Schlosshotel Pommersfelden zu Unrecht in Verruf

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Mit einer Gegenlesung reagierten 2011 die Pommersfeldener auf die Lesertreffen im Schlosshotel.
Mit einer Gegenlesung reagierten 2011 die Pommersfeldener auf die Lesertreffen im Schlosshotel.
2012 begegneten sie ihnen mit einem "bunten Lauf".
2012 begegneten sie ihnen mit einem "bunten Lauf".
 
An beiden Veranstaltungen nahmen Bürgermeister Hans Beck und Graf Paul von Schönborn teil.
An beiden Veranstaltungen nahmen Bürgermeister Hans Beck und Graf Paul von Schönborn teil.
 

Die Pächter des Schlosshotels Pommersfelden vermieteten 2013 nicht an als extrem rechts geltende Gruppen. Trotzdem wurde das Haus als Tagungsort kolportiert.

Jahrelang mietete der "Schulverein zur Förderung der Russlanddeutschen in Ostpreußen" an einem Frühlingswochenende Räumlichkeiten im Schlosshotel Pommersfelden. 2012 war definitiv das letzte Mal. 2011 hatte eine "Gegenlesung" vor dem Schlosspark die öffentliche Aufmerksamkeit auf das "Lesertreffen" des als extrem rechts geltenden Verlags "Lesen und Schenken" gerichtet.

Hausherr Graf Paul von Schönborn und auch Pommersfeldens Bürgermeister Hans Beck hatten an der "Gegenlseung" teilgenommen. Schönborn wünschte sich damals, dass diese Veranstaltung in den Hotelräumen nicht mehr stattfinde. In der Folge setzten sich der Verpächter, der Kommunalpolitiker und die Pächter des Hotels an einen Tisch. Das Ergebnis: Noch im Jahr 2011 sagten die Pächter eine Buchung für 2013 ab. "Graf Schönborn hat sich sehr gefreut. Er ist seinen Pächtern für ihre Entscheidung dankbar", teilte dessen Pressesprecherin Antoinette Fehlinger mit. Die Pächter beabsichtigen inzwischen nach ihrem Angaben, andernorts ein Hotel zu kaufen.

Treffen schon vor Übernahme

Das Treffen hatte wohl schon fünfmal stattgefunden, ehe die derzeitigen Hoteliers Ende 2003 das Schlosshotel pachteten. "Uns war Ausrichtung der Treffen nicht klar, wir sind nicht bei der Tagung dabei", sagt im Nachgang die Pächterin.

Ihr war das sehr traditionelle Auftreten und die recht hausbackene Kleidung der teilnehmenden Frauen aufgefallen. "Die Teilnehmer wirkten auf mich wie Landsmannschaften. Rechts von der CSU, das gibt es." Beobachtet haben die Pächter auch, dass von den Veranstaltern in den Jahren vor 2011 junge Leute weggeschickt wurden, die dem "Typus rechtsextrem, der NPD nahestehend" entsprachen. Bei der Gegenlesung 2011 sind sie ebenfalls in Erscheinung getreten.

Doch für die Hoteliers war die Sache nicht erledigt. In diesem Frühjahr kursierte eine Einladung des Schulvereins, in der als Veranstaltungsort wieder das Schlosshotel angegeben war. Tatsächlich war das Treffen in einem Hotel im Erzgebirge. "So wollte man wohl den Tagungsort geheim halten", vermuten sie.

Anwalt musste tätig werden

Die Hoteliers schalteten einen Anwalt ein. Doch nicht genug des Ärgers. Die Organisation Aida (Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle) München, die seit gut zehn Jahren auf rechtsextreme Aktivitäten in Süddeutschland aufmerksam macht, hatte ebenfalls ein diesjährige Treffen des Schulvereins in Pommersfelden publiziert. Die Pächter nahmen Kontakt auf und wollten den tatsächlichen Hergang darstellen. "Wir wurden nicht für voll genommen", beschreiben sie die Reaktion von Aida-Mitarbeitern.

Schadensersatz gefordert

Also beauftragten sie den Fachanwalt auch mit dieser Richtigstellung. 6500 Euro Anwaltshonorar sind insgesamt angefallen. Jetzt versuchen sie, den Schaden ersetzt zu bekommen.
"Wir haben uns komplett distanziert und das 2012 auch allen mitgeteilt. Jetzt fühlen wir uns geprellt", beschreibt die Pächterin ihre Situation. Auswirkungen auf Buchungen durch langjährige Kunden hatten die Vorfälle wohl nicht. Allerdings ist der Wunsch von Michael Helmbrecht, dem Sprecher der Gräfenberger Bürgerinitiative, nicht direkt in Erfüllung gegangen. Bei der Gegenlesung 2011 hatte er explizit demokratische Organisationen eingeladen, das Schlosshotel für ihre Veranstaltungen zu buchen.

Als Beispiel für "demokratische Organisationen", die im Zeitraum zwischen den Gegenveranstaltungen im Schlosshotel tagten, führt die Pächterin den German Marshall Fund an.
Die weltweite Vereinigung, eine amerikanische Gründung, hält mit internationalen Delegationen in jedem Jahr eine einwöchige Konferenz zum Thema internationale Verständigung und Verbesserung der transatlantischen Beziehungen ab. Diesmal eben in Pommersfelden.