Pfarrer Jaroslaw mit der kräftigen Stimme kehrt zurück

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Pfarrer Jaroslaw beim Verkünden des Evangeliums in der Adelsdorfer St.-Stephanus-Kirche Foto: Johanna Blum
Pfarrer Jaroslaw beim Verkünden des Evangeliums in der Adelsdorfer St.-Stephanus-Kirche  Foto: Johanna Blum

Pfarrer Jaroslaw aus Polen übernimmt schon zum zehnten Mal die Urlaubsvertretung der Adelsdorfer Geistlichen. Falls Pfarrer Thomas Ringer ihn auch 2013 braucht, darf sich der Literaturwissenschaftler vielleicht schon Professor nennen.

Zum zehnten Mal ist der polnische Priester Jaroslaw Nowaszczuk aus Stettin in Adelsdorf. Als Urlaubsvertreter von Pfarrer Thomas Ringer fühlt er sich hier sehr wohl. Man erkennt Pfarrer Jaroslaw - wie ihn seine Schäfchen der Einfachheit halber nennen - an seiner sonoren, kräftigen Stimme, die bei jeder Heiligen Messe das Gotteshaus, ob klein oder groß, erfüllt.

"Schon seit ich denken kann, war es mein Wunsch, Priester zu werden", sagt der 41-Jährige. Er stammt aus dem kleinen Dorf Poradz, das in der Nähe der Stadt Labes liegt. "Von Stettin aus muss man ungefähr 100 Kilometer in Richtung Nordosten fahren", erklärt er genauer.

Mit 19 Jahren trat er ins Priesterseminar in Stettin ein. "Bei uns in Polen besucht man heute sechs Jahre die Grundschule, dann folgen drei Jahre weiterführende Schule. Bis dahin werden alle Kinder zusammen unterrichtet. Dann folgt die Fachschule, das Lyceum, welches als Vorbereitung für ein Studium dient. Nach diesem "Schulweg" hat man praktisch die Universitätsreife erlangt und ist in der Regel 19 Jahre alt.

Ein Kindheitstraum


"Schon als Junge war ich ein eifriger Messdiener, dann Mesner und Organist und zu der Zeit, als der Religionsunterricht noch außerhalb der Schulen erfolgte, war ich Katechet (Religionslehrer)", berichtet Jaroslaw.
Im Jahr 1996 war seine Magisterarbeit fertig und am 1. Juni dieses Jahres empfing er seine Priesterweihe. Anschließend war er ein Jahr Kaplan in Stettin in der Pfarrei der Wallfahrtskirche "Maria von Fatima". "Dann rief mich mein Bischof nach Ostpolen, nach Lublin, der ältesten katholischen Universität Polens. Hier lehrte Papst Johannes Paul II. 25 Jahre lang."

Dort schrieb sich Jaroslaw zum Studium der klassischen Sprachen (Latein, Altgriechisch) ein und schloss dieses im Jahr 2006 mit dem Doktortitel ab. "Seitdem lehre ich an der Universität in Stettin lateinische und griechische Sprache und antike Kultur", erzählt der Pfarrer.

Jaroslaw ist also Literaturwissenschaftler und vor kurzem hat er seine Habilitationsschrift "Das Epigramm - eine jesuitische Theorie dieser Dichtungsgattung im 17. Jahrhundert" beendet. "In einem Jahr bin ich dann Professor, wenn ich die vier an polnischen Universitäten vorgeschriebenen Gutachten bekommen habe", freut er sich.

Keine Kirchensteuer in Polen


Seit dem Jahr 2000 ist er der Sommervertreter des jeweiligen Adelsdorfer Ortsgeistlichen. "Mich hat der damalige polnische Urlaubsvertreter von Pfarrer Hans Eisend, Andreas Posadzy, darauf aufmerksam gemacht, dass er im nächsten Jahr nach Höchstadt zu Dekan Kemmer wechselt. Und so bat ich in Bamberg, sein Nachfolger in Adelsdorf zu werden. Also bin ich jetzt hier in diesem schönen, freundlichen Dorf." "Nur zwei Sommer wurde ich nicht gebraucht", erinnert er sich.

Der polnische Priester hat sich schon gut eingewöhnt und auch die Adelsdorfer lieben ihren Jaroslaw. "Im Pfarrhaus liegt eine Liste aus, in der genau steht, wann und von wem ich zum Essen eingeladen bin. Heute entführt mich sogar der Bürgermeister zum Mittagessen", verrät er stolz.

Dann plaudert er noch ein bisschen über die Situation der Priester in seiner Heimat. "Bei uns ist man ganz lange Kaplan - 15 bis 18 Jahre - , bevor man eine eigene Pfarrei bekommt. Erstens haben wir Gott sei Dank noch genügend Priester und zweitens ist in Polen der Gemeindepriester in erster Linie Administrator (Verwalter). Die Kapläne sind seine Assistenten und diese kümmern sich um die Seelsorge, um die Kinder, die Jugend, die Senioren und um die verschiedenen christlichen Vereine.

Da es in Polen keine Kirchensteuer gibt, werden die Priester nur von Kollekten und Spenden bezahlt und so können sie so gut wie keine Mitarbeiter anstellen. Vieles müssen sie eben selbst erledigen. Es gibt keine Sekretärin, keine Pastoralreferenten, aber auch kaum Organisten. "Nur Pfarrer, die in der Schule Religionsunterricht erteilen, bekommen ein Gehalt. Putzfrauen für Kirche und Pfarrhaus arbeiten ohne Lohn", erklärt er.

Aber auch in Polen geht heute die Zahl der Priester drastisch zurück. "Als ich anfing, waren wir 150 Studenten im Priesterseminar. Jetzt sind es nur noch 60. Wir haben wenige alte Priester und der größte Anteil der Priester liegt im Mittel-Alter - so in meinem Alter - und die jüngeren, wie Kaplan Grzegorz Grinn in Höchstadt, werden auch immer weniger", bedauert er. Bis Ende August bleibt Pfarrer Jaroslaw in Adelsdorf. Dann macht er sich wieder auf den Heimweg. "So Gott - und Pfarrer Ringer - wollen, komme ich im nächsten Jahr, vielleicht als frisch gebackener Professor, gerne wieder", sagt er.