Mastbetrieb im Kreuzfeuer der Kritik

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Die Biogasanlage in Kairlindach die um Ställe für 480 Tiere in Richtung Westen erweitert werden sollRichard Sänger
Die Biogasanlage in Kairlindach die um Ställe für 480 Tiere in Richtung Westen erweitert werden sollRichard Sänger
Bürgermeister Heinrich Süß bei der BürgerversammlungRichard Sänger
Bürgermeister Heinrich Süß bei der BürgerversammlungRichard Sänger
 

Das Erweiterungsvorhaben im Weisendorfer Ortsteil Kairlindach stößt bei den Bewohnern auf große Gegenwehr.

Am Ende war die Bürgerversammlung im Sitzungssaal des Rathauses emotional geprägt. Erst als Bürgermeister Heinrich Süß zu Fragen, Anregungen und Kritik bat, kam Bewegung in die Zuhörer. Ihr Unmut richtete sich im Wesentlichen gegen den geplanten Mastbetrieb westlich der Biogasanlage am Ortsrand von Kairlindach. Wie bereits berichtet, werden dort in zwei Bauabschnitten Ställe und Hallen für einen Mastbetrieb für rund 480 Tieren geplant.

Wie in der Bürgerversammlung deutlich wurde, wird das Vorhaben von einem Großteil der Kairlindacher Einwohner abgelehnt. So leiden die Weisendorfer Ortsteilbewohner schon jetzt unter den Transporten zur Biogasanlage und Heinz Weber prophezeite, dass mit Inbetriebnahme des Mastbetriebes die Transporte um ein Vielfaches zunehmen werden, schließlich müsse für 480 Tiere das Futter angefahren werden. Außerdem müsse ja auch die Gülle von 480 Tieren entsorgt werden, was weitere Transporte nach sich ziehen werde. Normalerweise werde Gülle einmal im Jahr ausgebracht, "bei uns in Kairlindach geschieht das aber mehrmals im Jahr und trotzdem werden solche Anlagen genehmigt", wurde von Versammlungsteilnehmern kritisiert.

"Eine Riesenschweinerei"

"Und wenn jemand behauptet, die Biogasanlage sei geruchsfrei, der soll mal nach Kairlindach kommen, bei Westwind stinkt es ganz schön", schimpfte Weber. "Es ist eine Riesenschweinerei was bei uns läuft und die Gemeinde genehmigt einen solchen Bauantrag", ging die Kritik auch an Bürgermeister und Gemeinderat. Im Hinblick auf die Transporte, die nach seiner Aussage aus bis zu 80 Kilometer Entfernung kommen, sprach Weber auch den Zustand der Wege und Straßen an. Das seien schließlich keine Landwirte mehr, sondern gewerbliche Unternehmen und die Gemeinde müsse die Sanierungen bezahlen.

In diesem Zusammenhang wiesen Weber und weitere Kairlindacher darauf hin, dass Transporte zur Biogasanlage bis Mitternacht stattfinden und nicht selten bereits wieder um fünf Uhr in der Früh aufgenommen werden, was schlichtweg unerträglich sei.

Bereits 2000 Unterschriften dagegen

Gegen die geplante Massentierhaltung gibt es inzwischen auch eine Petition, die nach Aussagen von Versammlungsteilnehmern bereits 2000 Unterschriften aufweist und an den Markt Weisendorf gerichtet ist. "Ich frage nicht nur, wie Bürgermeister Süß es verantworten kann, circa 500 Tieren ein leidvolles Leben zu schenken", heißt es in der von Leon Zimmer unterzeichneten Petition.

Und weiter: "Ich frage mich auch, wie es sich der Markt Weisendorf erlauben kann, seinen eigentlich guten Ruf durch eine sehr gravierende Entscheidung pro Massentierhaltung zu vernichten."

