Sobald Schnee fällt, sind die Landwirte Werner Brandt aus Hermersdorf und Alfred Winkler aus Kleinweisach mit ihren Räumschildern unterwegs. Sie verdienen sich mit dem Räum- und Streudienst ein Zubrot.
Rrrring, schrill läutet der Wecker. Die Uhr des Landwirts Werner Brandt zeigt 3.30 Uhr. So früh beginnt die Stallarbeit in einem Milchviehbetrieb nicht.
Brandt hat den Winterdienst für die Firma Optima in Frimmersdorf übernommen. Er muss selber entscheiden, wann er räumen muss. Am Abend zuvor hat er genau den Wetterbericht verfolgt und demnach hätte es sein können, dass es über Nacht Glatteis oder Schneefall gibt. Bei solch zweifelhaften Wetterlagen stellt Brandt konsequent seinen Wecker.
Manchmal muss der Stall warten So auch vor einigen Tagen. Wie er um halb vier aus dem Fenster schaut, ist alles trocken und der Himmel ziemlich klar. Da legte er sich beruhigt wieder ins Bett - bis es Zeit ist, sich für die Stallarbeit fertig zu machen. Doch prompt hatte es in den wenigen Stunden dazwischen doch noch geschneit. "Da bin ich schleunigst losgefahren.
Da musste der Stall einfach warten", sagt er.
Bei ihm lässt sich das halbwegs regeln. Er ist aber einer der wenigen Bauern mit Vieh, der über den Maschinenring (MR) durch Räum- und Streudienste ein Zubrot verdient.
"Unsere Mitglieder betreuen zirka 280 Objekte", erläutert Stephan Spitzer, der Winterdienst-Koordinator beim Maschinenring. Im ganzen Gebiet des Maschinenrings Regnitz-Franken, und das reicht vom Norden Nürnbergs über Teile des Landkreises Forchheim und den ganzen Landkreis Erlangen-Höchstadt bis nach Schlüsselfeld.
Die Flächen reichen von wenigen Quadratmetern eines Gehwegs über mehrere Hektar eines Firmengeländes bis zu ganzen Ortschaften. "90 Prozent unserer Winterdienst-Landwirte müssen selbst entscheiden, wann sie rausmüssen. Sie haben dadurch eine große Verantwortung", erklärt Spitzer.
Der MR übernimmt für sie die Organisation, den "Papierkram" und auch die Haftung. Firmen oder Gemeinden melden sich dort, wenn sie Winterdienste brauchen. Spitzer schaut dann, ob in der Nähe ein Landwirt wohnt, der das nötige Gerät hat. "Für mich ist Höchstadt zu weit", sagt dazu Brandt, der in Hermersdorf wohnt. Eine halbe Stunde Anfahrt mit dem Bulldog wäre das für ihn.
Der wird für den Winterdienst mit einem Räumschild und einem Salzstreuer ausgerüstet. "Wenn ich nur streuen muss, muss ich um 5 Uhr spätestens starten, denn um 6 Uhr beginnt die Produktion in der Fensterfirma", sagt Brandt. Räumen dauert länger, da muss er schon um 4 Uhr anfangen.
Noch vor den Hühnern aufstehen Noch früher am Tag beginnt der Dienst für Alfred Winkler. Bei ihm klingelt der Wecker schon zwischen halb drei und drei.
Früher als die Hühner des Eierproduzenten ihr Tagwerk beginnen. Winkler hat nun schon im vierten Jahr einen Teil des Winterdienstes der Stadt Schlüsselfeld übernommen. Zuständig ist er für die Ortsteile Thüngfeld, Attelsdorf, Possenfelden, Güntersdorf , Lach und Elsendorf. Fünf Räum- und Streufahrzeuge sind insgesamt in Schlüsselfeld im Einsatz, drei städtische und ein weiterer Landwirt. Winklers Tour beginnt mit der Straße zum ADAC-Trainingsgelände, dann folgen die bergigen Straßen im Thüngfelder Siedlungsgebiet, zuletzt die rein landwirtschaftlichen im Wohngebiet, denn dort könnten sich im Extremfall die Anwohner mit ihrem Gerät selber helfen.
"Mein Räumschild", so erzählt Winkler beim Aufsteigen auf den Bulldog, "stammt auch aus kommunalen Diensten." Als sich seine Wohngemeinde Vestenbergsgreuth neues Gerät anschaffte, konnte er das alte erwerben und so in die
Nebentätigkeit Winterdienst einsteigen.
Auch Winkler muss selbstständig entscheiden, wann er räumen und/oder streuen muss. Deshalb studiert er jeden Tag den Agrarwetterbericht genau. Das ist zwar eine "Top-Wettervorhersage", aber bei weitem lieber wäre ihm eine Einsatzmeldestelle. "Wir könnten wesentlich ruhiger schlafen, wenn es so - wie beim Kreis - etwas auch für die Winterdienst-Landwirte gäbe", sagt er.
In Schlüsselfeld liegt nach Winklers Einschätzung zwar weniger Schnee als im Weisachgrund, aber der extreme Schneefall vor zwei Jahren machte ihm schon Probleme. "Wohin mit den Massen?", fragte er sich. Und ein paar mosernde Anwohner musste er mit einem "Ich kann den Schnee nicht mit heimnehmen" bescheiden.