Musikalischer Märchenabend in Röttenbach

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Beim Storchenballett schien Sandra Ruß vier Arme zu haben. Foto: Heike Reinersmann
Beim Storchenballett schien Sandra Ruß vier Arme zu haben. Foto: Heike Reinersmann

Drei Künstler gestalteten in Röttenbach das Märchen "Kalif Storch" musikalisch.

"Was tun, wenn man vor lauter Langeweile zum Storch geworden ist und den Weg zurück nicht mehr weiß", fragten sich Gudrun Bähr, Sandra Ruß und Wolfgang Hirt bei einem musikalischen Abend in Anlehnung an Wilhelm Hauffs Kunstmärchen "Kalif Storch". Das Trio fand in einer vielfältigen Auswahl von populären Traditionals sowie Werken moderner Klassiker stimmige Antworten. Die drei Interpreten hatten sich Gedanken über die musikalische Ausmalung und stimmliche Modulation gemacht. Das Ergebnis ihrer Arbeit begeisterte das Publikum im gut besetzten Saal des katholischen Pfarrheims in Röttenbach.
Beschwingt führten Sandra Ruß am Akkordeon und Gudrun Bähr mit der Querflöte in das Märchen ein. Sie ließen eine orientalisch bunte und heiter drängende Atmosphäre entstehen.
Gekonnt lenkten sie mit dem bulgarischen "Itamar Freilach" die Aufmerksamkeit des Publikums auf den Beginn des Märchens.
Wolfgang Hirt nahm diesen frisch gesponnenen Faden auf und entwickelte mit einer zunächst sonoren Erzählstimme eine Basis für das Märchen. Wendig oder schmeichelnd wie ein Händler auf dem Basar und mit dem gewissen aberwitzigen Schalk eines Großwesirs mimte er geschickt die verschiedenen Rollen, die dadurch in der Phantasie der Zuhörer rasch Gestalt annahmen.
Mit einem "Storchen-Ballett" zu dem Stück "Tico-Tico" übertrafen sich die drei selbst. Sparsame und sehr gezielt eingesetzte Bewegungen ließen tatsächlich das "Störchische" in ihnen sichtbar werden. Ein zusätzlicher Szenenapplaus sowie die Forderung nach Zugabe waren eine deutliche Bestätigung ihrer Arbeit.
Trefflich drückten die drei mit ihren Instrumenten oder eben auch vokal die Stimmung des Märchens aus. Gudrun Bähr schien mit ihrer Querflöte verschmolzen zu sein und holte Töne aus ihrem Instrument hervor, die weit über das gewöhnliche Maß hinausgehen. Geschickt untermalte Sandra Ruß auf dem Akkordeon die Atmosphäre. Wolfgang Hirt gelang es scheinbar leicht, sich in die verschiedenen Rollen hineinzuversetzen und die Personen vor dem inneren Auge der Zuhörer lebendig werden zu lassen.

Töne kreisen wie Störche

Durch ihre musikalische Ausgestaltung vervielfachten die drei Künstler die bei den Zuhörern entstehenden Eindrücke eins ums andere Mal. Spürbare Dramatik in der Musik drückte das Dilemma des scheinbar nicht mehr rückgängig zu machenden Zauberspruchs aus. Ein anderes Mal kreisten die Töne der Querflöten (Bähr und Ruß) wie Störche über die Köpfe der Zuhörer. In Angelo Branduardis "La pulce d'acqua" wurde die Freude der beiden Störche sowie einer Eule über ihre Rückverwandlung in Kalif Chasid, den Großwesir, und eine wunderschöne, junge indische Prinzessin deutlich spürbar. Dankbar und begeistert sah der Kalif der gemeinsamen Hochzeit entgegen. Ihr gemeinsamer Zug nach Bagdad und die Rache am Zauberer Kaschnur wurden im Finale gefeiert.
Eine weitere Aufführung gibt es am Samstag, 17. Mai, im Hof der Bäckerei Lang in Herzogenaurach.