Mit der Karriere in der Tasche zurück in die Schule nach Mühlhausen

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Thomas Schwarm, Richard Kröckel und Katrin Hahn (vorne v. l.) berichteten den Lehrern Beate Ehbauer-Dörres und Peter Kittel von ihrem Werdegang. Foto: Johanna Blum
Thomas Schwarm, Richard Kröckel und Katrin Hahn (vorne v. l.) berichteten den Lehrern Beate Ehbauer-Dörres und Peter Kittel von ihrem Werdegang. Foto: Johanna Blum

Absolventen der Mittelschule Mühlhausen berichten von ihren erfolgreichen beruflichen Werdegängen.

Dass es auch mit einem einfachen Hauptschulabschluss oder Quali beruflich aufwärts gehen kann, das beweisen jetzt immer mehr Absolventen der Mittelschule Mühlhausen. Katrin Hahn, Thomas Schwarm und Richard Kröckel hatten sich auf den Aufruf der Schule "Exschüler mit Karriere gesucht" gemeldet und trafen sich nun mit den Initiatoren dieses Projektes, der Lehrerin Beate Ehbauer-Dörres und ihrem Kollegen Peter Kittel. Sie saßen bei einem völlig entspannten Schulbesuch im Lehrerzimmer der Mittelschule und erzählten über ihren beruflichen Werdegang.
Die 28 Jahre alte Katrin Hahn kommt aus dem kleinen Ort Wind (Pommersfelden). "In der Grundschule war ich ein lebhaftes Kind und habe nicht daran gedacht, auf eine weiterführende Schule zu gehen." Sie wechselte auf die damalige Hauptschule und bestand den Quali. In einem großen Bamberger Kaufhaus absolvierte sie ihre Lehre als Einzelhandelskauffrau. 2006 wurde von sieben ausgelernten Lehrlingen nur einer übernommen - aber nicht Katrin.
Nach einem Job mit sehr wenig Freizeit bei einer Sportartikelfirma in Herzogenaurach und vielen Praktika ließ sie sich innerhalb von drei Jahren zur zahnmedizinischen Fachangestellten ausbilden und schloss mit einem Notendurchschnitt von 1,14 ab. Aber auch hier fand sie, dass das nichts für immer ist. Nach vielen weiteren Versuchen erkannte sie, dass ihr Verwaltungsarbeit besser liegt. Sie arbeitete bei einem Zahnarzt und besuchte nebenbei eine Vorschule zur Vorbereitung auf die Aufstiegsfortbildung ZMV (Zahnmedizinische Verwaltungsassistentin). 70 Leute machten die Aufnahmeprüfung und 21 wurden genommen - darunter auch Katrin. Nach zwei Jahren war sie fertig und nun hat sie auch den Quabi in der Tasche. Sie erledigt nun die ganze Verwaltung in einer Zahnarztpraxis mit Abrechnungen, Heil- und Kostenplänen und mehr. Katrin ist nach einem langen Weg angekommen und sehr zufrieden.
Der 29-jährige Thomas Schwarm aus Mühlhausen schaffte es von der Mittelschule bis zum Oberwerksmeister. "In der Grundschule war ich eher unauffällig und ruhig", erinnert er sich. Den Schritt auf eine weiterführende Schule hat er gar nicht probiert. Erst in der achten oder neunten Klasse sei der Knoten geplatzt und in Mathe hat er dann beim Quali als Bester abgeschnitten.
Dann rief der väterliche Betrieb - ein Bauunternehmen in Mühlhausen. Er schloss eine Lehre als Zimmermann mit der Gesellenprüfung ab und hatte so den mittleren Bildungsabschluss, den Quabi, in der Tasche. Auf den Zimmerer setzte er dann noch eine Lehre als Maurer obendrauf. Direkt im Anschluss besuchte er für ein Jahr in Vollzeit die Meisterschule in Ansbach, legte 2009 erfolgreich die Meisterprüfung im Maurer- und Betonhandwerk ab und arbeitete anschließend noch ein halbes Jahr "auf dem Bau". "Durch Zufall hab' ich in der Zeitung gelesen, dass die Justizvollzugsanstalt für jugendliche Straftäter in Ebrach einen Maurermeister für Ausbildungszwecke sucht." Nach einer 20-monatigen dualen Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten in Ebrach und der Justizvollzugschule Straubing ist er nun Oberwerkmeister im Beamtenverhältnis auf Lebenszeit in Ebrach. "Mein Beruf macht mir viel Spaß und ich hätte noch vor einigen Jahren nie gedacht, dass ich einmal so weit komme", meint er.


Anregung kam vom Chef

Richard Kröckel aus Mühlhausen ist 24 Jahre alt und hat es nach dem bestandenen Quali bis zum technischen Fachwirt und anschließend zum Metallbaumeister geschafft. Im vergangenen November war die Freisprechung. "In der Grundschule war ich schon ein bisschen frech und auch faul", lacht er verschmitzt. Zweimal hat er den Übertritt auf die Realschule probiert - und nicht geschafft. "Hauptsächlich wegen meiner Freunde wollte ich dorthin." Erst kurz vor dem Quali hat er den Schalter umgelegt. Mit einer Zwei vor dem Komma schaffte er den Quali und bekam eine Lehrstelle in einer Schlosserei in Steppach. Die Lehre schloss er mit der Gesellenprüfung ab und setzte damit noch den Quabi obendrauf.
Ende 2014 fragte ihn sein Chef, ob er Lust habe, den Meister zu machen. "Anfang 2015 hab ich begonnen und habe die vier Module - es war teilweise sehr stressig - durchgezogen. Im Juli wurde ich fertig." Richard will seinem Betrieb treu bleiben - "bis ich alt werde". Als Meister hat er nun sogar die Fachhochschulreife erlangt. "Ich würde genau diesen Weg wieder gehen", betont er zufrieden.