Die Bläserphilharmonie der Stadtjugendkapelle gestaltet gemeinsam mit zwei Chören die Weihnachtsgeschichte etwas anders.
"Mir schwebte schon immer ein großes Werk vor", sagte die Vollblutmusikerin und Dirigentin Andrea Kaschel bei der Besprechung des Weihnachts-Cantoriums "Adveniamus" in den Räumen der Stadtjugendkapelle. Schon bei der Uraufführung in der Kirche St. Magdalena vor drei Jahren sorgte das fulminante Werk für Chor und Orchester bei den Besuchern für Begeisterung und Aufmerksamkeit. Für die kommenden drei Aufführungen bildeten die Bläserphilharmonie der Stadtjugendkapelle und dem Walter-Rein-Chor Erlangen sowie "Cantamus" des Singvereins Uttenreuth eine Kooperation.
Mit beiden Chören erarbeitete Andrea Kaschel bereits vielseitige Konzertprogramme sowohl weltlicher als auch geistlicher Chormusik, auch in Begleitung eines instrumentalen Ensembles. So war es für die Urheber des Werkes, Norbert Engelmann, musikalischer Leiter der Stadtjugendkapelle Herzogenaurach, und Helmut Hetzel, dem Pfarrer von St. Magdalena Herzogenaurach, keine Frage und sie unterstützen Andrea Kaschel bei den Vorbereitungen.
140 Akteure
Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, den Besuchern ein außergewöhnliches Konzerterlebnis zu bieten. So werden bei den Konzerten rund 140 Akteure auf der Bühne stehen und schon die Proben bedeuten eine logistische Herausforderung. Denn das Vereinsheim der Stadtjugendkapelle ist schlichtweg zu klein und die Gemeinschaftsproben finden in der Aula der Carl-Platz-Schule statt.
Im Musikerheim der Stadtjugendkapelle sprach Norbert Engelmann mit Helmut Schneider vom Singverein Uttenreuth und Steffen Schönefeldt, Zweiter Vorsitzender des Walter-Rein-Chors, sowie Andrea Kaschel über die Entstehung von Adveniamus und darüber, was ihn und Helmut Hetzel dazu bewog, die Weihnachtsgeschichte etwas anders darzustellen. "Die bekannte Weihnachtsgeschichte muss sich in Wirklichkeit anders abgespielt haben", sagt Engelmann und verweist dabei auf zahlreichen Sprachen, in denen das Neue Testament übersetzt wurde. Er und Pfarrer Hetzel sind sich auch nahezu sicher, dass über viele Jahrhunderte falsch gedacht worden sei. "Wir betrachteten die Dinge mal aus der Sicht von Maria und Josef, gewannen neue Erkenntnisse und versuchen diese mit den Texten, dem Chor und dem Orchester umzusetzen", erklärt dazu Norbert Engelmann.
So übernahmen Hetzel und der Engelmann teilweise den Bibeltext der Evangelisten und gestalteten ergänzend eigene Dialoge und Kommentare. Sie schufen so eine Neubeleuchtung der Weihnachtsgeschichte mit Hintergründen und Emotionen, die üblicherweise eher am Rand stehen. "Pfarrer Hetzel hat viel Gespür für die Geschichte und auch viel Hintergrundwissen und wir setzen dies eben mit Chor und Orchester um", erläuterte Engelmann einige Passagen. "Denn wie verzweifelt muss Maria gewesen sein, als ihr klar wurde, dass sie ein Kind erwartet. Und warum flüchtete die Familie zu Todfeinden?", stellten sich die beiden Verfasser die Frage.
Stimmungen werden erlebbar
Ähnlich guter Filmmusik illustriert Norbert Engelmann das Geschehen und macht Gefühle sowie Stimmungen erlebbar. Die anfänglichen Zweifel und die spätere Zuversicht bei Maria und Josef, harsche Abweisung bei der Herbergssuche, Verkündigung an die Hirten, die Brutalität und Kälte des Herodes, die atemlose Hatz auf die unschuldigen Knaben oder die Klage und Verzweiflung der Eltern - all das wird akustisch dargestellt. Dass dies sowohl für den Chor als auch für das Orchester eine Herausforderung ist, weiß Andrea Kaschel, die das Orchester und die beiden Chöre dirigiert.
Die Musik von Norbert Engelmann setzt auf Tonmalerei im reich besetzten Orchester und auf abwechslungsreiche Harmonik im Chor. Ein Beispiel sind orientalisches Gepräge, Harmonien und Instrumentierung beim Auftreten der drei Könige, von einem dreistimmigen Männerchor repräsentiert. Aber auch ungewöhnliche Stilmittel werden in "Adveniamus" eingesetzt, zum Beispiel ein Rap über die zunehmende Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes. Den Kontrast dazu bildet der zuversichtliche Schlussgesang über die Ankunft Jesu und unser Ankommen bei ihm.