"Freut mich sehr": Jahrzehntelanger Elternkampf um Schulbusse bringt endlich Erfolg - Mutter überglücklich

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Höchstadt: Jahrzehntelanger Elternkampf um Schulbusse bringt endlich Erfolg - "freut mich sehr"
In Höchstadt und den umliegenden Gemeinden wurden immer wieder Schulkinder einfach stehengelassen. Jetzt hat der Elternkampf um mehr Busverbindungen Früchte getragen.
Höchstadt: Jahrzehntelanger Elternkampf um Schulbusse bringt endlich Erfolg - "freut mich sehr"
Collage inFranken.de: Jan Potente/ADAC/dpa-Archiv (Symbolbild) ; Christian Bauriedel/Archiv

In Höchstadt und den Nachbargemeinden gingen Eltern lange auf die Barrikaden - denn ihre Kinder wurden nach Schulschluss vom Bus immer wieder stehengelassen. Jetzt wurde reagiert - sehr zur Freude einer betroffenen Mutter.

  • Höchstadt: Jahrzehntelanger Elternkampf um Schulbusse bringt Erfolg 
  • Corona-Verstärkerbus war gestrichen worden - Schulkinder wurden stehengelassen
  • "Lässt es sachgerecht erscheinen": Behörde reagiert auf massive Elternbeschwerden
  • "Freut mich sehr": Betroffene Mutter merkt schlagartige Veränderung 

In Höchstadt gab es nach den Osterferien 2022 nicht zum ersten Mal mächtig Ärger, weil mehreren Eltern zufolge auf einer Buslinie regelmäßig Schulkinder nicht transportiert wurden. Wie eine betroffene Mutter gegenüber inFranken.de berichtet hatte, waren die Fahrzeuge schlicht zu voll, um alle Schüler und Schülerinnen nach Unterrichtsschluss nach Hause zu bringen. Ein Verstärkerbus wurde nach dem Corona-Winter wieder gestrichen. Jetzt hat der hartnäckige Kampf der Eltern doch noch Erfolg gezeigt. 

Update vom 19.07.2022: "Problem bestand schon vor zwanzig Jahren" - Landratsamt reagiert nach massivem Elternkampf um Schulbusse

"Nach Wegfall der vom Freistaat Bayern finanzierten coronabedingten Verstärkerfahrten nach den Osterferien kam es vermehrt zu Beschwerden auf der Linie 247 bei der Nachmittagsfahrt um 13.27 Uhr ab Realschule Höchstadt", erklärt das Landratsamt Erlangen-Höchstadt auf Anfrage von inFranken.de.

"Bei einer Vorortkontrolle wurde zwar die theoretische Kapazitätsgrenze des Busses unterschritten, aber ohne das ordnende Eingreifen des Verkehrsunternehmens wäre eine Sicherstellung der Beförderung aller Schüler nicht möglich gewesen", so die Behörde. Eine "gründliche Recherche" habe "mehrere Ursachen für die Beschwerden" ergeben, so das Landratsamt.

Dort hatte man im Mai zuerst die Beobachtung angestellt, dass Schulkinder die Linie nutzten, obwohl sie auch mit einem anderen Bus hätten fahren können. Eine betroffene Mutter hatte dies gegenüber inFranken.de zum Teil bestätigt. Aber: "Zum einen liegt ein Verteilungs- und ein Disziplinproblem vor, zum anderen hat aber die Anzahl der Schülerinnen und Schüler, die auf diese Linie angewiesen sind, aktuell eine Größenordnung erreicht, die es sachgerecht erscheinen lässt, eine Verstärkerfahrt einzusetzen", so die Behörde. 

Pandemie "nicht mehr ausschlaggebend": Landratsamt setzt Verstärkerbus ein - Situation für Mutter schlagartig besser

Nicht mehr die Pandemie, sondern "die Entwicklung der Schülerzahlen, vor allem aus dem Baugebiet SeeSide aus Adelsdorf" sei "ausschlaggebend für die Zubestellung". Der Verstärkerbus sei seit dem 13. Juli 2022 auf der Linie 247 (Höchstadt-Adelsdorf) um 13.18 Uhr ab der Haltestelle Don-Bosco-Schule an Schultagen eingesetzt.

"Das freut mich natürlich sehr", so die Mutter einer 12-jährigen Tochter gegenüber inFranken.de. Sie hatte sich zum Schluss sogar an Landrat Alexander Tritthart (CSU) gewandt, um für die Schulbusverstärkung einzutreten.

"Es ist jetzt definitiv was passiert. Ich musste meine Tochter nie wieder von der Schule abholen. Und das Problem bestand ja schon vor zwanzig Jahren für viele andere." Sie hoffe nun, dass der Verstärkerbus nach den Ferien nicht wieder gestrichen werde. Finanziert werde dieser aus den allgemeinen ÖPNV-Mitteln des Landkreises, heißt es vom Landratsamt. 

Erstmeldung vom 17.05.2022: "Zigmal beschwert und nie was erreicht" - Ärger um Busse für Schüler in Höchstadt

"Das Problem mit den Busverbindungen gibt es schon immer", so die Mutter, deren 12-jährige Tochter die Realschule in Höchstadt besucht. Konkret gehe es um die Linie 247 zwischen Höchstadt und Nainsdorf, die schon über sehr lange Zeit "immer sehr voll" gewesen sei. Die Mutter, die ihrem Ärger auch in einer Facebook-Gruppe Luft gemacht hat, wird dort in ihrer Beobachtung von vielen Menschen aus dem Raum Höchstadt bestätigt.

