Der Bund fürs Leben, den FAG und Schaeffler 2001 schlossen, war alles andere als eine Liebesheirat. Die übermächtige Braut in Herzogenaurach ließ dem schwächelnden Bräutigam aus Schweinfurt gar keine Chance: Ja oder Ja?
Bei der Vernunftehe trafen zwei Unternehmenswelten aufeinander: Bei "Kufi" arbeiten heute noch Menschen, die als Lehrlinge von "Papa Schäfer" mit Handschlag begrüßt worden waren. Schaeffler hat sich schon immer als Global Player verstanden, mit "Mama Maria-Elisabeth" als Sympathieträgerin und Identifikationsfigur und Vorstandschef Jürgen Geißiger als Mann fürs Grobe. Der Vorwurf, Herzogenaurach habe sich in Schweinfurt nur die Filetstücke gesichert und presse aus FAG ohne Rücksicht auf die Menschen das Maximum, ist natürlich ebenso ungerechtfertigt wie die gute alte Zeit vorbei ist, als FAG und SKF in Schweinfurt die Alleinherrschaft auf dem Wälzlager-Weltmarkt hatten. Die Konkurrenz hat nicht geschlafen. Schaeffler hat in Schweinfurt immer wieder zur richtigen Zeit die Weichen gestellt, den Zug in Richtung Hightech fahren lassen und damit das Werk und hochqualifizierte Arbeit gesichert.
Mit der Verlagerung eines ganzen Produktionsbereiches in ein Billiglohnland schießt der Konzern aber übers Ziel hinaus und zugleich ein Eigentor: Zurückholen lässt sich eine solche Sparte nicht mehr, das Knowhow geht verloren. Und wenn am Ende die Qualität nicht stimmt, leidet auch noch der gute Ruf.