Ein Pilotprojekt von FAU und Fraunhofer IISB erprobt derzeit in Möhrendorf den Einsatz von Langstrecken-Drohnen zur Überwachung von Waldgebieten. So sollen künftig Waldbrände frühzeitig und autonom erkannt werden.
Waldbrände sind nicht mehr nur in südeuropäischen Regionen ein Problem, sondern mittlerweile auch in Deutschland. Das interdisziplinäre Projekt Evolonic der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB hat sich daher zum Ziel gesetzt, effektive Lösungen zur Waldbrandfrüherkennung zu entwickeln. Wie die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg berichtet, wird in Zusammenarbeit mit den Feuerwehren Erlangen und Nürnberg der Einsatz von Langstrecken-Drohnen zur autonomen Überwachung von Waldgebieten erprobt. Am 9. August informierten sich der bayerische Innenminister Joachim Herrmann und Erlangens Oberbürgermeister Dr. Florian Janik über das Pilotprojekt.
Seit Juli ist sie immer wieder im Staatsforst Mark nordöstlich von Möhrendorf in der Luft unterwegs: Eine Langstrecken-Drohen von Evolonic, ausgestattet mit einem Sensorpacket, das Rauchentwicklung detektiert – und so zukünftig Waldbrände frühzeitig anzeigen soll. Die Erprobung, die noch den gesamten August über läuft, dient dazu, die Langzeitstabilität des Systems zu testen und Erfahrungen über das Verhalten der Komponenten unter verschiedenen Wetterbedingungen zu sammeln. „Wir untersuchen dabei Fehlalarme, die Kommunikation mit der integrierten Leitstelle der Berufsfeuerwehr Nürnberg und die Performance des Livestreams, um das System weiterzuentwickeln und die Effizienz der Waldbrandfrüherkennung zu verbessern“, erklärt Tobias Raczock von Evolonic.
Das Fluggebiet für die Testflüge in Möhrendorf wurde in Absprache mit Feuerwehr und Forstverwaltung sorgfältig ausgewählt, um die Gefährdung des Luftverkehrs sowie Unbeteiligter ausgeschlossen werden. Technisch wird die Sicherheit gewährleistet durch ein redundant angelegtes Antriebskonzept und Kommunikation der Drohne. Diese ist zudem mit Systemen ausgestattet, um Luftfahrzeuge zu erkennen und diesen automatisiert auszuweichen.
Das Pilotprojekt in Möhrendorf ist dabei nur der erste von zwei Testläufen in diesem Jahr. Im September erproben die Studierenden im Rahmen eines Realbrandversuchs in Sachsen-Anhalt die Detektionsgenauigkeit des Systems. Langfristig soll das System definierte Waldgebiete autonom und in hoher Frequenz überfliegen und mit Hilfe von computergestützter Bilderkennung Rauch frühzeitig erkennen. Bei Rauchentwicklung löst die Drohne einen Alarm aus und übermittelt alle notwendigen Informationen und Bilder an die zuständigen Leitstellendisponenten und Einsatzleiterinnen. Dies soll einen schnelleren und gezielteren Einsatz der Feuerwehrkräfte ermöglichen und gleichzeitig die Sicherheit der Einsatzkräfte durch einen besseren Überblick über das Brandgeschehen erhöhen.
Innenminister Joachim Herrmann zeigte sich von dem Projekt begeistert: „Mit einer Mischung aus traditionellem Feuerwehrhandwerk und modernsten technischen Unterstützungsmöglichkeiten werden wir in den kommenden Jahren den hohen Sicherheitsstandard in Bayern noch weiter ausbauen können. Das ist außerordentlich wichtig. Denn Intensität und Dynamik von Waldbränden nehmen zu. Umso wichtiger ist es daher, Brände schnell zu entdecken, damit unsere Feuerwehren die Flammen bereits in der Entstehungsphase bekämpfen können.“
Erlangens Oberbürgermeister Dr. Florian Janik fügt hinzu: „Die wochenlange Trockenheit und Waldbrände im ganzen Bundesgebiet haben uns in diesem Sommer wieder gezeigt, wie wichtig effiziente Waldbrandbekämpfung ist. Einmal mehr arbeiten die Universität und das Fraunhofer Institut anwendungsorientiert am Puls der Zeit.“
Prof. Dr. Martin März, Direktor am Fraunhofer IISB und Inhaber des Lehrstuhls für Leistungselektronik der FAU, verantwortet das interdisziplinäre studentische Projekt Evolonic seit dessen Anfängen im Jahr 2008: „In all den Jahren haben sich die Studierenden dieses Teams immer wieder aktuellen Zukunftsproblemen gewidmet. Das beeindruckende Engagement und die Begeisterung der Studierenden, die Fähigkeit, ihr Team und die Projekte völlig eigenständig zu managen und hochkomplexe interdisziplinäre Aufgabenstellungen erfolgreich zu lösen – das alles nötigt mir allerhöchsten Respekt ab. Und es freut mich ganz besonders, dass die Studierenden des Evolonic-Teams nicht nur die sportliche Seite im Fokus haben – so konnten sie sich bereits zweimal bei internationalen Wettbewerben als Sieger durchsetzen. Sie möchten mit ihrer Arbeit auch einen gesellschaftlichen Nutzen schaffen, wie das heute vorgestellte Projekt zur Waldbrandfrüherkennung eindrucksvoll zeigt.“