Mohrhof, der Ort hat ein Geheimnis

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Thomas Dreßel führte zum 700. Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung des Weilers eine Besuchergruppe herum.
Thomas Dreßel führte zum 700. Jubiläum der ersten urkundlichen Erwähnung des Weilers eine Besuchergruppe herum.
Ein Gehöft in typisch fränkischer Bauweise. So sah es vor zirka 60 Jahren in Mohrhof aus.
Ein Gehöft in typisch fränkischer Bauweise. So sah es vor zirka 60 Jahren in Mohrhof aus.
 
 
Um die Zukunft müssen sich die Mohrhofer keine Sorgen machen: Sechs der 18 Mohrhofer sind Kinder.
Um die Zukunft müssen sich die Mohrhofer keine Sorgen machen: Sechs der 18 Mohrhofer sind Kinder.
 
 
Thomas Dreßel
Thomas Dreßel
 
 
 
 
 
 

Sobald man im Höchstadter Weiler Mohrhof einen Schritt vor die Tür tut, ist man auf Heßdorfer, Gremsdorfer oder Weißendorfer Gebiet. Mit dieser Situation kommen die 18 Bewohner des Orts gut klar. Immerhin üben sie schon 700 Jahre.

So mancher Höchstadter wisse gar nicht, dass Mohrhof zur Stadt gehöre, bemerkt Thomas Dreßel und schmunzelt. Tatsächlich denkt man bei Mohrhof vor allem ans Weihergebiet. Den Weiler mit dem gleichen Namen und drei Gehöften kennen die Wenigsten.

Dabei ist der kleine Höchstadter Ortsteil in Vielem etwas ganz Besonderes. Selbstbewusst, in manchen Dingen sogar fast selbständig, feierte Mohrhof jetzt 700 Jahre seiner urkundlichen Ersterwähnung. Mohrhof, das sind 18 Einwohner, die bis auf einen Neu-Mohrhofer, "der sich hier heimisch fühlt", alle den gleichen Familiennamen tragen. So wie Thomas Dreßel, der sich seiner Heimat verbunden fühlt und deren Geschichte der Nachwelt erhalten will.

Dafür hat er bewahrt, was ihm von den Großeltern erzählt wurde, aber auch in Archiven geforscht.
Aus Anlass des Jubiläums unternahm er mit einer Gruppe eine "Reise in die Vergangenheit". Auf Einladung der Stadt Höchstadt hielt er am Abend auch den Festvortrag, der mit der Geschichte des Orts vertraut machte.



Ganz pünktlich

"Wir feiern auf den Tag genau", sagt Thomas Dreßel. Denn am 22. Oktober 1315 wurde das "bambergische Lehen Morach" erstmals urkundlich erwähnt. "Alte Leute sagen heute noch Morach", erzählt der 44-Jährige. Bis der Hof mit den Liegenschaften 1734 als Eigentum der Winkler von Mohrenfels genannt wird, gab es etliche Besitzerwechsel. 1810 verkaufte Winkler von Mohrenfels den Mohrhof für 3500 Gulden. Ein kleiner Teil der Flächen blieb beim Hof, die übrigen kauften Hesselberger Bauern. Die "auf die Feuerstelle des Hauses" eingetragenen Nutzungsrechte an Weihern und Wiesen gelten bis zum heutigen Tag.

Aus einer Familie erwachsen, wurde der Besitz durch die Erbfolge geteilt. Sein eigenes Haus - Nummer 3 - hat Thomas Dreßel 1997 erbaut. Gegenüber seinem Elternhaus, das die Hausnummer 2 trägt. Begonnen hat alles mit dem Anwesen Nummer 1. "Die Wände waren aus Findlingen, die man auf den Feldern zusammengetragen hatte. Die Fenster waren klein wie Schießscharten", weiß Dreßel. Natürlich sehen die Häuser heute nicht mehr so aus wie auf den Fotos aus den 50er-Jahren. Auch ein Scheunenbrand 1914 und ein Blitzschlag 1987 veränderten die Gehöfte.

Bis zur Gebietsreform 1978 bildeten Hesselberg und Mohrhof eine Gemeinde. Hesselberg kam zu Heßdorf, Mohrhof habe sich für Höchstadt ausgesprochen. "Es war die richtige Entscheidung", sagt Thomas Dreßel. Auch wenn die Mohrhofer heute in einem "Vier-Länder-Eck" leben. Selbst zur Stadt Höchstadt gehörend, sei das Land ringsum Hoheitsgebiet von Heßdorf, Gremsdorf und Weisendorf.

"Wenn man einen Schritt aus der Haustür macht, ist man bereits in der nächsten Gemeinde", sagt Dreßel. Wenn Arbeiten am Wassergraben, dem Mohrbach, anstehen, müssen die umliegenden drei Bürgermeister befragt werden. Auch hinsichtlich der Ver- und Entsorgung ist Mohrhof eine Besonderheit: Wasser wird aus eigenen Brunnen gefördert. Was zur Folge hat, dass die Brunnen jährlich untersucht werden müssen. Das Abwasser werde über hauseigene vollbiologische Kläranlagen entsorgt. Diese werden sogar zweimal pro Jahr einer Prüfung unterzogen.



Nicht vergessen

Dass nach Mohrhof kein Schulbus fährt, daran hat man sich gewöhnt. Aber: "Die Stadt denkt an uns." Sagt Dreßel. Im Winter sei schon ganz früh der Schneepflug unterwegs.

Ein Problem war zunächst die Ausweisung des Naturschutzgebiets1982. "Das war für uns wie Enteignung!" Inzwischen lebe man mit dem Naturschutz, "so wie wir das schon seit 700 Jahren tun".