Die Lebenshilfe Erlangen-Höchstadt feiert heuer ihr 50-jähriges Bestehen. Eine integrative Modenschau in Herzogenaurach war ein Höhepunkt des Programms.
Vor viel Publikum über den Laufsteg zu gehen braucht Mut. Menschen mit Behinderung, die in den Einrichtungen der Lebenshilfe Erlangen-Höchstadt betreut werden, haben diesen im Herzogenauracher Schlosshof unter Beweis gestellt. Die Modenschau war Teil des Jahresprogramms unter dem Motto "miteinander - mittendrin", mit dem die Lebenshilfe ihr 50-jähriges Bestehen feiert.
Dazu wurde eigens das Open-Air-Kino um einen Abend verlängert, im Schlosshof ein Laufsteg gebaut und im Vorprogramm präsentierte eine bunte Truppe der Lebenshilfe die neuen Sommertrends aus dem Modehaus Murk. Als Moderatorin führte Renate Glöde von dem Wachenrother Unternehmen souverän und humorvoll vor ausverkauftem Schlosshof durch die Veranstaltung.
Im Vorraum des Ratskellers, der den Models als Garderobe diente, herrschte noch etwas Gewusel gepaart mit freudiger Aufregung. Doch in dem Moment, in dem die fetzige Musik aus den Lautsprechern ertönte und durch den Schlosshof schallte, waren alle bereit - die integrative Modenschau hatte begonnen. "Schmückt euren Lauf ruhig ein bisschen aus", hieß es im Eingangsbereich des Ratskellers von den Betreuerinnen. "Schaut am besten geradeaus, lächelt viel und haltet am Ende des Laufstegs eure Posen. Lasst euch Zeit, keine Hektik", wurde den Models mit auf den Weg über den Laufsteg gegeben.
Wie Lebenshilfe-Pressereferentin Karoline Scharf mitteilte, haben sich die Models über Monate auf den großen Auftritt vor dem begeisterten Publikum vorbereitet. "Mir haben die Proben mit dem heutigen Höhepunkt viel Spaß gemacht, ich würde das jederzeit wieder tun", erklärte die Moderatorin am Ende. Sichtbaren Spaß hatten auch die Models. Ihr Lachen, ihre Freude, ihr Lächeln war ansteckend, sprang auf die Zuschauer über und wirkte nicht so aufgesetzt wie bei den Profi-Models.
Die Akteure jedenfalls genossen es, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, die sie leider oftmals viel zu selten zu spüren bekommen. Im Schlosshof war die Atmosphäre hervorragend, und so ließen es sich die Models nicht nehmen, den Laufsteg zum Schluss noch einmal in voller Länge abzulaufen und den Zuschauern auch Blumen zuzuwerfen.
Drunten saß auch Geschäftsführer Josef Hennemann, der zufrieden und gut gelaunt dreinschaute. Ihm und den Mitarbeitern der Lebenshilfe ist es ein Anliegen, all jenen, die in der Einrichtung zu Hause sind, mit Festen und Veranstaltungen wie dieser einen Motivationsschub zu verpassen, der Freude bringt und zufrieden stimmt.
Nach der Modeschau wurde der Laufsteg abgebaut und mit Einbruch der Dunkelheit konnten die Zuschauer einen unterhaltsamen Abend mit der Kino-Komödie "Mein Blind Date mit dem Leben" genießen. In dem Film setzt sich der fast blinde Saliya in den Kopf, eine gastronomische Ausbildung in einem Nobelhotel zu machen, und lässt sich auch in den heikelsten Situationen nicht von seinem fortschreitenden Handicap bremsen.
Für jemanden, der fast blind ist, könnte eigentlich nichts unwahrscheinlicher sein: Aber seinen Traum aufzugeben, kommt nicht in Frage, und so schickt Saliya eine Bewerbung an ein Fünf-Sterne-Hotel - ohne sein Handicap zu erwähnen. Überraschenderweise funktioniert der Bluff aber tatsächlich, und er bekommt eine Stelle in einem Luxus-Hotel in München. Niemand ahnt etwas von seinem Geheimnis, nur sein Freund Max erkennt bald, was es mit Saliya auf sich hat und hilft ihm, jede noch so schwierige Lage zu bewältigen.
Modenschau verpasst? Der Rotary-Club
Herzogenaurach veranstaltet die Schau noch einmal am Sonntag, 29. Oktober, um 15 Uhr im Novina-Hotel am Olympiaring. Dort wird auch der Jungdesigner Felix Flechtner (bekannt aus der VOX-Fernsehserie "Geschickt eingefädelt") dabei sein.