Wie Lernen wieder Spaß kann, brachte die Pädagogin Jutta Wimmer Lehrern und Eltern nahe - nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit einem Augenzwinkern.
Stark beeindruckt, hoch motiviert und mit neuem Mut verließen fast 300 Zuhörer - Lehrer und Eltern - nach einem dreistündigen kabarettistischen Vortrag am Freitagabend die Aula der Realschule in Höchstadt.
Sie zog die Zuhörer in ihren Bann Jutta Wimmer, Diplom-Pädagogin mit 20-jähriger Erfahrung als Lehrerin und Dozentin für Psychologie, Pädagogik und Heilpädagogik und Mutter eines 15-jährigen Sohnes, schaffte es, alle Anwesenden in den Bann zu ziehen, sie aus vollem Herzen zum Lachen zu bringen, aber auch zum Nachdenken anzuregen. Mit ihrem kabarettistischen Blick hinter die Kulissen des Schul- und Lernalltags arbeitete sie heraus, was unsere Kinder eigentlich daran hindert, ihr volles Potenzial zu entfalten, was ihre Lernlust killt, und wie Eltern, aber auch Lehrer ihnen am besten helfen können.
Mitten aus dem Leben gegriffen war Wimmers
kabarettistischer, lebensechter Einstieg als 13-jährige Lisa, die null Bock auf Hausaufgaben hat. Lisa zeigte Eltern und Lehrern das Gefühlsleben eines Schülers, zu dem sie häufig den Zugang nicht mehr hätten. Die Pädagogin stellte die Top 10 der "Lernlustkiller" vor, zum Beispiel vollgestopfte Lehrpläne, Langeweile und fehlender Spaß, vergebliches Suchen nach dem Sinn des Lernstoffes, zu wenig Pausen in der Schule, Angst vor Versagen und schlechten Noten, Angriffe auf das Selbstwertgefühl und mehr.
Ziele sind wichtig Viele hilfreiche Tipps - sowohl für Eltern als auch für Lehrer - hatte sie auf eine unterhaltsame Weise parat. Ziele und Visionen seien von enormer Bedeutung. Erst wenn man den Blick des Schülers auf ein Ziel lenke, wenn er den unverstellten Gipfelblick, aber auch Zwischenziele vor Augen habe, dann wisse er, wofür er lerne.
Der Lehrer solle den Schülern zeigen, was in ihnen steckt und was sie konkret mit ihrem Wissen einmal anfangen können. Er sollte vom Fehlersucher zum Schatzsucher werden.
Allerdings ließen die zermürbenden Vorschriften die Pädagogen nicht immer das tun, was sie wollen. "Wir geben heute den Kindern nicht das Handwerkszeug zum Lernen mit, denn meist wissen wir selbst nicht genau wie man am besten lernt", betonte die Referentin.
Kinden kennen ihre Stärken nicht Eine Katastrophe für viele Schüler sei, dass sie oft schon ab der Note 3 ein Misserfolgserlebnis haben. Wimmer sprach vom wichtigen positiven Erfolgskonto, vom Schreiben eines Erfolgstagebuches. Die Kinder kennen meist ihre Stärken nicht und das sei erschreckend. Das Lernen mache nur dann Spaß, wenn Kinder es in ihrem eigenen Tempo tun könnten - was aber wiederum unser System verhindere.
Alles könne nur funktionieren, wenn Eltern, Lehrer und Schulleiter zusammenarbeiten, die Lehrer die Arbeit der Eltern schätzen und umgekehrt.
Still wurde es, als Wimmer eine kleine Geschichte, geschehen in einem Seminar, vorlas: Eltern hatten in einem Brief an ihre Kinder niedergeschrieben, was sie an ihnen lieben. Die Kinder seien beim Lesen zum Teil in Tränen ausgebrochen und hätten sich gewundert , dass der Papa oder die Mama das nicht schon früher einmal sagen konnte. "Ich erkannte heute genau mein Kind, aber auch mich!", erklärte eine Mutter. "Das muss ich daheim mal ausprobieren und schauen ob's was bringt", schwärmte ein begeisterter Vater.
Zu neuen Ideen inspriert Wimmer berührte an diesem Abend die Herzen, bewegte den Verstand, brachte die Zuhörer zum Lachen, inspirierte zu neuen Ideen und sie sprach allen aus der Seele, denn der Schulstress
beeinträchtigt nicht selten die Familienharmonie. "Ich war selbst überrascht von dem großen Interesse der Schülereltern und Lehrer. Ein toller, wunderbarer Vortrag, hilfreich für uns alle", sagte Schulleiterin Jutta Romeis dem FT. "Wir haben uns gemeinsam auf dieses Thema eingelassen und wollen jetzt umdenken."
Die beiden Elternbeiratsvorsitzenden Christine Gleim und Theresia Gluschke freuten sich mit dem ganzen Elternbeirat über den gelungenen Abend.
Jutta Wimmers Buch zum Thema "Lernlust" erscheint nach dem Zwischenzeugnis im Frühjahr 2015 beim Kösel-Verlag. Mehr Infos gibt es unter
www.juttawimmer.com