Kleine SPD-Ortsvereine kämpfen um die Existenz. Löst sich nach Mühlhausen und Vestenbergsgreuth nun auch der Verein in Warmersdorf-Buchfeld auf? Dort muss sich am Freitag ein Vorsitzender finden. Ansonsten war's das.
Wie wichtig kommunale Politik ist, kann man derzeit an der Flüchtlingskrise beobachten. Wann kam es sonst schon einmal vor, dass nahezu in jeder Polit-Talk-Sendung im Fernsehen ein Landrat oder ein Bürgermeister zu Wort kam? Lokale Politik ist wichtig, aber dennoch haben Parteien dort mit dem Problem zu kämpfen, Menschen zu finden, die sich engagieren.
Robert Schlögl kann ein Lied davon singen. Er ist Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Warmersdorf-Buchfeld. Und wenn er von der Zukunft spricht, dann muss er derzeit ein großes Fragezeichen machen. Denn dem Ortsverein droht die Auflösung.
Heute Abend wird es spannend
"Politisch etwas aufzuziehen ist schwierig und zeitaufwendig. Da stellt sich dann die Frage: Wer macht's?", sagt Schlögl. Seit 24 Jahren ist er Vorsitzender des Ortsvereins. Mit 74 Jahren möchte er nun das Amt in neue Hände legen. Doch so wirklich darum reißen will sich offenbar keiner. Am Freitag Abend wird es im Gasthaus Herting in Warmersdorf spannend. Denn es steht die Neuwahl für den Vorstand an. Gesucht wird vor allem ein neuer Vorsitzender für die nächsten zwei Jahre. "Ich habe mich bereit erklärt, wenn sich niemand findet, den Zweiten Vorsitzenden zu machen, um den Übergang zu erleichtern", sagt Schlögl. Aber wer macht den Ersten?
Ganz aussichtslos sieht er die Versammlung nicht. Denn einen potenziellen Kandidaten gibt es. Vielleicht. "Er hat gesagt, dass er sich es überlegt", sagt Schlögl. Und wenn er es nicht macht? "Dann werden wir uns gezwungenermaßen auflösen müssen." Und das, obwohl der Verein nicht schrumpft wie andere. Es ist nicht so, dass dem Verein die Leute weglaufen, wie es mancherorts, vor allem seit der umstrittenen Agenda 2010 und Hartz IV der Fall war.
Gerade eine Massenveranstaltung ist es in Warmersdorf nicht mit neun Mitgliedern. Drei Personen sind in den letzten Jahren gestorben. Vier neue Mitglieder habe er dazu gewonnen. Müssten sich die Warmersdorfer auflösen, könnte es ihnen gehen wie den Vestenbergsgreuthern und den Mühlhausenern. Dort haben sich die Ortsvereine vor ein paar Jahren aufgelöst. Die Mitglieder aus Mühlhausen sind dem Höchstadter Ortsverein beigetreten, die Vestenbergsgreuther dem Lonnerstadter.
Ist das nicht die Lösung: Lieber ein großer Ortsverein mit gebündelte Energie anstatt Verteilung auf Kleinstorganisationen? Dass das System der kleinen Vereine ausgedient hat, davon ist Schlögl nicht überzeugt: "Wenn wir eigenständig bleiben würden, wäre das besser."
Umgarnt werden die kleinen Ortsvereine von den Höchstadtern nicht gerade. "Ich bin nicht dafür, dass sich kleinere auflösen und wir uns in großen Ortsvereinen konzentrieren. Wir müssen präsent sein." Das sagt Norbert Bechstein, Vorsitzender des Höchstadter SPD-Ortsvereins, der etwa 70 Mitglieder hat.
Kooperation mit Höchstadtern
Es gebe seit Jahren Kooperationen und gegenseitige Einladungen mit den kleineren Ortsvereinen. Dabei solle es am besten bleiben, sagt Bechstein. Vor Ort sein, das ist auch Schlögl wichtig. Eine zentrale SPD aus Höchstadt, die sich auch um das Wachenrother Gebiet kümmert, das wäre nach seiner Sicht lange nicht so effektiv. "Ein Ortsverein muss in seiner Gemeinde aktiv sein und die Bevölkerung einladen", sagt Schlögl. Im Mai habe sein Ortsverein eine Info-Veranstaltung organisiert, bei der die Wachenrother SPD-Gemeinderäte über ihre Arbeit in der Kommune berichteten. 30 Bürger seien gekommen. "Das war ein Erfolg. Nächstes Jahr wollen wir das wieder machen", sagt Schlögl, der aber auch Probleme nicht verschweigt. Ideen gebe es viele. Ortstermine, Feste, Ausflüge, die Bürger informieren. Aber vielen Mitgliedern fehle die Zeit für die Umsetzung.
Wenn heute Abend in Warmersdorf ein Nachfolger für Robert Schlögl gesucht wird, ist auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich zu Gast. Sie will darum werben, dass der Orstverein bestehen bleibt. "Mit jedem Ortsverein, der sich auflöst, verlieren wir an Gesichtern, die sich im Ort einsetzen." Falls es dazu kommen sollte, dass sich niemand findet, wolle sie noch einmal mit Schlögl sprechen und ihn bitten, sich noch einmal für zwei Jahre wählen zu lassen.
Die Probleme der kleinen Ortsvereine will Schlögl auf der Kreishauptversammlung, die am 20. November in Hemhofen stattfindet, anbringen. Es müsse dafür gesorgt werden, dass der Kreisverband künftig den Orstvereinen mehr unter die Arme greift. Sollte sich der Ortsverein in Warmersdorf-Buchfeld auflösen müssen, bleibe Schlögl selbstverständlich weiter kommunalpolitisch aktiv.
Großes Erfolgserlebnis
Dass man dabei große Erfolgserlebnisse haben kann, das habe er damals gemerkt, als die Bürgerinitiative gegen eine Vergrößerung des Entenmastbetriebs in Warmersdorf protestierte. Aus diesem Engagement ging 1991 - mit Unterstützung des damaligen Landtagsabgeordneten Eberhard Irlinger (SPD) - der Ortsverein hervor. Zehn Jahre Streit und Prozesse habe es gegeben. Man konnte erreichen, dass die Mastanlage heute nur rund ein Fünftel der Größe habe, als damals geplant. Daran sehe man, dass sich kommunalpolitisches Engagement lohnen kann. Es müsse halt nur einer machen.
Das muss ein Ortsverein machenDelegieren Die SPD ist in Deutschland in mehrere tausend Ortsvereine gegliedert. Sie halten regelmäßig Mitgliederversammlungen ab und entsenden Delegierte in die Unterbezirksparteitage, die wiederum Beschlüsse fassen und Delegierte entsenden. Auf Bundesparteitagen werden schließlich die Entscheidungen für das Programm getroffen.
Kommune Die Ortsvereine stellen Listen für Bürgermeister- und Gemeinderatswahlen auf.
Wahlkampf Mitglieder der Ortsvereine organi sieren den Wahlkampf mit (Plakatwerbung, Flyer, Info-Stände, Veranstaltungen).
Stammtisch Und natürlich wird in den allermeisten Ortsvereinen der SPD bei regelmäßigen Treffen auch leidenschaftlich über politische Themen diskutiert.