Auf dem Samainhof bei Parsberg leben 34 Menschen, die ihre Verbindung zur Natur stärken wollen. Etliche Mitglieder der integrativen Gemeinschaft sammelten nun Erfahrungen bei einer Kutschfahrt durch Franken, unter anderem auch durch das Mohrhof-Gebiet.
Was braucht der Mensch zum Glücklichsein? Dieser Frage geht die Samaingemeinschaft mit Hauptsitz in Parsberg in vielfältiger Weise nach. Antworten finden sich in der Verbindung zur Natur.
Dieser Tage unternahm die Gemeinschaft eine viertägige Kutschfahrt unter Freunden durch Franken. Andreas Soukop vom Islandhof Arnleithen in der Fränkischen Schweiz organisierte die Ausfahrt. Mit dem Start und Ziel in Burgebrach legten sie über den Steigerwald-Hochweg, Prichsenstadt, Burghaslach, Mohrhof und Pommersfelden eine Strecke von gut 160 Kilometern zurück. An idyllischen Plätzen wurden die Zelte aufgeschlagen, Pferde versorgt, Geschichten erzählt, gemeinsam gegessen und viele freundschaftliche Erfahrungen vertieft.
Zehn Kutschen, teils historischer Art, 17 Islandpferde und rund 30 Freunde vom Kleinkind bis zum Erwachsenen, Menschen mit Behinderung wie die querschnittgelähmte Petra Hofbauer oder andere, die durch seelische Leiden
beeinträchtigt sind, machen mit bei der Verwirklichung einer Lebenseinstellung wie im Samain.
Samain war das wichtigste Fest im Jahreslauf unserer Vorfahren, dem Naturvolk der Kelten. "In der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November trafen sie sich in dem Versuch, in symbolischen Handlungen die Gegensätze zu vereinen, die verschiedenen Elemente zu versöhnen, das Gleichgewicht in der Welt zu erkennen", schreibt die Samainhof-Gemeinschaft in ihrem Programm. Samain beschreibt eine innere Haltung, sich mit allen Aspekten des menschlichen Seins anzufreunden und auszusöhnen. "Diese Sichtweise eines Naturvolkes beeindruckt uns", erläutern die Freunde.
Die Anfänge der Samainarbeit reichen über 30 Jahre zurück.
Über die therapeutische Arbeit des Visionärs und Psychotherapeuten Sepp Schleicher lernten sich Menschen kennen, die auf der Suche nach einem erfüllteren Leben an seinen Seminaren oder Gruppen teilnahmen.
Die Pferde spielen dabei eine zentrale Rolle. "Im Kontakt mit den Tieren ist man ganz schnell am Brennpunkt eigener Themen", erklärt Psychotherapeutin Monika Winter. Im Umgang mit den Pferden ist eine Verstellung der Persönlichkeit nicht möglich. Verhaltensmuster werden hier rasch deutlich, und sowohl durch diese Erkenntnis als auch durch den Umgang mit den anderen Menschen der Gruppen kann eine Veränderung erreicht werden.
Auf dem integrativen Samainhof, den es seit 2001 gibt, leben mittlerweile 34 Menschen im Alter von zehn bis 73 Jahren. Beeindruckend ist die Geschichte von Petra Hofbauer, die als 27-Jährige nach einem Autounfall querschnittgelähmt ist.
Die ausgebildete Erzieherin, Tänzerin und Pferdeliebhaberin fällt in ein tiefes Loch. Von medizinischer Seite gibt es wenig Hoffnung.
Doch die junge Frau besinnt sich auf die Kraft der Pferde und schafft es gemeinsam mit Freunden, sich wieder auf das Pferd zu setzen. Sie schöpft so viel Energie und Lebensmut, dass sie ihren Lebenstraum eines eigenen Kindergartens in die Realität umsetzen kann. Der integrative Natur- und Waldkindergarten der Samaingruppe feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen.
Doch zurück zur Kutsch-Ausfahrt: "Wir erleben beeindruckende Teilnahme, aber auch Desinteresse bis hin zu Unverständnis auf unseren Ausfahrten", schildert Sepp Schleicher die Erlebnisse. "In Castell lud uns der Fürst spontan zur Übernachtung auf seinem Gelände ein, das war etwas ganz Besonderes", begeistert er sich.
"Leider gibt es Autofahrer, die sich mit Pferden auf der Straße nicht auskennen", müssen er und seine Kollegin Monika Winter ergänzen. "Rücksichtsloses Überholen, aufheulende Motoren oder geringer Abstand sind sehr gefährlich und können dazu führen, dass die Tiere scheuen und durchgehen."
In der Gegend um Höchstadt habe die Gruppe besonders viel Interesse und Zuspruch erlebt. So sei es auch für Thomas Dressel aus Mohrhof geradezu eine Selbstverständlichkeit gewesen, dass er dem Tross eine Lagerstätte auf der Obstbaumwiese anbot.