Im Steigerwaldstädtchen gibt es jetzt einen Skulpturenweg. Die Künstler haben sich für ihre Werke von regionalen Sagen inspirieren lassen.
Nein, Georg Zipfel stand für den Jakobspilger nicht Modell, obwohl der ehemalige Bürgermeister der Stadt
Schlüsselfeld den "Camino" in mehreren Etappen gegangen ist. Die Lösung ist einfach: Der Jakobsweg verläuft durch das Städtchen im Steigerwald. Auf dem Kirchenumgriff gibt es zudem seit der Altstadtsanierung einen Jakobsbrunnen mit der Muschel als Wahrzeichen. Was lag da näher, als einen Pilger dazuzustellen.
Der Pilger ist eine von drei Holzskulpturen, die beim diesjährigen Winkelmarkt im Juni entstanden sind. Resi Hofmann, Thüngfelder Schnitzerin mit der Kettensäge, und vier ihrer Schnitzerkollegen haben sie unter den Augen der Zuschauer geschnitzt. Anlässlich der Martinikirchweih am Sonntag wird der Schlüsselfelder Skulpturenweg mit den drei Kunstwerken eingeweiht.
Unter den Linden am historischen Markt fand das erste Werk einen Platz. Dass es als Sitzbank ausgeführt wurde, die auch ihrem Zweck entsprechend genutzt werden kann, ist an dieser Stelle im Herzen der Stadt sehr praktisch.
Glocke wies den Weg
Das Schnitzwerk nimmt Bezug auf die Sage der Amalie von Lauffenholz, der einstigen Burgherrin aus dem Schlüsselfelder Ortsteil Obermelsendorf. Nach der Überlieferung soll sie sich mit ihren Hofdamen im eigenen Wald verirrt und in der Dunkelheit nicht mehr heimgefunden haben. Erst als sie das Läuten einer Kirchenglocke hörten und dieser folgten, kamen die herrschaftlichen Damen an die Tore von Schlüsselfeld. Aus Dank schenkte Amalie von Lauffenholz den Wald der Stadt Schlüsselfeld. "Die Thüngfelder behaupten allerdings, es habe sich um die Glocke ihrer Kirche gehandelt", fügt Bürgermeister Johannes Krapp (CSU) an. An der Bank jedenfalls wurde die Schlüsselfelder Pfarrkirche Sankt Johannes nachgebildet. Noch hinzukommen soll die Figur der edlen Dame und eine Eule, die über den Köpfen im Gezweig der Linden sitzen wird.
Schaurig schön ist auch die Sage von den "Heuchelheimer Brunnenmädchen". Die unglücklichen Steigerwälderinnen stehen nahe beim Brunnen im Stadtgarten hinter dem Rathaus. Glaubt man der Sage, so sind die drei Schönheiten alljährlich zum Heuchelheimer Dorffest aus dem Brunnen gestiegen, um sich mit den jungen Burschen zu vergnügen und zu tanzen. Nur bis Mitternacht, dann mussten sie wieder in ihr Reich zurück. Die Burschen wollten sie jedoch nicht gehen lassen und schafften es, eine von ihnen zum Bleiben zu überreden. Als sie mit Verspätung wieder zurückkehrte, nahm sie die Burschen mit an den Brunnen. Wenn Blut aus dem Brunnen aufsteige, komme sie nie mehr zurück, sagte das Wesen. Die Mädchen seien nie mehr gesehen worden.
Die Übergabe findet am Sonntag um 11 Uhr statt. Beginn ist unter den Linden.