleme bleiben natürlich trotzdem nicht aus: Im Nürnberger Land sei schon einmal ein ganzes Feld abgeschnitten worden. "Und dann weiterverkauft", vermutet Kaiser. Generell sei sie aber zufrieden: "Höchstadt ist ein ehrliches Gebiet." Die Lage zwischen Autobahnauffahrt und B 470 gefalle ihr gut, so kommen schließlich viele potenzielle Kunden am Feld vorbei.

An der Schönwetterstraße, ein paar Meter weiter Richtung Höchstadt, setzt Landwirt Günther Geyer ebenfalls auf die Ehrlichkeit seiner Kunden. In einem Holzwagen verkauft er Kartoffeln, Gurken und Kürbisse. Die Kürbisse kosten je nach Größe zwischen 50 Cent und zwei Euro, Zucchini gibt es ab 50 Cent. Mindestens einmal am Tag schaut der Landwirt aus Kieferndorf dafür an dem Stand vorbei, bringt neues Gemüse und leert die Kasse.

Doch manchmal fallen aus der nur ein paar Cent heraus. "Das sind immer die Gleichen", sagt Geyer. Die, das sind Kunden, die sich zwar etwas nehmen aber dafür kein Geld in die Kasse werfen. Oder nur ein paar Cent, um nicht aufzufallen. Regelmäßig komme das aber nicht vor. Mit einem großen Schild im Stand appelliert er an das Gewissen der Passanten. "Es sind gute und schlechte Tage dabei", sagt Geyer.

Eigentlich sei er aber zufrieden. Besonders vor Halloween seien die Kürbisse ausverkauft. "Ich mache es, weil es sich schon ein bisschen rentiert", sagt Geyer. Sich selbst an dem Stand hinzustellen und zu verkaufen, das rentiere sich nicht. Auf seinem Hof kann zwar auch eingekauft werden - aber dort kommen nicht so viele Passanten vorbei wie an der Schönwetterstraße.

Günstiger als im Supermarkt

So wie Annette Schulz. Sie hat sich an dem Stand einen Zwei-Kilo-Sack mit Kartoffeln gekauft. Zwei Euro muss sie dafür in die Kasse werfen. Ein unschlagbarer Preis, findet sie. Im Supermarkt seien die Kartoffeln teurer. Natürlich müsse man dafür immer etwas Kleingeld parat haben, bekommt nicht gewechselt wie in einem Supermarkt. Aber Schulz findet: "Für zwei Euro muss man sich nicht erwischen lassen."