Wenn wir immer älter werden, müssen wir unseren Körper beweglich halten. Einige Senioren in Höchstadt gehen mit gutem Beispiel voran: Sie trainieren für ein gesundes Leben - und das nicht erst seit gestern.
Der CD-Player steht auf dem Boden an der Turnhallenwand. Gerlinde Bethke beugt sich nach unten und drückt aufs Knöpfchen - das Zeichen für alle Teilnehmer: "Auf geht's!", ruft Bethke. Fetzige Volkspopmusik ertönt. Die Gruppe von 20 Senioren, die gerade noch auf den vier langen Turnbänken saßen, sind jetzt aufgestanden und bilden einen Kreis. "Und wir nehmen den Ball in die Hand und kreisen", gibt Bethke Anweisungen. Seit 26 Jahren hat sie nun die Turnschläppchen an. Seitdem leitet die heute 71-Jährige die Seniorengymnastik, die jeden Dienstag in der Höchstadter Aischtalhalle zum Mitmachen einlädt. "Ich finde es immer wichtig, fit zu sein", sagt die Höchstadterin.
Sie hat gut reden. Ist sie doch selbst das beste Beispiel dafür, wie wichtig Fitness - gerade im Alter - ist: Erst im Juni wurde Gerlinde Bethke an der Hüfte operiert. Ein vererbter Schaden, wie sie sagt.
Sie hat ein künstliches Hüftgelenk bekommen. Und bereits im September stand sie wieder in der Turnhalle und turnte die Übungen vor. An die "Schmerzgrenze gehen" sei wichtig, sagt die Rentnerin, aber: "nur nicht übertreiben." Jeder so weit, wie er kann.
Der Spruch: Ich hab's in Rücken, Knie und Hüfte hört man oft - Bewegung kann dagegen helfen. Und dass einer überhaupt noch kann, ist aus der Sicht von Bethke gerade von dem abhängig, was man tut: "Es ist wichtig, dass man mindestens einmal die Woche Sport macht."
Die fleißigste ist 86 Jahre alt Ihre fleißigste Schülerin ist vielleicht Barbara Schreier. Im Trainingsanzug sieht sie zehn Jahre jünger aus: "Ich bin 86 Jahre alt", sagt die Höchstadterin. Sie strahlt. "Wahnsinn, wie die mitmacht", lobt Gerlinde Bethke und drückt Barbara Schreier.
Sie ist ihre älteste Gymnastikfreundin. Fit wie ein Turnschuh - verwendet man den Begriff ganz unstrapaziert, würde er auf Barbara Schreier zutreffen. Einige 50-Jährige kommen schlechter daher als die Frau, die auf die 90 zugeht.
"Es gibt viele, die Sport machen", sagt Hannes Kopp. Der Vorsitzende des Höchstadter Seniorenbeirats vertritt die Interessen von älteren Menschen und spricht mit ihnen über das Thema Fitness. Jedoch gebe es auch einige, die zu wenig tun für ihre Beweglichkeit. Wichtig sei, was er festgestellt habe, dass man früh beginnen sollte mit dem Sport, um dann im Alter weiterzumachen. Nur: Wer nie im Sportverein war, tut sich schwer, im Rentenalter damit anzufangen.
Vor allem die Männer seien oft schwer zu bewegen, da sie während des Berufes wenig Zeit hätten und danach oft schlicht keine Lust mehr haben.
Der Körper hält auch den Geist mit fit Kopp, der selbst Rentner ist, macht regelmäßig Sport, geht mehrmals in der Woche bis zu zehn Kilometer joggen. Er weiß auch: Nicht jeder kann das. Aber spazieren gehen wäre auch schon ein Anfang. Denn: "Die, die Sport treiben, sind auch geistig fit", sagt der vitale 72-Jährige.
Die Gruppe von Gerlinde Bethke sitzt nun wieder auf den Bänken und macht Gymnastik mit Bändern. Unter den 20 sportlichen Senioren in der Aischtalhalle sind nur drei Männer. Einer von ihnen ist Hans Lukaszewicz. Er hat letztlich wegen seiner Frau angefangen, der die Bewegung gut tut. Seitdem macht der 76-Jährige selbst engagiert mit.
Lukaszewicz will wieder in die Berge, wo er früher so gerne hingegangen ist. Neben der Gymnastik fährt er im Sommer Fahrrad, im Winter geht er wandern.
Auch wenn die Männer in der Unterzahl sind, angenommen wird der Gymnastikabend. "Normalerweise sind wir 30", sagt Gerlinde Bethke. Und das Wichtigste: "Wir sind ein netter Kreis!" Bethke fordert ihre Senioren zum letzten Mal auf, die Füße zu bewegen: "Das tut gerade im Winter gut!" Dann ein Klick. Die Musik ist aus. Bis zum nächsten Mal.