Dass die Polizei beim Wahrheitsgehalt von Anzeigen, die bei ihr eingehen, mit Vorsicht vorgehen muss, zeigte sich am Dienstag in Höchstadt.
In der Nacht zum Dienstag kam, gegen 1.45 Uhr, ein 19-Jähriger zur Polizei in Höchstadt. Er sei im Bereich der alten Aischbrücke angegriffen worden, als er mit dem Fahrrad in Richtung Karpfenkreisel unterwegs gewesen war. Dies teilte die Polizei gestern mit.
Ein unbekannter Mann habe ihn angesprochen und mehrfach um Hilfe gebeten. Als der junge Mann von seinem Fahrrad abstieg und helfen wollte, habe ihm der andere grundlos und ohne Vorwarnung mit einem Stock gegen Kopf und Oberkörper geschlagen. Vom Angriff überrascht, sei er geflüchtet und gleich mit dem Fahrrad zur Polizeiwache gefahren.
Den Täter konnte er beschreiben. Er habe sehr dunkle Hautfarbe gehabt und gebrochen deutsch gesprochen. Die Polizei leitete eine Fahndung ein. Doch vom Schläger war keine Spur.
Am nächsten Tag, das teilt Polizeichef Jürgen Schmeißer auf Anfrage mit, müsse daran gezweifelt werden, ob diese Geschichte stimmt und die Tat überhaupt stattgefunden hat. Nach Stand der Ermittlungen "muss man davon ausgehen, dass es sich um einen fingierten Sachverhalt handelt", so Schmeißer.
Widersprüche bei der Aussage
Der Mann habe sich bei seinen Aussagen in Widersprüche verstrickt, die stark die Vermutung zulassen würden, dass die Geschichte vom dunkelhäutigen Schläger frei erfunden ist. Der angeblich Geschädigte habe sich mehrfach bei banalen Details der angeblichen Tat verhaspelt.
Der 19-Jährige, der bei der Polizei selbst kein Unbekannter sei, habe zwar Verletzungen am Oberkörper vorgezeigt. Diese, so Polizeichef Schmeißer, hätten jedoch nicht den Eindruck hinterlassen, gerade eben erst zugefügt worden zu sein, beziehungsweise von Stockhieben zu stammen.
Trotz der Zweifel, das betont Schmeißer, sei sofort eine Fahndung und, wie in solchen Fällen üblich, ein Strafverfahren gegen Unbekannt eingeleitet worden.
Vortäuschungen von Straftaten, was selbst eine Straftat darstellt, gebe es immer wieder, sagt der Polizeichef. Allerdings komme das eher bei Fällen von Versicherungsbetrug vor.
Ob es sich um eine erfundene Geschichte handelt, um damit Asylbewerber, oder allgemein Menschen anderer Hautfarbe in ein schlechtes Licht zu rücken, könne wohl nie bewiesen werden, so Schmeißer. Auch, ob dies womöglich unter dem Eindruck der Gewalttat eines Asylbewerbers im Zug bei Würzburg in der Nacht zum Dienstag geschah, sei offen. Es müsse jedoch anhand der Aussage des Mannes stark von einer fingierten Tat ausgegangen werden. Es sei denn, es fänden sich noch andere Hinweise.