Ein Franke bei manipulativen Machtspielen: Der Höchstadter Armin Kahl spielt die männliche Hauptrolle im Stück "Gefährliche Liebschaften" am Gärtnerplatztheater in München - ein neuer Höhepunkt in seiner Karriere als Musicaldarsteller. Weitere Hauptrollen stehen an - auch in der fränkischen Heimat.
2010 hangelte sich Armin Kahl ein Jahr lang als Zweitbesetzung des Tarzan durch die Neue Flora in Hamburg. 2015 muss man nach Wien, München, Fürth oder Tecklenburg reisen, um den gebürtigen Erlanger in "Mary Poppins", "Gefährliche Liebschaften", "Jesus Christ Superstar", "Zorro", "Fast normal" oder "Cats" zu sehen - stets in Hauptrollen: als Mr. Banks, Herodes, Diego, Munkunstrap. "Das ist eine wahnsinnig spannende Zeit für mich", so der Musicaldarsteller im Gespräch mit inFranken.de.
Dass Armin Kahl an einem neuen Höhepunkt seiner Karriere angekommen ist, kann man auch aus den Kritiken über sein aktuelles Engagement am Gärtnerplatztheater in München lesen. "Mit seiner Charakterisierung des Vicomte de Valmont und mit dieser überaus sicher geführten Stimme dürfte es ab sofort für ihn nur noch Hauptrollen im deutschsprachigen Musical geben - die Herren Kollegen in der ersten Liga dürfen sich schon mal warm anziehen, hier kommt starke Konkurrenz", urteilt das Portal "musical-reviews".
Apropos warm anziehen: Exakt das tut Kahl in seiner jetzigen Rolle als leidenschaftlicher Verführer nicht immer, um nicht zu sagen selten. Bereits wenn sich der Vorhang im Cuvilliestheater zum ersten Akt hebt, sieht man den Hauptdarsteller in eindeutig erotischer Pose beim gespielten Akt - mit nacktem Allerwertesten. Szenen wie diese wiederholen sich: rein in die aristokratischen Klamotten der Zeit der französischen Revolution, raus aus der Kluft. In einer Szene benötigt Kahl sogar fünf Kollegen, die ihm blitzschnell Beinkleid, Weste und Gehrock wieder anziehen.
Wie er sein frivoles Treiben seinen Eltern erklärt, die sich das Stück in dieser Woche anschauen wollen? Armin Kahl schmunzelt: "Sie sind einiges gewohnt. Dennoch habe ich sie vorgewarnt. Im Trailer zu dem Stück ist ja auch schon ein Vorgeschmack zu sehen. Allerdings liebe ich den Überraschungseffekt - auch für meine Eltern."
Nach sechs Vorstellungen der "Gefährlichen Liebschaften" atmet der gebürtige Erlanger zum ersten Mal durch. "Die Rolle ist die größte Herausforderung, die ich bisher gespielt habe. Sie ist gesanglich über zweieinhalb Oktaven angelegt." Nicht nur das: Kahl ist während der gut zweieinhalbstündigen Vorstellung dauerpräsent auf der Bühne. "Das war bei bisher keiner anderen Rolle so. Da hatte ich immer auch Verschnaufpausen hinter der Bühne."
Am Stadttheater Fürth
Trotz der Belastung macht Kahl die Rolle "wahnsinnig viel Spaß. Das Stück ist sehr vielschichtig. Es entwickelt sich mit jeder Vorstellung weiter." Das liegt auch am Team, mit dem der gebürtige Erlanger arbeitet. "Wir sind vor fünfeinhalb Wochen gut vorbereitet hier in München angekommen und haben das Stück einstudiert." Obwohl die Nachfrage des Publikums groß ist, stehen bis 6. März nur elf Vorstellungen auf dem engen Spielplan des Cuvilliestheaters.
Am kommenden Freitagabend wird dann für Armin Kahl und das Ensemble der "Gefährlichen Liebschaften" der Vorhang in München vorerst letztmals fallen (Neuauflage: Mai 2016).
Schon am Samstagmittag steigt der Musicaldarsteller aus Franken direkt in die laufenden Proben für Jesus Christ Superstar in Wien ein. In der Osterwoche spielt er dort den Herodes. Dann folgt ein fliegender Wechsel in die fränkische Heimat: Vom 30. April bis 31. Mai steht Armin Kahl auch an der Seite von Pia Douwes acht Mal im Stück "Fast normal" auf der Bühne des Stadttheaters Fürth, um sich parallel auf die Pfingstgala "Musical meets Pop" am 25. Mai auf der Freilichtbühne in Tecklenburg vorzubereiten. Dort stehen für Armin Kahl dann bis in den September auch in "Zorro" (Diego) und "Cats" (Munkustrap) die nächsten künstlerischen Herausforderungen an.
Haderte Armin Kahl noch vor Jahresfrist ab und an mit seiner Entscheidung, die ihm damals angebotene Rolle im Ensemble von "Mary Poppins" in Wien nicht anzunehmen, so weiß er heute, dass es ihm dadurch möglich wurde, sich künstlerisch sehr intensiv weiterzuentwickeln. Die Hauptrollen, die er jetzt spielen darf, hätte er dann weder anstreben noch annehmen können.
"Es war eine neue, schöne Erfahrung, dass der Intendant des Gärtnerplatztheaters München mich vom Fleck weg für ,Gefährliche Liebschaften‘ engagiert hat, nachdem er mich im vergangenen Jahr als Alfred Ill im ,Besuch der Alten Dame‘ in Wien gesehen hat", so Armin Kahl.
Armin Kahl Ausbildung Der Erlanger absolvierte seine Ausbildung an der Theaterakademie August Everding (München). Am Prinzregententheater München und am Opernhaus Erfurt spielte er in "City of Angels" (Muniõz und Mr. Stone). Für seine Interpretation des Luigi und Tony in "Lucky Stiff" am E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg wurde Kahl mit der TZ-Rose der Münchner Tageszeitung ausgezeichnet.
Förderpreise Seine gesanglichen Qualitäten stellte er beim Bundesgesangswettbewerb unter Beweis und gewann zweimal Förderpreise. Er spielte in Stuttgart bei "Mamma Mia!" die Erstbesetzung des Sky. Das Hamburger Publikum kennt ihn aus "Ich war noch niemals in New York" oder "Tarzan". Im Oktober 2011 wechselte er ins Operettenhaus in Hamburg zu "Sister Act".