In Burkina Faso ist Herzogenaurach gut bekannt

3 Min
Alisa Schweiger zeigt Bürgermeister German Hacker ihr Fotobuch. Fotos: Michael Busch
Alisa Schweiger zeigt Bürgermeister German Hacker ihr Fotobuch. Fotos: Michael Busch
 
 
 

Deutschland ist ein kleines Land. Und Burkina Faso ist noch kleiner. Für die dortigen Menschen ist Deutschland aber sehr weit weg. Nur Herzogenaurach kennt man ganz gut. Das kommt durch den regen Austausch zwischen der Aurachstadt und Kaya.

Alisa Schweiger ist auf der Durchreise. Nächste Woche geht es nach Australien für die 21-Jährige. Dabei ist sie Anfang November erst von einem dreimonatigen Aufenthalt in Afrika in ihre Heimatstadt zurückgekehrt. Die Zeit zwischen An- und Abreise nutzt sie, um von ihren Erfahrungen der ersten Reise zu berichten.

Unter anderem dem Bürgermeister German Hacker, der anhand eines Fotobuches von Alisa Schweiger die selbst gemachten Erfahrungen und Eindrücke in dem fremden Land auffrischte. Denn die ausgebildete Erzieherin war in Kaya in Burkina Faso, der Partnerstadt Herzogenaurachs und damit dem Stadtoberhaupt auch bekannt.

Menschen erleben

"Es war eine tolle Erfahrung, ich will keinen Tag missen", fasste sie bereits zur ersten Seite des Buches die Erlebnisse zusammen. Dann gab es kein Bremsen mehr. Jedes Bild weckte Erinnerungen der noch frischen Eindrücke vom Nachbarkontinent.
Es war kein Touristenbesuch, Alisa arbeitete an verschiedenen Stationen. "Da kommt man anders an die Leute, an das Leben heran."

Natürlich sei sie als hundertprozentige Europäerin nach Afrika geflogen. "Da hatte ich schon meine Vorstellungen, meine Ideen. Ich komme nun mal von hier." Alisa arbeitete an den unterschiedlichsten Stellen. Sie half bei der Produktion eines Babynahrungsergänzungsmittels ebenso mit, wie in ihrem in Deutschland erlernten Feld: der Erziehung. Es gab die körperlich-anstrengende Arbeit, aber auch die geistige Arbeit.

So ganz uneuropäisch und ungewohnt war der Umgang der Menschen in Burkina Faso mit der Zeit. "Es wird kein Stress gemacht. Wenn es bei uns in Herzogenaurach regnet, geht das Leben einfach weiter. In Kaya steht alles still. Man wartet bis es aufgehört hat zu regnen und dann wird weiter gearbeitet." Es sei oft das Klima, das den Tagesrhythmus vorgibt. "Es ist mittags einfach zu heiß. Bei Temperaturen von 38 Grad legt man sich halt drei Stunden ins Bett und arbeitet weiter, wenn es kühler geworden ist."

Schwieriger sei es gewesen, Freundschaften zu finden. Das lag aber nicht an eventuellen Vorurteilen gegenüber "der Weißen", sondern daran, dass eine Freundschaft eben Zeit brauche. "Man muss sich halt erst einmal kennenlernen" - im Grunde wie in Deutschland. "Ich bin dort in einen Chor, der auch schon mal in Herzogenaurach war, und da fand ich dann einen Freund, der mir dann auch viel vom Land gezeigt hat."

Ein weiterer wichtiger Punkt sei das Erlernen der Sprache gewesen. "Amtssprache ist Französisch, das fiel mir am Anfang nicht ganz so leicht", gibt Alisa Schweiger zu. Mit der Unabhängigkeit Burkina Fasos wurde die Sprache der ehemaligen Kolonialherren, Französisch, alleinige Amtssprache. Zwar nimmt ihre Bedeutung weiter zu, sie wird allerdings nur von einer Minderheit beherrscht. Schwieriger wurde es für die Besucherin dann in den privaten Bereichen, denn dort sprechen die Menschen "Moore".

"Das habe ich dann gelernt und dann wurde der Zugang einfacher." Es gibt sogar ein Wörterbuch Moore-Deutsch und "das ist jedem, der dorthin reist nur zu empfehlen", gibt Alisa als Tipp potenziellen Besuchern mit auf den Weg. Ganz unkompliziert sei der Zugang zu den Kindern gewesen. "Ich habe die Spenden, die ich zum Teil bei uns gesammelt habe, dort übergeben."

Die Reise geht weiter

Es war eine schwierige Zeit, weil der Umgang dort mit den Kindern anders als in Deutschland ist. "Die Pflege ist völlig in Ordnung, aber an der Pädagogik muss man noch arbeiten." Die Kinder seien gut angezogen, aber so manches Spielzeug werde nur herausgeholt, wenn Gäste zu Besuch sind. "Ich habe als Erzieherin versucht Anregungen zu geben", aber das sei eben schwierig.

Zumal es nach Ansicht der Afrikareisenden völlig falsch sei "unsere Standards den Menschen dort aufzudrücken". Dann ist man eben der hochnäsige Europäer, mit dem man nichts zu tun haben will. "Eher ist es möglich, zurückhaltend etwas zu erfragen.

Begeistert war die Herzogenauracherin auch von der Natur. Sie reiste am Ende der Regenzeit an, die Landschaft ist grün und die Felder sind zum Ernten bereit. "Bei der Abreise allerdings war schon alles wieder gelb", berichtet Alisa. "Es ist jetzt Herbst in Burkina Faso - es wird kälter, nachts sinken die Temperaturen auf 24 Grad."

Einen Höhepunkt gab es dann noch kurz vor der Abreise: Eine partielle Sonnenfinsternis begeisterte nicht nur die Europäerin. "Irgendwann fahre ich vielleicht mal wieder nach Kaya", resümiert Alisa ihren Aufenthalt. Doch nun geht es erst einmal nach Australien, dann nach Asien. Spannende Länder und noch mehr Erlebnisse von denen Alisa Schweiger bei ihren "Zwischenstopps" in Herzogenaurach sicher wieder berichten wird.