"Dieser ewige Kampf. Ich hab drei Kinder durch die Schulzeit geboxt und bei allen war das ein Thema. Zigmal beschwert, nie was erreicht", schreibt etwa eine Frau. Dies sei sogar bereits seit 20 Jahren bis 25 Jahren der Fall, heißt es zum Teil in den Antworten auf ihren Post. Doch mit der Corona-Pandemie habe sich das Ganze gebessert, berichtet die Mutter.

"Es war immer genügend Platz, weil zwei Busse gefahren sind. Doch das hat man wieder eingestellt. Jetzt stehen die Kinder an der Schule und können nicht nach Hause." Binnen einer Woche habe sie ihre Tochter dreimal von der Schule abholen müssen. "Ich habe die Schnauze voll. Zum Glück habe ich einen netten Chef, aber ich kann doch nicht ständig von der Arbeit heim, weil ich mein Kind abholen muss."

Freistaat zahlt zweiten Bus in Höchstadt nicht mehr - Mutter empört

Sie habe sich bereits beim Landratsamt und dem zuständigen Busunternehmen beschwert - doch passiert sei bisher noch nicht viel - auch wenn der Kontakt freundlich gewesen sei. "Vorher gab es wohl eine Förderung wegen Corona für den zweiten Bus. Doch das geht jetzt wohl nicht mehr, weil es zu teuer ist", sagt sie. Gleichzeitig gebe es Kinder, die eine andere Linie nehmen könnten - dies aber nicht täten, "weil es länger dauern würde", sagt die Mutter.

Das habe auch das Landratsamt bei einer persönlichen Besichtigung vor Ort festgestellt. "Beim nächsten Mal rufe ich ein Taxi und schicke dem Landratsamt die Rechnung", erklärt die betroffene Mutter. Denn eine Alternative gebe es für ihre Tochter nicht: "Ich habe schon gesagt, sie kann ja wohl kaum die fünf Kilometer von Adelsdorf runter heim laufen."

"Die Beschwerden gibt es seit Schulbeginn nach den Osterferien, seit Wegfall der vom Freistaat Bayern bezahlten pandemiebedingten Verstärkerfahrten", bestätigt das Landratsamt Erlangen-Höchstadt die Situation auf Anfrage von inFranken.de. Man habe als Reaktion"den unmittelbaren Kontakt zum Verkehrsunternehmen gesucht und um Fahrgastzählungen gebeten", so eine Behördensprecherin. 

Busunternehmen zählt Fahrgäste an Schul-Haltestelle - und kommt zu anderem Schluss

Man wolle nun klären, "ob ein Kapazitätsproblem oder ein Verteilungsproblem vorliegt", so die Sprecherin des Landratsamts. Es müsse geprüft werden, "ob sich während des Zeitraums, in dem wegen der Pandemie Verstärkerbusse eingesetzt wurden, sich die Schülerzahlen so verändert haben, dass die vorgehaltene Kapazität nun nicht mehr reicht".

Der eingesetzte Bus habe eine Kapazität von 94 Plätzen, heißt es. Bei einer Fahrgastzählung an 5 Tagen im Mai habe es aber "eine Unterschreitung der zulässigen Zahlen" gegeben. Am 11. Mai 2022 habe man sich zudem "an der Einstiegshaltestelle Realschule Höchstadt um 13.27 Uhr (...)  ein Bild vor Ort gemacht". 

Dort seien "deutlich weniger als die maximal zulässigen Fahrgäste an der Haltestelle" gestanden, "aber der Bus konnte dennoch nicht losfahren, da Schülerinnen und Schüler im Einstiegsbereich und noch weitere an der Haltestelle standen", erklärt die Sprecherin. 

Behörde fordert "Disziplin und Rücksichtnahme" von Schülern - problematische Busnutzung?

"Der Vertreter des Verkehrsunternehmens musste ordnend eingreifen. Zwei Sitzplätze waren unbesetzt, eine Aufforderung zum Durchrutschen war notwendig. Es konnten schließlich alle Schülerinnen und Schüler mitfahren." Außerdem seien nicht alle Schulkinder, die die betroffene Linie nutzen, auf diese angewiesen. Man habe der Realschule "mögliche Alternativen" weitergegeben - "mit der Bitte, betroffene Schülerinnen und Schüler zu informieren". Die Behörde werde sich aber "sicher nicht auf zulässige Fahrgastkapazitäten zurückziehen", sondern habe "ein Interesse, dass es auch vor Ort funktioniert."

Daher wolle die Behörde "nochmals genau die Entwicklung und Veränderung der Schülerzahlen aus den einzelnen betroffenen Gebieten analysieren", so die Sprecherin. Hierbei sei man "aber auch auf die Disziplin und die Rücksichtnahme der einzelnen Schülerinnen und Schüler angewiesen", so die Sprecherin. Es könne "verschiedene Gründe geben", weshalb "eine Beförderung nicht stattgefunden hat", teilt die Behördensprecherin mit.

"Nicht in allen Fällen hat der Verkehrsunternehmer die Verantwortung." Das Landratsamt Erlangen Höchstadt empfehle "die direkte Kontaktaufnahme mit dem Verkehrsunternehmen. Die Telefonnummer ist auf den Fahrplänen, die an den Haltestellen aushängen, aufgedruckt". Die Realschule Höchstadt selbst hat ein Busbeschwerdeformular für Eltern online gestellt, das ans Landratsamt weitergeleitet wird. Ob die Schüler und Schülerinnen aus dem Raum Höchstadt demnächst problemlos mit dem Bus nach Hause kommen, bleibt abzuwarten. "Es muss definitiv was passieren, bevor etwas passiert", fordert die Mutter der 12-Jährigen.