Jazz-Musik steht in Herzogenaurach im Mittelpunkt

3 Min
Die Preisträger und ihre Laudatoren (von links): Hans Lang, Falk Töpperwien, Bürgermeister German Hacker, Volkmar Studtrucker, Lars Töpperwien, Rainer Groh. Fotos: Richard Sänger
Die Preisträger und ihre Laudatoren (von links): Hans Lang, Falk Töpperwien, Bürgermeister German Hacker, Volkmar Studtrucker, Lars Töpperwien, Rainer Groh. Fotos: Richard Sänger
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Im festlichen Rahmen des Vereinshauses vergab die Herzogenaurach zum siebten Mal einen Kulturpreis.

In Anerkennung seines hervorragenden kulturellen Schaffens verlieh die Stadt Herzogenaurach den Kulturpreis 2018 an Volkmar Studtrucker. Den Kulturförderpreis haben in diesem Jahr zu gleichen Teilen die Brüder Lars und Falk Töpperwien erhalten. Die Preisträger drückten dem Abend auch gleich ihren Stempel auf: Neben den Laudationen war die Feier geprägt von Eigenkompositionen aus Jazz und klassischer Musik der Preisträger sowie einer Ur-Aufführung von Volkmar Studtrucker.

"Auch in diesem Jahr war es wie immer nicht leicht, sich für die Preisträger zu entscheiden, weil viele hervorragende Vorschläge eingereicht worden sind", erklärte Bürgermeister German Hacker (SPD). Er bedankte sich beim Sachverständigengremium - Helmut Biehler und den Mitarbeiterinnen vom Stadtmarketing - für die hervorragende Organisation des Festabends.

"Kreativer Musiker"

"Volkmar Studtrucker ist ein sehr kreativer Musiker, der sein Können seit Jahrzehnten unter Beweis stellt und sowohl im Jazz als auch in der klassischen Musik zu Hause ist. Er vertritt Herzogenaurach immer wieder sehr erfolgreich als künstlerischer Leiter oder Interpret bei Konzerten in vielen deutschen Städten, aber auch bei Uraufführungen in Polen, Tschechien oder Österreich", lobte der Bürgermeister den Preisträger des Kulturpreises 2018.

Das Sachverständigengremium unterstrich vor allem, dass seine künstlerische Biografie gezeigt habe, dass er ein sehr schöpferischer und kreativer Musiker ist. Weiter wurde hervorgehoben, dass er neben der beeindruckenden Produktivität im Laufe der Jahre zu einem eigenen, unverwechselbaren künstlerischen Stil gefunden habe und sowohl im Jazz als auch in der klassischen Musik seine künstlerischen Wurzeln und sein Zuhause sieht.

Förderpreis für zwei junge Jazzer

Der Kulturförderpreis 2018 wurde erstmals an die zwei junge Jazzmusiker Lars Töpperwien (Trompete) und seinem Bruder Falk (Posaune) verliehen. "Es ist nicht alltäglich, dass Geschwister bereits in jungen Jahren ein derart hohes musikalisches Niveau erlangen", wurde im eingereichten Vorschlag für die Vergabe des Kulturförderpreises betont. "Dem kann ich mich nur anschließen", erklärte Bürgermeister German Hacker.

Begeistert von der Jugend

Der Vorschlag, Lars und Falk Töpperwien für den Kulturförderpreis zu nominieren, kam von ihrem Laudator Rainer Groh. Er hörte auf der DRLG-Bühne des Altstadtfestes 2017 ein Jazz-Trompeten-Solo. "Der junge Rettungsschwimmer hat ein Gefühl für Jazz und einen eigenen Ton", erkannte Musiker Groh.

"Diese Stadt ist nun einmal eine Musik-Hochburg noch viel umfassender, als sie eine Sportstadt ist. Wo gibt es eine solche Breite und Qualität von Musik? Chöre, Musikverein, eine städtische Musikschule, eine Musikinitiative, renommierte Kirchenmusiker, sinfonische Musik und Komponisten von Rang", brach Groh unter Beifall eine Lanze für Musik und Gesang.

Die Preisträger bedankten sich für ihre Nominierung nicht nur mündlich, sondern mit Musik: Volkmar Studtrucker führte zum ersten Mal "Tre Torinese" auf und zusammen Johannes Göll (Kontrabass) sowie Hans Peter Albrecht am Schlagzeug "Vegas Sundance".

Viel Beifall bekam Falk Töpperwien für das Musikstück "Meditation" mit der Bassposaune und anschließend für seine Komposition "Revolution - erkennen, denken, handeln" mit seinem Bruder Lars und Evgenij Zelikman (Klavier), Isabel Rößler (Bass)und Silas Isenmann am Schlagzeug.

