Im März schließt die Firma Hörrlein in Adelsdorf. Inhaber Hans-Peter Hörrlein entwirft Ideen, wie es mit dem Betriebsgelände weiter gehen kann.
Seit letztem Jahr ist klar: Das Adelsdorfer Traditionsunternehmen Hörrlein schließt. Zu viel müsse man investieren. Der Standort gebe eine Erweiterung nicht her. Die Konservenfabrik, früher am Ortsrand, ist mittlerweile eingeklemmt zwischen Siedlungen. Das neue Wohngebiet Reuthsee wird in direkter Nachbarschaft hochgezogen.
Wenn am 17. März das letzte Glas Gurken vom Band gelaufen ist, könnte es sich Geschäftsführer Hans-Peter Hörrlein eigentlich gemütlich machen. Doch der 64-Jährige denkt nicht an Ruhestand. Er will das Gelände nach der Schließung "nicht einfach verscheppern", wie er sagt. Das Areal mit 10 000 Quadratmetern auszuschreiben und zu verkaufen, das sei einfach. Er könne auch sagen: Mir doch egal, was danach gebaut wird. Doch Hörrlein plant etwas Eigenes, etwas Bleibendes für seine Heimat Adelsdorf.
"Wir haben die einzigartige Gelegenheit, die neue Mitte Adelsdorfs zu schaffen", sagt er. Durch das Wohngebiet Reuthsee sei die Lage seines Firmengeländes quasi ins Zentrum des Ortes gerückt. Diese Chance wolle er nutzen.
Nach dem Abriss der Hallen (3800 qm Produktion, 1000 qm Lager, 600 qm Kühlhäuser) soll ein Wohngebiet entstehen. Es soll sich um generationengerechtes Wohnen handeln. Fünf zweistöckige Häuser mit je sechs Eigentumswohnungen sollen gebaut werden.
Im Giebel der Spitzdächer soll sich je ein Loft befinden. Alle Appartements barrierefrei mit Aufzug. Doch für Hörrlein - der nicht der größte Freund der Reuthsee-Bauweise ist - steht fest: "Wir werden nicht alles mit Wohnbebauung voll pflanzen." Er denke auch an eine Begegnungsstätte für Jung und Alt. Ein Reuthsee für Rentner solle es nicht werden. Grün soll vorherrschen. Ein Durchgang zu Radweg und Reuthsee sowie ein Platz sind geplant.
Gastro und Gesundheitszentrum
Herzstück soll ein Geschäftshaus mit 1000 Quadratmetern Nutzfläche werden. Hörrlein denkt an ein "Gesundheitszentrum". Das Potenzial sei alleine wegen der Reuthsee-Anwohner da. "2000 Leute brauchen Infrastruktur", sagt Hörrlein.
Vieles sei denkbar: Apotheke, Kinderarzt, Physiotherapie, kleinere Geschäftsmöglichkeiten. Auch eine Gastronomie solle sich ansiedeln. Vielleicht ein moderner Mix aus Café und Restaurant. Vielleicht ein Bäcker, vielleicht ein Italiener. Man sei noch mitten in der Planung. Es sei noch nichts beschlossen, außer, dass es eine "nachhaltige Sache" sein soll. Nur 60 Prozent des Areals will er bebauen. "Der Biofreak Hörrlein ist nach wie vor da", sagt er. Seine Pläne habe er auch schon dem Seniorenbeirat und dem Runden Tisch vorgestellt.
Fischkal begrüßt das Projekt
"Es ist absolut begrüßenswert", sagt Bürgermeister Karsten Fischkal (FW). Es sei gut, dass man sich gemeinsam Gedanken macht. "Für Wohnraum für junge Menschen ist ja jetzt gesorgt", sagt Hörrlein in Bezug auf den Reuthsee. Er denke einen Schritt weiter. Es gebe sicher viele ältere Menschen, die in die Nähe ihrer Kinder ziehen wollen. Raus aus dem zu groß gewordenen Haus, rein in eine praktische, altersgerecht gestaltete Wohnung.
Hörrlein will sein Vorhaben von einem Projektentwickler umsetzen lassen. Doch kann er garantieren, dass auch tatsächlich ältere Menschen einziehen? Ähnliche Projekte, auch in Adelsdorf gleich gegenüber in der Bahnhofstraße, hatten ja nicht den größten Zuspruch von Senioren gefunden.
Was er vorgeben wird, sei die Art der Bebauung. Wenn dann die Wohnungen vom Investor ausgeschrieben werden, fänden sich passende Marketingstrategien. "Sie finden ja auch kaum eine Werbung für einen Treppenlift in der Bravo", sagt Hörrlein und lacht.
Er sei guter Dinge, dass sein Projekt zur "Brücke zwischen dem bestehenden und dem jungen Dorf" wird.
Schon in einem Jahr will er die Hallen abgerissen haben. 2019 sollen die Häuser bezugsfertig sein. "Ein sportlicher Zeitplan", sagt Hörrlein. Aber schließlich ist er bald im Ruhestand. Und da braucht man ja was zu tun.