Die Imkerei ist wieder im Kommen - aber die nützlichen Insekten selbst sind in Gefahr.
Inmitten der Städte ist ein altes, von Haus aus eher ländliches Hobby wieder im Aufwind: Immer mehr Leute - scheinbar vor allem junge Frauen - fliegen auf Bienen! Der neue Trend: Der Bienenstock auf dem Dach.
Der Landesverband der Imker hat derzeit rund 29 000 Mitglieder - 2010 waren es noch 23 000. Ein guter Trend. Trotzdem haben die nützlichen Insekten zu kämpfen. "Die aus Asien eingewanderte Varroa-Milbe, Umweltgifte und Nahrungsmangel durch Mais-Monokulturen machen ihnen zu schaffen", sagt dazu Klaus Becker, der Vorsitzende des Imkervereins
Herzogenaurach und Umgebung. "Dabei sind Bienen und andere bestäubende Insekten unverzichtbar." Denn trotz des technischen Fortschritts hängt die Landwirtschaft von den Bestäubern ab, weshalb Forscher vehement versuchen, das weltweite Bienensterben zu stoppen.
Honig steht nicht im Mittelpunkt
Bei der Halbjahresversammlung des Kreisverbandes der Imker des Landkreises Erlangen-Höchstadt berichtete Becker vom Bayerischen Imkertag 2017. Dort wurde unter anderem berichtet, dass die Völker nicht im selben Verhältnis zu nehmen, wie die Imker. 162 000 waren es 2010, dann sank die Zahl, kletterte inzwischen aber auf immerhin 187 000. Allerdings fangen Neulinge meist mit nur wenigen Völkern an und viele kommen durch Probe-Imkerkurse zum neuen Hobby, bei denen ihnen erfahrene Imker zur Seite stehen.
Imkern war früher eine reine Männersache. "Heute ist Imkern jung - und auch weiblich." Allerdings stünden Honig und der Gewinn desselben nicht mehr so sehr im Mittelpunkt. "Die Menschen wünschen sich eine intakte Natur", so Becker. Dazu passe auch der Trend des Stadtimkerns. "Es fangen mehr Leute in der Stadt an zu imkern, damit sie nahe bei ihren Völkern sein können." Außerdem finden Bienen inzwischen in der Stadt teilweise mehr Pollen und Nektar als auf den Feldern.
Durchwachsenes Bienenjahr
Trotzdem ist der Honig nach wie vor das Hauptprodukt der Imkerei - und an ihm lässt sich ablesen, wie das Bienenjahr verlaufen ist. 2017 hatten es die Bienen anfangs nicht einfach, vor allem wegen des kalten Frühlings. So sei der Honigertrag für die Saison auch schwer einzuordnen. "Die Auswinterung war gut", berichtete Becker. Eine mehr als dreiwöchige Kälteperiode im April und Mai überstanden die Völker ebenfalls erstaunlich gut. Als das Wetter im Mai besser wurde, trugen sie eine ordentliche Menge Blütenhonig ein. Sehr unterschiedlich, je nach Standort, war die Ernte beim Sommerhonig. Während sich die Imker an günstigen Standorten über eine Rekordernte dunklen Honigs freuen konnten, gingen andere fast leer aus. Mit dem August ist das Bienenjahr meist für den Imker vorbei, weil die Bienen dann nur noch sammeln, um selbst über den Winter zu kommen.
Es ist eben nicht einfach mit dem Imkern. Wer Bienen unterstützen will, hat es leichter. "Auch die Wildbienen dürfen wir Imker nicht vergessen. Sie leiden genauso unter den Problemen unserer Zeit", so Becker. Gerade beim Ackerbau wäre ein Umdenken dringend nötig. Denn Wildbienen, Hummeln und andere "herrenlose" Insekten haben keinen Imker, der sich um sie kümmert. Deshalb seien Gärten und Balkone mit alten Bauerngartenpflanzen mit geöffneten Blüten und Blumen besonders wertvoll.
Blühflächen für Insekten
In diesem Zusammenhang wies Klaus Becker auf die Aktion "Blütenträume" hin, im Rahmen derer Saatgut an Vereine abgegeben wurde. "Unter dem Strich ist die Aktion gelungen. An verschiedenen Stellen im Landkreis sind im Sommer schöne Blühflächen entstanden, die eifrig von Insekten besucht wurden und auch für das Auge etwas hergaben", berichtet der Vorsitzende. Bewusst wurde eine nur einjährige Mischung gesät, denn bei mehrjährigen Mischungen habe sich immer wieder gezeigt, dass ab dem zweiten Jahr einige wenige Pflanzen dominieren und die Mischung für die Bienen fast wertlos sei.
Speziell für Herzogenaurach dokumentierte Becker die "Geschichte der Blütenträume" mit Bildern. Von der Bodenbearbeitung über die Aussaat, die ersten kleinen Pflänzchen im Juni, das Warten auf Regen, bis dann im Juli und August die Blüten von Bienen, Wildbienen, Hummeln, Schmetterlingen und anderen Insekten besucht wurden. Bei passendem Wetter flogen die Insekten noch bis Mitte Oktober. "Diese Aktion sollte wiederholt werden." Zusätzlich werden zur Verbesserung der Bienenweide 125 Baumsetzlinge mit bienenfreundlichen Bäumen - zum Beispiel Linden, Erlen und Robinien angeschafft und an die Vereine abgegeben.
"Man sieht, bei der Bienenweide ist noch Luft nach oben", sagte Becker, lobte aber auch das Engagement vieler Freiwilliger: "Es soll nicht verschwiegen werden, dass für die Blühflächen teilweise ein großer Arbeitseinsatz nötig war. Vielleicht findet diese Aktion einige Nachahmer. Und wenn es nur ein paar Quadratmeter sind."
Kilian Wächtler hatte bei der Versammlung auch ein Bild einer Wildkamera dabei. Es zeigte einen Waschbären, der sich an einem Bienenkasten zu schaffen macht, was zu einer regen Diskussion führte.
Ein Problem-Bär
"Stellenweise wurden von dem Eindringling bereits massive Schäden verursacht", wusste Becker. Im Extremfall sei dieses Tier in der Lage, einen Bienenkasten unbrauchbar zu machen. Um in das Innere des Kastens zu gelangen, hätten Waschbären sogar schon Gitterböden zerfetzt.
Summ, summ, summ - Wissenswertes über Bienen
Volk Zu einem Bienenstock gehören 30 000 bis 60 000 Bienen, in einigen Fällen sogar bis zu 80 000 Tiere. Den Großteil des Bienenvolkes bilden die so genannten "Arbeiterinnen".
Nutzen Die Honigbiene produziert nicht nur Honig und Wachs, sondern trägt mit der Bestäubung von Blüten entscheidend zur Nahrungsversorgung bei. Vier Fünftel der bei uns heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind nach Angaben von Bienenforschern auf die Arbeit der Bienen angewiesen, Obstbäume ebenso wie Erdbeeren und Sonnenblumen. Der Ertrag von Raps geht zu 35 Prozent auf das Konto der Bienen.
Repräsentantin Beim Imkertag wurde mit der 22-jährigen Katharina Eder aus Vilsbiburg eine neue Bayerische Honigkönigin gewählt, die den Verband die nächsten zwei Jahre repräsentieren wird.