Kahlschlag mit viel Rücksicht auf die Natur

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Auf dieser frisch abgeholzten Fläche wird das Röttenbacher Gewerbegebiet Sandfeld erweitert. Am Rand bleiben einige Solitärbäume stehen. Foto: Andreas Dorsch
Auf dieser frisch abgeholzten Fläche wird das Röttenbacher Gewerbegebiet Sandfeld erweitert. Am Rand bleiben einige Solitärbäume stehen.  Foto: Andreas Dorsch
Die Solitärbäume am Rand bleiben stehen. Foto: Andreas Dorsch
Die Solitärbäume am Rand bleiben stehen.  Foto: Andreas Dorsch
 
Das Holz in Röttenbach macht Platz für Gewerbe. Foto: Andreas Dorsch
Das Holz in Röttenbach macht Platz für Gewerbe.  Foto: Andreas Dorsch
 
Förster Stefan Stirnweiß hat die Eichenstämme an die Kiefern binden lassen. Foto: Andreas Dorsch
Förster Stefan Stirnweiß hat die Eichenstämme an die Kiefern binden lassen.  Foto: Andreas Dorsch
 
Die Lebensräume in den abgesägten Eichen bleiben erhalten. Foto: Andreas Dorsch
Die Lebensräume in den abgesägten Eichen bleiben erhalten.  Foto: Andreas Dorsch
 

In Röttenbach musste ein Hektar Wald für neues Gewerbe weichen. Durch besondere Maßnahmen bleiben aber Lebensräume für Tiere erhalten.

War es eine radikale Abholzaktion ohne Rücksicht auf die Umwelt? Die Röttenbacher Grünen wollten nicht ausschließen, dass es sich bei dem Kahlschlag am Rande des Gewerbegebietes Sandfeld um eine solche handelte. Um das Gebiet zu erweitern, sind dort rund 10 000 Quadratmeter Kiefernwald und einige Eichen gefallen. Gemeindeverwaltung, Naturschutzbehörden und der zuständige Revierförster Stefan Stirnweiß können die aufmerksamen Röttenbacher Grünen jedoch beruhigen. Die Aktion war alles andere als ein Frevel an der Natur.

Sie ist vielmehr das Ergebnis einer "speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung", im Vorfeld mit Biologen, Naturschützern und den verschiedensten Behörden abgestimmt. Wie Friedrich Biefang, einer der Gründungsväter der Röttenbacher Grünen, dem FT mitgeteilt hatte, sei seine Gruppierung etwas verwundert über die "sonderbare Abholzmaßnahme" gewesen. Von den Eichen, die eigentlich geschützt werden sollten, seien ausgerechnet die mit Nisthöhlen für den Specht "brutal herausgerissen und wohl zu Alibizwecken einfach mit den Stämmen von nicht abgeholzten randständigen Kiefern verschnürt worden". Die Grünen vermuteten, dass hier im Vorfeld vollendete Tatsachen geschaffen werden sollten, ehe im Frühjahr das gesetzliche Baumfällverbot greift.

"Es ist alles mit rechten Dingen zugegangen", versichert die Röttenbacher Verwaltungschefin Susanne Müller. Es habe die spezielle artenrechtliche Prüfung stattgefunden und alle erforderlichen Fachleute seien eingebunden worden. Laut Bauamtsleiter André Schuster habe die Prüfung ergeben, welche Artenschutzmaßnahmen notwendig sind.

Aus Gründen der Verkehrssicherung sollten zwei am Rand stehende Eichen weichen. "Wenn ich einen solchen Baum wegmache, muss ich an anderer Stelle Ersatz schaffen", sagt Schuster. Man könne aber auch einen Stamm versetzen. Das ist in Röttenbach mit drei Eichen praktiziert worden. Früher hätte man die Bäume zu Brennholz verarbeitet, heute werden die Quartiere für die unterschiedlichsten Tiere erhalten. In den Eichen registrierten die Experten 19 Höhlen, 34 Rindentaschen und zwei Stammspalten.

Revierförster Stirnweiß hat Verständnis, wenn Menschen die Abholzaktion von einem Hektar Wald für die Erweiterung des Gewerbegebietes erst einmal kritisch sehen. "Der Wandel im Landschaftsbild ist schon dramatisch, das sind wir nicht gewohnt", sagt der Förster.

Rätsel haben hier in der Gegend auch die mit bunten Kunststoffbändern an abgesägte Kiefern angebundenen Eichenstämme aufgegeben. Stirnweiß: "Es ist völlig normal, was hier passiert. Damit gehen keine Strukturen verloren." Die bunten Kunststoffbänder lässt Stirnweiß noch durch Eisenrahmen ersetzen, die fallen dann weniger auf.

Auch wenn die Eichen teilweise schon angefault und nicht mehr verkehrssicher waren, für Insekten, Vögel und die Tierwelt insgesamt sind ihre Stämme noch hoch interessant, sagt der Förster. Mops-Fledermaus, Baumläufer, Meisen, Rotschwänzchen, andere Nischenbrüter, eventuell der Specht und Insekten finden hier weiterhin Lebensräume. Einige Wurzelstöcke will Stirnweiß am Rand des Gebietes ebenfalls erhalten. Sie können Zauneidechsen als Winterquartier dienen. Zum Ausgleich sollen auch noch Fledermauskästen aufgehängt werden.

Abgeholzt wurden die 10 000 Quadratmeter Wald mit einem so genannten Harvester. Der Holzvollernter hat auch das Anbringen der Eichenstämme an die Kiefern zum Kinderspiel werden lassen. Stirnweiß: "Die Jungs vom Bauhof brauchten nur noch die Bänder festzurren."