Sechs Schüler aus Tarnowski Gory sind in den Landkreis gekommen, um zu lernen: Zwei sind in Adelsdorf, zwei auf der Kläranlage in Baiersdorf und zwei im Labor der Kitzmann-Brauerei in Erlangen.
Weißer Chemikerkittel, Schutzhandschuhe. Sonja Poloczek füllt mit einer Pipette eine knallrote Flüssigkeit in Reagenzgläser. "Sie hat das Pipettieren schon raus", lobt Adelsdorfs Zweite Bürgermeisterin Jutta Köhler (SPD).
Als gelernter Arzthelferin sind ihr Laborarbeiten vertraut. Anders bei Poloczek. Die junge Polin ist in der Abschlussklasse einer technischen Oberschule im Partnerlandkreis Tarnowski Gory, hat dort viel Chemie auch mit praktischen Übungen.
Zusammen mit Dawid Becker ist sie auf der Adelsdorfer Kläranlage und im Wasserwerk tätig. "Sie machen mit uns in ganze internen Qualitätskontrolle", erklärt dazu Klärmeister Markus Steger. "Die mikroskopische Auswertung von Wasserproben. Alles, was wir auch machen müssen", ergänzt sein Kollege Ralf Wegel.
Und dickes Lob gibt es gleich hinterher. "Das ist schon ein Unterschied.
Sie sind viel engagierter als Schüler, die hier Praktikum machen", sagt Steger. "Sie geben sich Mühe, etwas zu verstehen", übersetzt die begleitende Deutschlehrerin Ewa Franecka-Rabsztyn einen leisen Kommentar einer Mitschülerin von Poloczek.
Die 19-jährigen Schüler sind zu sechst in den Landkreis gekommen: Zwei lernen in Adelsdorf, zwei sind auf der Kläranlage in Baiersdorf und zwei im Labor der Kitzmann-Brauerei in Erlangen.
Der 14-tägige Aufenthalt ist das zweite Mal, dass die Schule am Leonardo -da-Vinci-Projekt der EU teilnimmt. "Wir haben alles per Internet von Zuhause aus organisiert", erklärt die Lehrerin. So haben sie die Praktikumsplätze und auch die Unterkunft in zwei Ferienwohnungen gefunden.
Im Mai wird nochmals eine Gruppe kommen. Die EU-Mittel sind schon bewilligt, nur Plätze fehlen noch. Bürgermeister Karsten Fischkal (FW) will ihnen helfen, Praktikumsplätze zu finden.
Die auf der Kläranlage sind schon zugesagt. "Wenn unsere Mitarbeiter zu so etwas bereit sind, dann dürfen sie das gerne machen."
Vier Jahre Oberstufe Was bedeutet technische Oberschule, wird von den Adelsdorfern gefragt? Franecka-Rabsztyn stellt ihnen das aktuelle polnische Schulsystem vor. Alle Kinder besuchen sechs Jahre die Grundschule, dann folgen drei Jahre Gymnasium, "das nicht mit dem deutschen zu vergleichen ist". Dort ist Englisch verpflichten Fremdsprache und manchmal eine zweite. "Deutsch haben die sechs Schüler unterschiedlich lange gelernt, manche erst in den vier Jahren der Technischen Oberschule."
Sie ist die aufwändigste Form, um eine allgemeine Studienberechtigung zu erlangen. Im Gegensatz zu sonstigen Oberschulen dauert die Ausbildung hier nicht drei, sondern vier Jahre. Das zusätzliche Jahr dient vor allem der Ausbildung in naturwissenschaftlichen Fächern, theoretisch und praktisch. "Danach kann man studieren oder auch in einen Beruf gehen", ergänzt die Lehrerin noch.