Der Dank von Lars und Falk Töpperwien ging insbesondere an die Eltern und an die Stadt, die so viel für die Kultur tue. Das Kulturfestival sei ein weiterer Schritt in die richtige Richtung gewesen.

Über Volkmar Studtrucker

Der Kulturpreisträger Volkmar Studtrucker entstammt einer musikalischen Familie aus Niederndorf und hatte mehrere Jahre Klavierunterricht (Jazzpiano) bei Thomas Fink. Er spielte Jazz, veröffentlichte LPs und absolvierte nach seinem Abitur ein klassisches Musikstudium. Seit 1976 spielt er in verschiedenen Jazzformationen (Triton, Papa Caliente, Freddy Freeloader Group) und veröffentlichte LPs auch in Zusammenarbeit mit Radio AFN Nürnberg und dem Bayerischen Rundfunk. Die Uraufführung seiner Komposition "Vier Jahreszeiten" 1997 war der Beginn für viele nationale und internationale Auftritte mit den neuen Werken.

Seit 1987 ist er Lehrer an der Musikschule, seit 2001 zusätzlich am MusiCeum in Erlangen.

Anfang der 1990er Jahre begann er eine neue kompositorische Arbeit hin zur Entwicklung einer eigenen Sprache im Bereich klassischer und spiritueller Musik. 2000 folgten die Uraufführung der "Morgensinfonie" und der "Gesänge für den Pilger" für Chor und Orchester in Nürnberg. 2004 die Uraufführung der "Sinfonia del Diletto" in Budweis, anlässlich des Beitritts Tschechiens zur EU und 2005 die Uraufführung von "Eine Europäische Sinfonie" und 2007 des "Klavierkonzertes Nr. 1", beides in Mielec/Polen.

2012 stellte er anlässlich der 40-Jahrfeier der Städtepartnerschaft von Herzogenaurach und Kaya (Burkina Faso) "African Fantasy" vor, eine Komposition in drei Sätzen für Afrikanische Perkussion und Klavier. Es folgte "Puro Piano" 2014, eine CD mit Klavier-Solo-Kompositionen. Als Projekt "X-Ray Hydra" komponierte Volkmar Studtrucker neun Musikstücke mit "klingenden Röntgenstrahlen" aus dem binären Sternensystem im Sternbild Hydra.

2018 gestaltete er ein Konzert im Rahmen des Jubiläums 50 Jahre Städtepartnerschaft Herzogenaurach - Wolfsberg.

Studtrucker über Studtrucker

Volkmar Studtrucker fasst sein musikalisches Schaffen selbst so zusammen: "Musik ist Feuernahrung und zugleich Balsam für die Seele, ein integerer Raum: So will ich meine Intention zu komponieren verstanden wissen. Dabei sind im klassischen Sinne Rhythmus, Harmonie und Melodie, anders als bei manch anderen zeitgenössischen Komponisten, die drei Hauptsäulen des musikalischen Schaffens. Ich benutze klassische Formen, verändere sie, behandele sie freier und fülle sie mit neuen, musikalischen Inhalten."

Über Falk und Lars Töpperwien

Die musikalische Laufbahn der beiden Brüder begann bei der Stadtjugendkapelle Herzogenaurach unter dem Kulturpreisträger Norbert Engelmann. Lars wurde 2015 ins Landes-Jugend-Jazzorchesters berufen und ist seit 2016 als Jungstudent im Fach Trompete zugelassen, obwohl er erst dieses Jahr sein Abitur ablegte.

Mit der Bigband "Weilheim Bigband Collective" war Lars 2017 Preisträger des Landeswettbewerbs "Jugend - jazzt Bayern" und wurde dort mit der höchsten Bewertung ausgezeichnet.

Falk Töpperwien ist als Posaunist Mitglied des Bundes-Jugend-Jazzorchesters und, ebenso wie sein Bruder Lars, Jazzmusiker mit großem Können und inzwischen bundesweiter Bekanntheit. Er studiert klassische Bassposaune an der Nürnberger Musikhochschule mit dem Berufsziel Orchestermusiker. Seine Musikerlaufbahn hat er ebenfalls bei der Stadtjugendkapelle begonnen.

Beide sind Mitglied in mehreren renommierten Bigbands und haben mit bekannten Jazzmusikern gespielt.

2012/2013 nahmen Lars und Falk Töpperwien zusammen am Solo-Duo-Wettbewerb des Nordbayerischen Musikbundes mit "ausgezeichnetem Erfolg und Weiterleitung zum Landeswettbewerb" teil.