Am Höchstadter Gymnasium sieht man keine Probleme, die Pläne des Kultusministeriums umzusetzen. Die Schüler sollen profitieren.
Als vor Jahren in Bayern das G8 eingeführt wurde, machte sich bei Schülern, Lehrern und Eltern heftiger Unmut breit. Die jetzt beschlossene Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium (G9) löst bei Bernd Lohneiß, dem Leiter des Höchstadter Gymnasiums, und bei seinem Stellvertreter Roland Deinzer eine gegenteilige Reaktion aus.
Die beiden sind froh, dass die G9-Entscheidung endlich so gefallen ist und hoffen, "dass jetzt für einige Jahre Ruhe einkehrt". Zwar müsse an einigen Stellschrauben noch etwas gedreht werden, doch sei dieses neue, weiterentwickelte Gymnasium der richtige Weg, findet Lohneiß. "Und die Eltern bekommen das Signal, dass ihre Bedenken ernst genommen werden," fügt Roland Deinzer hinzu.
Am Höchstadter Gymnasium bereitet die Wiedereinführung des G9 weder räumliche noch personelle Probleme. Dies liegt daran, dass das G9 erst im Schuljahr 2018/2019 für die fünften und sechsten Klassen anläuft. Frühestens mit dem 13. Jahrgang steigt zum Schuljahr 2025/2026 der Raumbedarf. "Wenn bis dahin der Kollegstufenbau saniert ist, haben wir genügend Räume", blickt Schulleiter Lohneiß in die Zukunft.
In der kommenden Woche beginnt am Höchstadter Gymnasium die Einschreibung für das nächste Schuljahr. Für die Eltern ist damit klar, dass ihre Kinder in ein neunjähriges Gymnasium starten. Möchten besonders begabte Schüler aber schon nach acht Jahren zum Abitur, soll das auch möglich sein. Für sie wird es eine "Überholspur" geben, mit Förder- und Begleitmodulen über einen Zeitraum von zwei Jahren. Dann können sie die elfte Klasse überspringen.
Bis auf 47 bayerische Pilotschulen gilt an allen Gymnasien im Freistaat noch das G8. Eine dieser Pilotschulen ist Höchstadt. Hier können die Schüler seit dem Schuljahr 2015/2016 die "Mittelstufe Plus" wählen und sich ein Jahr mehr Zeit bis zum Abitur nehmen.
Seit diese Mittelstufe Plus eingeführt wurde, erfreut sie sich auch in Höchstadt immer größerer Beliebtheit. "Von den Eltern gewünscht", sagt Lohneiß. Er begrüßt es, die Mittelstufe Plus bis zur generellen Wiedereinführung des neunjährigen Gymnasiums noch drei Schuljahre anbieten zu können.
Konkret bedeutet dies, dass die Schüler der aktuellen fünften, sechsten und siebten Klassen die Laufbahn mit einem Schuljahr mehr noch wählen können. Das Gymnasium Höchstadt ist das einzige im Landkreis, das die Mittelstufe Plus anbietet. In allen anderen gibt es nach wie vor nur das G8.
Dieses ist nun ein Auslaufmodell. "Es gab im G8 aber auch Entwicklungen, die gut waren", stellt stellvertretender Schulleiter Deinzer fest. Im künftigen weiterentwickelten Gymnasium sieht er ein verändertes G8, "aber nicht die Rolle rückwärts".
Lohneiß und Deinzer stehen hinter dem, was das Kulturministerium vor hat. So sehen sie im neuen G9 wieder mehr Platz für Projekte, das Vermitteln von Kompetenzen statt reiner Wissensabfragen und die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung der Schüler. Die Kritik am G8, die Lehrpläne seien überfrachtet, treffe künftig nicht mehr zu. Die Schüler würden auch besser auf die Uni vorbereitet.
Nicht anfreunden kann sich Deinzer allerdings mit dem Vorhaben, die zweite Fremdsprache schon in der sechsten statt in der siebten Jahrgangsstufe einzuführen. Junge Menschen würden damit an "momentane Leistungsgrenzen" stoßen.
Als Erleichterung werden es manche Eltern empfinden, dass kein Nachmittagsunterricht mehr geplant ist. Das Betreuungsangebot am Nachmittag wird es am Gymnasium Höchstadt aber weiterhin geben. Bis 16 Uhr können die Kinder Hausaufgaben machen, spielen oder sich anderweitig an der Schule beschäftigen.