"Es ist jetzt definitiv was passiert. Ich musste meine Tochter nie wieder von der Schule abholen. Und das Problem bestand ja schon vor zwanzig Jahren für viele andere." Sie hoffe nun, dass der Verstärkerbus nach den Ferien nicht wieder gestrichen werde. Finanziert werde dieser aus den allgemeinen ÖPNV-Mitteln des Landkreises, heißt es vom Landratsamt.
Erstmeldung vom 17.05.2022: "Zigmal beschwert und nie was erreicht" - Ärger um Busse für Schüler in Höchstadt
"Das Problem mit den Busverbindungen gibt es schon immer", so die Mutter, deren 12-jährige Tochter die Realschule in Höchstadt besucht. Konkret gehe es um die Linie 247 zwischen Höchstadt und Nainsdorf, die schon über sehr lange Zeit "immer sehr voll" gewesen sei. Die Mutter, die ihrem Ärger auch in einer Facebook-Gruppe Luft gemacht hat, wird dort in ihrer Beobachtung von vielen Menschen aus dem Raum Höchstadt bestätigt.
"Dieser ewige Kampf. Ich hab drei Kinder durch die Schulzeit geboxt und bei allen war das ein Thema. Zigmal beschwert, nie was erreicht", schreibt etwa eine Frau. Dies sei sogar bereits seit 20 Jahren bis 25 Jahren der Fall, heißt es zum Teil in den Antworten auf ihren Post. Doch mit der Corona-Pandemie habe sich das Ganze gebessert, berichtet die Mutter.
"Es war immer genügend Platz, weil zwei Busse gefahren sind. Doch das hat man wieder eingestellt. Jetzt stehen die Kinder an der Schule und können nicht nach Hause." Binnen einer Woche habe sie ihre Tochter dreimal von der Schule abholen müssen. "Ich habe die Schnauze voll. Zum Glück habe ich einen netten Chef, aber ich kann doch nicht ständig von der Arbeit heim, weil ich mein Kind abholen muss."
Freistaat zahlt zweiten Bus in Höchstadt nicht mehr - Mutter empört
Sie habe sich bereits beim Landratsamt und dem zuständigen Busunternehmen beschwert - doch passiert sei bisher noch nicht viel - auch wenn der Kontakt freundlich gewesen sei. "Vorher gab es wohl eine Förderung wegen Corona für den zweiten Bus. Doch das geht jetzt wohl nicht mehr, weil es zu teuer ist", sagt sie. Gleichzeitig gebe es Kinder, die eine andere Linie nehmen könnten - dies aber nicht täten, "weil es länger dauern würde", sagt die Mutter.
Das habe auch das Landratsamt bei einer persönlichen Besichtigung vor Ort festgestellt. "Beim nächsten Mal rufe ich ein Taxi und schicke dem Landratsamt die Rechnung", erklärt die betroffene Mutter. Denn eine Alternative gebe es für ihre Tochter nicht: "Ich habe schon gesagt, sie kann ja wohl kaum die fünf Kilometer von Adelsdorf runter heim laufen."
"Die Beschwerden gibt es seit Schulbeginn nach den Osterferien, seit Wegfall der vom Freistaat Bayern bezahlten pandemiebedingten Verstärkerfahrten", bestätigt das Landratsamt Erlangen-Höchstadt die Situation auf Anfrage von inFranken.de. Man habe als Reaktion"den unmittelbaren Kontakt zum Verkehrsunternehmen gesucht und um Fahrgastzählungen gebeten", so eine Behördensprecherin.
Busunternehmen zählt Fahrgäste an Schul-Haltestelle - und kommt zu anderem Schluss
Man wolle nun klären, "ob ein Kapazitätsproblem oder ein Verteilungsproblem vorliegt", so die Sprecherin des Landratsamts. Es müsse geprüft werden, "ob sich während des Zeitraums, in dem wegen der Pandemie Verstärkerbusse eingesetzt wurden, sich die Schülerzahlen so verändert haben, dass die vorgehaltene Kapazität nun nicht mehr reicht".
Der eingesetzte Bus habe eine Kapazität von 94 Plätzen, heißt es. Bei einer Fahrgastzählung an 5 Tagen im Mai habe es aber "eine Unterschreitung der zulässigen Zahlen" gegeben. Am 11. Mai 2022 habe man sich zudem "an der Einstiegshaltestelle Realschule Höchstadt um 13.27 Uhr (...) ein Bild vor Ort gemacht".
Dort seien "deutlich weniger als die maximal zulässigen Fahrgäste an der Haltestelle" gestanden, "aber der Bus konnte dennoch nicht losfahren, da Schülerinnen und Schüler im Einstiegsbereich und noch weitere an der Haltestelle standen", erklärt die Sprecherin.
Behörde fordert "Disziplin und Rücksichtnahme" von Schülern - problematische Busnutzung?
"Der Vertreter des Verkehrsunternehmens musste ordnend eingreifen. Zwei Sitzplätze waren unbesetzt, eine Aufforderung zum Durchrutschen war notwendig. Es konnten schließlich alle Schülerinnen und Schüler mitfahren." Außerdem seien nicht alle Schulkinder, die die betroffene Linie nutzen, auf diese angewiesen. Man habe der Realschule "mögliche Alternativen" weitergegeben - "mit der Bitte, betroffene Schülerinnen und Schüler zu informieren". Die Behörde werde sich aber "sicher nicht auf zulässige Fahrgastkapazitäten zurückziehen", sondern habe "ein Interesse, dass es auch vor Ort funktioniert."
Daher wolle die Behörde "nochmals genau die Entwicklung und Veränderung der Schülerzahlen aus den einzelnen betroffenen Gebieten analysieren", so die Sprecherin. