Die Landwirte beklagen bei einem Ortstermin in Kairlindach den Druck der Discounter und die Auflagen der Politik.
2015 war ein dramatisches Jahr mit vielen schlimmen Ereignissen. Aber auch den Bauern dürfte es nicht in guter Erinnerung bleiben. Da sind vor allem die ruinösen Preise, die den bäuerlichen Familien schwer zu schaffen machen. Ob Milcherzeuger oder Schweinemäster, sie alle haben mit schlechten Preisen für ihre Produkte zu kämpfen.
"Wir erhalten immer weniger von dem, was die Verbraucher an der Ladenkasse zahlen", erklärte Kreisobmann Robert Ort, der sich auf Hof der Familie Stefan und Rudolf Groß in Kairlindach mit Vertretern des Bauernverbandes traf. Denn das Einkommen der deutschen Betriebe habe sich gegenüber 2014 im vergangenen Jahr im Schnitt um 37,6 Prozent verringert - prozentual so stark wie nirgendwo sonst.
Die Lage in den Betrieben ist dramatisch, der Frust in den landwirtschaftlichen Familien ist groß. "Es gibt keine Branche, die so viel arbeitet und dafür so wenig Geld verdient", erklärte Groß. Der Kairlindacher Obmann schaut mehr als skeptisch in die Zukunft: "Ob der Hof, der seit 1780 besteht, einmal an den Enkel übergeht, ist unsicherer denn je", meinte Groß.
Die landwirtschaftlichen Betriebe drehten an der Kostenschraube, wo es geht, und trotzdem rutsche das Konto immer tiefer ins Minus. "Für manchen Betrieb steht die Existenz auf dem Spiel und ein Ende der Preismisere ist nicht in Sicht", erklärte Robert Ort.
Dabei werden die Betriebe gleich doppelt belastet, denn zu den ruinösen Lebensmittelpreisen mache den Landwirten auch die Politik zu schaffen.
Der Bürokratiewust sei groß und durch neue Gesetze, wie die anstehende Düngeverordnung, kämen noch weitere Dokumentationspflichten und Auflagen auf die Betriebe zu. Häufig seien die neuen Auflagen auch mit höheren Kosten verbunden, wurde angemerkt. Dabei bekräftige die Politik immer wieder, dass sie die bäuerliche Landwirtschaft stärken will.
"Aber mit immer mehr Auflagen und Vorschriften kann man das kaum erreichen. Im Gegenteil: Es kann dazu führen, dass vor allem die kleineren Betriebe aufgeben. Und das ist doch angeblich politisch nicht gewollt", schimpfte Kreisbäuerin Evi Derrer.
Durch seine Macht auf dem Markt übe der Handel zusätzlichen Druck auf die ohnehin schon niedrigen Preise aus. Mit Billigangeboten für die Grundnahrungsmittel sollen Kunden in die Läden gelockt werden.
Nur ein Viertel
Die Leidtragenden der "Billig-Preispolitik" vor allem der Lebensmitteldiscounter seien die Landwirte. Kommen die Produkte aus fernen Ländern, werde gerne von fairem Handel und fairen Preisen gesprochen. Das gelte aber wohl nicht für die Produkte aus dem eigenen Land. "Warum ist das hier nicht möglich?", fragte Ort. Es könne nicht sein, dass ein Discounter damit wirbt, dass zehn Eier aus artgerechter Haltung 1,99 Euro kosten, zitierte Ort aus der Anzeige eines Discounter.
Wie Rudolf Groß vorrechnete, erhalten Erzeuger derzeit sechs Cent für ein Glas Milch, 13 Cent für das Getreide für ein Kilo Brot und sechs Cent für ein durchschnittliches Ei. Damit erreiche nur etwa ein Viertel des Lebensmittelpreises den Landwirt. Niedrige Erzeugerpreise jedoch würden kaum auf die Verbraucherpreise durchschlagen.
Die Spannen verbleiben laut Bauernverband bei den Vermarktern, den Verarbeitern und vor allem beim Lebensmitteleinzelhandel.
Die Kreisbäuerin Evi Derrer und ihre Stellvertreterin Agnes Eger verurteilen, dass die heimisch erzeugten Lebensmittel nicht mehr wertgeschätzt würden. Außerdem habe die Gesellschaft meist kein allzu positives Bild von der Landwirtschaft. Und es würden immer wieder beispiellose Hetzkampagnen in Gang gesetzt. Dabei werde übersehen, dass die Lebensmittelskandale nicht von der Landwirtschaft ausgehen.
Zu den Landwirten bekennen
"Die deutschen Landwirte produzieren hochwertige Lebensmittel nach höchsten Standards. Darauf können wir stolz sein", erklärte Robert Ort. Die Landwirtschaft habe weiter eine Zukunft. Aber dafür sei es wichtig, dass sich die Politik, die Bevölkerung und auch der Lebensmitteleinzelhandel zu den Landwirten als Lieferanten hochwertiger Lebensmittel bekennen.