Bürgermeister Süß wies mehrmals darauf hin, dass nicht die Gemeinde Empfänger einer Petition sei, sondern ausschließlich der Petitionsausschuss des Bayerischen Landtages. Das ging allerdings bei den zahlreichen Wortmeldungen und Zwischenrufen unter. Ebenso der mehrmalige Hinweis, dass bei Ablehnung eines Bauantrages das gemeindliche Einvernehmen jederzeit durch das Landratsamt ersetzt werden kann. So sei das jetzige Grundstück im Flächennutzungsplan als Sonderfläche Biogas ausgewiesen und nach Abschluss des derzeitigen Änderungsverfahren als landwirtschaftliche Fläche, und im Zug der Privilegierung bestehe eben Baurecht.

Süß: Markt nicht zuständig

Der Bürgermeister erklärte auch, dass für Genehmigungen zum Immissionsschutz und zu Fragen der Tierhaltung nicht der Markt Weisendorf zuständig sei, sondern das Landratsamt und weitere Behörden. Nebenbei bemerkte ein Versammlungsteilnehmer, dass es im Grunde der Verbraucher in der Hand habe. So kaufe die Mehrheit billiges Fleisch, das nun mal aus der Massentierhaltung komme und dann müssen sich die Menschen eben auch mit der Massentierhaltung abfinden. Der Bürgermeister erläuterte am Rande, dass die Tiere in 30er Gruppen und in Freilaufställen gehalten werden.

Der Vorschlag von Norbert Maier, Mitglied des Marktgemeinderates, die Änderung des Flächennutzungsplanes wieder zurückzunehmen und das Sondergebiet Biogasanlage beizubehalten, löste beim Bürgermeister Kopfschütteln aus. "Dann müssen wir in Kauf nehmen, dass die Biogasanlage erweitert wird, was ja auch niemand will", wies er den Vorschlag zurück.

Vor großen Investitionen

Begonnen hatte die Bürgerversammlung mit dem Rück- und Ausblick von Bürgermeister Heinrich Süß, der auch einen Überblick über die Finanzen gab und Bilder von durchgeführten und künftigen Maßnahmen zeigte - wie beispielsweise die neue Haltestelle des ÖPNV gegenüber dem Waldfriedhof oder die aktuellen Bebauungspläne.

Außerdem gab er einen Lagebericht über den demografischen Wandel. Aktuell wohnen in Weisendorf und seinen Ortsteilen 6829 Menschen aus 68 Nationen mit einem Altersdurchschnitt von 43 Jahren, davon 1580 unter 20-Jährige. Der Finanzbericht war relative kurz, schließlich habe Weisendorf keine Schulden mehr und werde in den nächsten Jahren kräftig investieren. "Wir gehen mit großen Schritten ins digitale Zeitalter", erklärte der Bürgermeister. So sei neben einer neuen Homepage bereits das Bürgerinformationssystem und ein Bauverwaltungsprogramm in Betrieb, außerdem wurde die E-Akte eingeführt auch die Ausschreibungen erfolgten bereits im E-Service.

Mehr Betreuungsplätze

Wie bereits berichtet, wird sich Weisendorf auch mit einer Senioreneinrichtung beschäftigen, so wurden bereits Gespräche mit einem Investor sowie Betreiber geführt. Auch die kommunale Verkehrsüberwachung sei in diesem Jahr angelaufen, nach den Worten des Bürgermeisters ein "Nullsummenspiel", aber eine Disziplinierung der Verkehrsteilnehmer sei bereits sichtbar.

Ein Thema waren auch der Badweiher - Süß: "Im nächsten Jahr wird es endlich angepackt" - und der Bau der Ballsporthalle, der 2019 beginnt und für den rund 4,46 Millionen Euro an Investitionen veranschlagt sind. "Der Ausbau der Breitbandversorgung ist weitgehend abgeschlossen", bilanzierte Süß, eine Reihe von Ortsteilen habe bereits einen Glasfaseranschluss. Auch in die Kinderbetreuung werde die Gemeinde weiter investieren, denn trotz Erweiterungen in die bestehende Einrichtung und einem Neubau am Schlossberg seien mittelfristig weitere Kita- und Krippenplätze notwendig.