Pressesprecherin aus Leidenschaft: die Frau hinter der Meldung

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Hannah Reuter, Sprecherin des Landratsamtes, ist Wahlfränkin. Im Sommerinterview erzählt sie, wie sie in den Landkreis Erlangen-Höchstadt gekommen ist.
Hannah Reuter, Sprecherin des Landratsamtes, ist Wahlfränkin. Im Sommerinterview erzählt sie, wie sie in den Landkreis Erlangen-Höchstadt gekommen ist.

Hannah Reuter, Sprecherin des Landratsamtes, ist Wahlfränkin. Im Sommerinterview erzählt sie, wie sie in den Landkreis gekommen ist.

Wenn in Zeitungsartikeln Sätze mit den Worten "Wie das Landratsamt Erlangen-Höchstadt mitteilt" beginnen, dann ist sie quasi immer mit im Spiel. Hannah Reuter ist Pressesprecherin des Landratsamtes. Sie hat ihre Augen und Ohren im Amt überall und ist Ansprechparterin für Journalisten. Im FT-Sommerinterview drehen sich die Fragen aber ausnahmsweise einmal nicht um gelbe Säcke, Buslinien oder Umweltauflagen, sondern um ihren Job. Und um sie selbst.

Frau Reuter, Sie kommen aus Bergisch-Gladbach im Rheinland. Wie sind Sie denn nach Erlangen-Höchstadt gekommen?
Hannah Reuter: Ich habe in Bonn begonnen Nordamerikastudien, Politikwissenschaften und Geschichte zu studieren, bin später nach Berlin gezogen und habe dort den Abschluss gemacht. Während meiner Zeit an der Universität habe ich ein Jahr in Schweden studiert.


Sprechen Sie Schwedisch?
Ja, ziemlich gut sogar. Ich habe ein absolutes Faible für Schweden und alles, was nordisch ist.

Wie kommt's?
Schon als ich klein war, habe ich die Bücher von Astrid Lindgren verschlungen. Sie ist eine tolle Person. Ich hatte mir damals gesagt: Irgendwann kannst du die Bücher auch mal im Original lesen. Später habe ich dann einen Schüleraustausch nach Schweden und Sprachkurse gemacht.

Was heißt denn Pressesprecher auf Schwedisch?
Eigentlich presstalesman. Was aber unfair ist, weil es das nicht in der weiblichen Form gibt. Von daher würde ich lieber informatör sagen. Das bezieht mit ein, dass ich die Kollegen intern auch berate, wenn es um Öffentlichkeitsarbeit und Informationsaustauch geht.

Wie ging es dann nach dem Studium weiter?
Erst habe ich Station bei der Deutschen Welle in Bonn gemacht.
Haben Sie auch Radiobeiträge gesprochen?
Ja. Sogar einen auf Schwedisch. Das war ein Interview mit einer der bekanntesten Blogerinnen aus Schweden. Später habe ich beim Verband Kommunaler Unternehmen in Berlin ein Traineeship in der Pressestelle gemacht. Während der Ausbildung habe ich auch eine Hospitanz bei der Pressestelle der Stadt Hannover gemacht. Genau in diese Zeit fiel damals der Selbstmord des Hannoveraner Torwarts Robert Enke. Da habe ich in der Pressestelle der Stadt hautnah miterlebt, wie es ist, wenn ein medialer Sturm losbricht. Was ich dort auch gesehen habe, ist, wie eine Kommunalverwaltung aussieht. Ich habe gemerkt, dass mich das sehr interessiert. Deshalb habe ich mich dann auf die Stelle beim Landratsamt Erlangen-Höchstadt beworben.

Sie sind ja so zu sagen eine Wahlfränkin. Oder haben Sie vorher schon Verbindungen hier her gehabt?
Nein, nicht so richtig. Meine Tante hat zwar in Erlangen studiert. An das Erlanger Kennzeichen an ihrem hellblauen VW Käfer kann ich mich noch gut erinnern. Aber hier war ich bevor ich hergezogen bin noch nie.

Gibt es denn einen fränkischen Charakterzug, den Sie festgestellt haben?
Ich finde, die Franken sind extrem soziale Menschen.

Das sagen Sie doch jetzt, weil Sie das sagen müssen, oder?
Nein. Wirklich. Das sage ich, weil es mir aufgefallen ist. Die Menschen hier kümmern sich um die Leute und haben eine gute Nachbarschaft.

