Wenn es nach Erlangens Oberbürgermeister geht, sollen die Züge über die Paul-Gossen-Straße nach Westen fahren. Die SPD hat Bedenken.
Siemens will das Areal um sein Forschungszentrum im Süden Erlangens zu einem Siemens Campus ausbauen. Im Karree zwischen Paul-Gossen-Straße im Norden, Freyeslebenstraße im Osten und Günter-Scharowsky-Straße sollen neue Gebäude entstehen, die das Gelände kompatibel für das 21. Jahrhundert machen. Unter anderem sogar ein eigenes Hotel. Siemens gab die Bausumme mit 500 Millionen Euro an.
Dieses Großvorhaben für die Forschung nahm Erlangens Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) zum Anlass, eine Trassenvariante für die StUB seiner Fraktion im Stadtrat vorzulegen. Die Trasse soll Erlangen nur im Süden berühren. Balleis gilt als Skeptiker des neuartigen öffentlichen Verkehrsmittels.
Zuganschluss am S-Bahn-Halt Von der Südkreuzung mit den Abzweigen der Nürnberger Straße Richtung Innenstadt, zum Uni-Südgelände und via
Tennenlohe nach Nürnberg soll die Bahnlinie der Paul-Gossenstraße nach Westen folgen. Ein Haltepunkt sollte am künftigen Siemens-Campus sein. Am entstehenden S-Bahn-Halt an der Paul-Gossen-Straße soll die StUB an das Bahnnetz angebunden werden. Von dort aus sollen die Gleise über den Büchenbacher Damm in den Stadtteil führen und dann weiter Richtung Herzogenaurach. Balleis ist der Auffassung, dass dieser Geländedamm durch die Regnitzaue aufgeschüttet werden muss. Die Bahn müsse dort auf einem eigenen Gleiskörper verlaufen wegen der Unfallgefahren, wie sie seinerzeit bei der Seku vorhanden waren. Dieser Punkt sei noch nicht durch die Förderzusage aus München gedeckt.
Technisch schwierig Gegen die Trassenführung bis zum Erlanger Bahnhof - wie bislang im Gespräch - hat Balleis erhebliche Bedenken. Der Bau sei technisch schwierig.
Ein besonderer Knackpunkt sei der Straßenverlauf auf Höhe der Erlanger Stadtwerke. Dort muss die StUB die Bahnunterführung zusammen mit dem Straßenverkehr nutzen. "Hier bürden wir uns einen Ausgabenposten auf, von dem wir nicht wissen, wie wir ihn stemmen können", sagte dazu Balleis.
Florian Janik, der SPD-Kandidat für den Oberbürgermeisterposten, kommentierte Balleis' Vorstoß: "Die so genannte "Campus-Bahn" wäre allenfalls ein kümmerlicher Rest dieses visionären Projekts." Janik befürchtet, Nachteile für die Erlanger Innenstadt, für die Berufspendler wie für die Käufer.
Osten abgehängt Der SPD-Landratskandidat Christian Pech sieht vor allem Probleme, den Osten des Landkreises an die StUB anzubinden.
"Zum einen freut es mich, dass die Erlanger Stadtspitze den Nutzen eines schienengebundenen Nahverkehrssystems, der StUB, erkennt und nun darauf einschwenkt. Zum anderen möchte ich davor warnen, den Osten der Stadt und des Landkreises Erlangen-Höchstadt durch eine abgespeckte "Campus-Bahn" abzuhängen."
Am meisten profitieren soll von einer StUB Herzogenaurach. Verständlich, das sich Bürgermeister German Hacker über Balleis' Sinneswandel freut. Hacker schreibt: "Die Anerkennung der Sinnhaftigkeit eines erweiterten Straßenbahn-Schienensystems zur Stärkung der Verkehrsinfrastruktur des Großraums durch OB Dr. Balleis ist zu begrüßen.
Allerdings ist und bleibt es für das Gesamtprojekt Stadt-Umland-Bahn nicht nur aus Sicht Herzogenaurachs notwendig, eine Anbindung an den im Zentrum Erlangens gelegenen Bahnhof und damit an die überregionalen Züge wie ICE und Regionalexpress der DB beizubehalten."
Alle drei Politiker weisen darauf hin, dass der neue Trassenvorschlag nicht durch die bisherigen Förderzusagen gedeckt sei. Ein neues Verfahren mit neuem Förderantrag usw. sei wahrscheinlich.