Beim Kreiserntedankfest ging es Landwirten und Politikern vor allem darum, die Bürger für einen verantwortungsvollen Umgang mit Nahrung zu sensibilisieren. Im Rahmenprogramm unterhielt Helmut Haberkamm.
Kreisbäuerin Evi Derrer weiß, wovon sie spricht, wenn sie beim Kreiserntedankfest die "Wertigkeit" der Lebensmittel in den Mittelpunkt stellte. "Unsere Lebensmittel sind zu billig", verkündete die Vertreterin des Bayerischen Bauernverbands, der zusammen mit dem Landkreis bereits zum achten Mal das Kreiserntedankfest ausrichtete.
Nirgendwo in den Nachbarländern seien Nahrungsmittel so billig wie hierzulande.
Laut Derrer "werden in Deutschland jährlich 80 Kilogramm Lebensmittel pro Person weggeworfen". Die Kreisbäuerin appellierte an ihre Zuhörer, den besonderen Wert der Nahrungsmittel bei den Verbrauchern wachzuhalten. Das Erntedankfest sei ein Fest der Wertschätzung und Dankbarkeit.
"Auch im Zeitalter des Computers ist es noch nicht gelungen, einen essbaren Laib Brot auszudrucken", stellte Evi Derrer fest.
Dankbarkeit war auch der Tenor der Eröffnungsrede von Landrat Alexander Tritthart (CSU): Dank für eine durchschnittlich gute Ernte, Dank aber auch für Wohlstand und Frieden und eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten im Landkreis, deutschlandweit gesehen. Mit dem Erntedankfest beteilige sich der Landkreis am Aktionsbündnis "Tag der Regionen" mit der Intention, die Bürger für einen verantwortungsvollen Umgang mit Nahrungsmitteln und Ressourcen zu sensibilisieren.
Regionales für Magen und Ohren Mit einer ökumenischen Andacht hatten Pfarrer Jens Arnold (Neuhaus), Pastoralreferent Christian Lauger (Uehlfeld) und der Landfrauenchor das Fest auf dem Hof der Familie Geier eröffnet, das etwas vorgezogen nicht am Sonntag, sondern schon am Tag der
Deutschen Einheit gefeiert wurde. Einen Erntewagen hatten die Ortsbäuerinnen überreich geschmückt. Die Landfrauen aus Adelsdorf hatten für eine herrliche Erntekrone gesorgt. Stolz zeigte sich Kreisbäuerin Derrer auch über die Auszeichnung "Regional mit Qualität", die dem Landkreis verliehen wurde.
Proppenvoll war es schon am Mittag auf dem Geiers-Hof. Rings um den Hof wurden regionale Produkte angeboten. Viel Beifall konnte der Volkstanzkreis Steigerwald für seine fränkischen Tänze einheimsen. Traditionsgerichte aus Franken, die am Nachmittag Mundartdichter Helmut Haberkamm literarisch verarbeitet unters Volk brachte, gab es zuvor schon auf dem Teller: Räucherbauch mit Bohnakern und Klöß, Salzfleisch mit Rübenkraut und anderes mehr, das heute nur noch wenige kennen.
Helmut Haberkamm weiß, wie sie ticken - seine Franken.
Aus Dachsbach stammend, nimmt es ihm auch keiner krumm, wenn er dieser Spezies den Spiegel vorhält. Was der mit dem Frankenwürfel ausgezeichnete Mundartdichter mit seiner Lesung auch gründlich tat. "Wuti wenn i wer" war einer der Beiträge, mit denen er seinen Landsleuten aus der Seele sprach. Für Haberkamm klingt das "fast wie Musik".
Fränkisch contra Duden In Haberkamms Beiträgen konnten sie sich wieder finden: Die Franken, die gern pfropfern, die alles "aweng klaa machen", auch wenn das laut Duden gar nicht geht. "Meine Fresse", denkt sich Haberkamm, wenn er die "Steher- und Hockerbilder mit Urkunden in ihra Worschtfinger" montags in der Zeitung sieht.
"Immer die sötten saublöden Bilder zum davolaafen!" "Der Abschuss" sind für den Dialektdichter jedoch die Bilder vom ersten Spatenstich: "Sesselrutscher mit Schaufel und Spaten in Anzug, Krawatte und Helm um an Haufen Sand rum!" "Katastrophe", findet der für seine authentischen Beiträge mit dem Frankenwürfel ausgezeichnete Aischgründer.