Gab es denn auch was, woran Sie sich gewöhnen mussten?
(lacht) Naja, ich bin ja Rheinländerin und Karnevalsfan. Dass man in Erlangen-Höchstadt Helau statt Alaf ruft, daran musste ich mich gewöhnen ja. Dieses Jahr war ich auf meiner ersten fränkischen Prunksitzung bei den Röttenbacher Besenbindern. Und ich muss sagen: Hut ab! Die können richtig, richtig gut tanzen. Aber sie sind ja auch nicht umsonst Deutscher Meister geworden.

Wie muss man sich den Alltag einer Pressesprecherin vorstellen?
Kein Tag ist wie der andere. Wenn man sich morgens einen Plan gemacht hat, kann man sicher sein, dass dieser um 10.30 Uhr schon im Eimer ist (lacht).

Warum ist das so?
Neben der Sprecherin des Landrats bin ich ja auch die Sprecherin des gesamten Landratsamts. Das heißt, dass die Kollegen der einzelnen Sachgebiete mich zu Rate ziehen, bevor sie mit Meldungen an die Öffentlichkeit gehen. Das Schöne am Alltag sind die vielfältigen Themen. Sei es das Asyl, Energiethemen oder die Urwildpferde.

Aber hat man als Pressesprecherin nicht das gleiche Problem wie als Journalist? Man ist nie Experte. Einmal in ein Thema vertieft, muss man sich schon wieder mit etwas ganz anderem beschäftigen.
Das stimmt natürlich. Aber ich bin sehr gerne Generalistin. So wird's nie langweilig. Das Gute ist ja: Ich habe meine Experten alle direkt bei uns im Haus.

Nennen Sie doch mal Eigenschaften, die man als Pressesprecher haben muss.
Sicherlich, dass man es ertragen können muss, mal nicht der Fachmann zu sein. Und man muss auf jeden Fall offen und integer sein.

Was meinen Sie mit integer?
Als Sprecherin möchte ich nur gesicherte Informationen geben. Das heißt, dass ich mich vorher informieren muss. Nicht alles ist von Amtsseite, beispielsweise aus Datenschutzgründen, für die Veröffentlichung bestimmt.

Sind wir hier schon in dem Bereich, dass die Wahrheit ja angeblich sowieso nie öffentlich wird. So lauten ja die Vorwürfe aus der Ecke, die auch gerne "Lügenpresse" sagt.
Das ist natürlich Quatsch. Wir mauern nicht. Aber ein Landratsamt muss darauf achten, dass etwa der Datenschutz und Persönlichkeitsrechte eingehalten werden. Nehmen Sie das Beispiel Jugendamt: Die Presse will ein realistisches Bild einer bestimmten Situation zeichnen können. Wir müssen darauf achten, dass die Rechte der Betroffenen nicht verletzt werden. Uns ist es wichtig, dass man dem Amt vertrauen kann.

Was waren denn die Top-Themen, die Sie in der letzten Zeit beschäftigt haben?
Sicherlich der Öffentliche Personennahverkehr mit dem Ausbau etlicher Buslinien. Aber auch die Wirtschaftsförderung oder der Förderbescheid für das Kreiskrankenhaus St. Anna. Beim Thema Asyl ist es im Moment ja eher ruhig geworden. Aber man weiß nicht, was der Herbst so bringt.

Das sprechen Sie ein wichtiges Thema an. Wie schätzen Sie die Arbeit des Landratsamts in der Hochphase der Flüchtlingswelle ein, als Hunderte in Notunterkünfte einquartiert werden mussten?
Das Amt hat hier einen super Job gemacht. Und das sage ich jetzt nicht nur, weil ich selbst vom Amt komme. Alle haben an einem Strang gezogen. Innerhalb kürzester Zeit wurde der Ansturm bewältigt. Da wurde ja teilweise nur noch in Wochen gedacht. Noch so und so viele Wochen, dann haben wir keinen Platz mehr. Es wurde auch viel im Verborgenen geleistet. Wie zum Beispiel die Koordination der vielen Ehrenamtlichen, die sich für die Flüchtlinge engagieren. Das Thema Asyl wird uns aber noch längere Zeit erhalten bleiben. Denn mit der Integration geht es ja gerade erst los.

Das Gespräch führte Christian Bauriedel.