Naturräume konkurrieren mit Gewerbeflächen

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Geschützte Naturräume und Gewerbeflächen liegen im Aischgrund zwischen Höchstadt und Adelsdorf nahe beieinander. Der Bund Naturschutz rügt dies. Die beiden Bürgermeister nehmen zu der Kontroverse Stellung.

"Der Aischgrund läuft voll." Das sagte der Vorsitzende des Bunds Naturschutz (BN) in Bayern nicht im Zusammenhang mit dem Hochwasser im Juni. Vielmehr bezieht sich seine Aussage darauf, dass im Raum Höchstadt-Adelsdorf immer mehr Gewerbeflächen ausgewiesen werden. Am Rande der Talaue, der Hochwasserschutzzone.

"Die Entwicklung ist das Gegenteil einer geordneten Siedlungsentwicklung", wirft Tom Konopka, BN-Regionalreferent für Mittel- und Oberfranken, den Beteiligten vor. "Versagt haben hier die Regierung von Mittelfranken, die die Schutzwürdigkeit der Landschaft nicht in den Blick nahm, der Landrat, der die Flächennutzungspläne genehmigen muss, die Mehrheiten der Gemeinderäte, die an den Zielen der Landesplanung und der Regionalplanung vorbei ihre egoistischen Interessen im "Bürgermeisterwettbewerb" um Steuern zur Geltung brachten, der regionale Planungsverband, der ebenfalls den Flächennutzungsplänen zustimmte und
letztlich die Staatsregierung für die Rahmenbedingungen, die es den Landschaftsverbrauchern leicht machen." Das sind harte Vorwürfe.

Doch was sagen die Bürgermeister der "angeklagten" Gemeinden dazu? Höchstadts Stadtoberhaupt Gerald Brehm (JL) ist selbst Mitglied im BN. Und er weiß auch, dass sich der Blick von der Autobahn auf die Aischaue bei Höchstadt verändert hat.

72 Quadratkilometer Fläche

Doch Höchstadt ist eine Flächengemeinde von 72 Quadratkilometern. Wovon nur ein geringer Teil bebaut ist, aber weite Teile Wald und Weiher sind, von denen nicht wenige als Naturschutzgebiete und Vogelschutz flächen eingestuft sind.

"Man kann der Auffassung sein, nichts mehr als Wohn- und Gewerbegebiete auszuweisen", argumentiert Brehm. "Wenn ich schon mein Haus habe, ist mir diese Haltung am sympathischsten. Aber das ist zu kurz gedacht."

Gegenposition

Brehm kann sich auch die absolute Gegenposition vorstellen. Sie lautet, so Brehm, etwa so: "Wir müssen uns gegen die Urbanisierung wehren. Um Nürnberg und Erlangen wird gebaut ohne Ende, der ländliche Raum blutet aus. Die Kosten der Fahrt zum Arbeitsplatz. Wir müssen vor Ort Arbeitsplätze und Wohnraum schaffen."

"Die Wahrheit liegt in der Mitte", bezieht Brehm selbst Position. Unstreitig müssen für ihn das riesige Überschwemmungsgebiet der Aisch, die großen Auen und die ausgewiesenen FFH- und Landschaftsschutzgebiete unangetastet bleiben. Ebenso das kommunale Wasserschutzgebiet. Dazu kommen noch die Flächen für regenerative Energien, insbesondere für Windkraft. "Sie bleiben der Natur belassen", versichert Brehm.

Hingegen bietet sich der Raum östlich des Stadtkerns bis zur Autobahn für Gewerbe an. Das ist die Ecke, die am meisten vom Lärm durch Autobahn und Bundesstraße belastet ist. "Der Blick von der Autobahn ist nicht so schön, aber so bleibt der Naturraum für Höchstadt erhalten. Oder sollen wir vielleicht wegen der Vorbeifahrenden Firmen im Wald der Grethelmark verstecken?", fragt Brehm.

Region mit 60.000 Menschen

Höchstadt hat in 17 Jahren 800.000 Quadratmeter oder 80 Hektar an Gewerbeflächen ausgewiesen. Davon sind etwa 50 Prozent bebaut. Brehm rechnet damit, dass sich vielleicht noch ein größerer Betrieb ansiedeln will. Auf jeden Fall will die Stadt unter den Bewerbern auswählen und nachdenken, wie die Lücken gefüllt werden können.
Neues Gewerbe in der Region Höchstadt, die rund 60.000 Menschen umfasst, war für Brehm vor 17 Jahren notwendig. Die Neuansiedlungen brachten zwischen 1500 und 2000 Arbeitsplätze. "Und vor allem haben wir nun ein breites Spektrum, während damals eine Firma, die Höchstadter Maschinenfabrik, 75 Prozent der Arbeitsplätze stellte."

Auch Adelsdorf ist eine Flächengemeinde. Auf 32 Quadratkilometern leben 7772 Einwohner. "Schon unter meinen Vorgängern fiel der Beschluss, Gewerbe in Richtung Autobahn anzusiedeln. Unter den selben Gesichtspunkten wie in Höchstadt", sagt Adelsdorfs Bürgermeister Karsten Fischkal (FW). Ursprünglich wollte Aldi sein neues Zentrallager in der Weppersdorfer Gemarkung ansiedeln. Dagegen hat sich schon Ewald Münch (CSU), Fischkals Vor-Vorgänger gewehrt, weiß der Amtsinhaber.

Antrag auf Ausweisung

Fischkal liegt ein Antrag der CSU-Fraktion vor, weiteres Gewerbegebiet auszuweisen. Verfügbar aus kommunalem Besitz sind derzeit noch drei Hektar. Kommen Fischkals Vorstellungen zum Tragen, dann liegt das Areal an der Bundesstraße 470, an deren nördlicher Seite.

"Die Südseite ist definitiv ausgenommen von Bebauung", betont Fischkal und beschreibt den Blick nach Neuhaus mit dem Naturschutzgebiet Ziegenanger und der Schutzzone aus landwirtschaftlichen Flächen ringsum. "Dort zum Beispiel ein Lager, das wäre der Supergau für Adelsdorf. Die ganze Region würde ihr Gesicht verlieren."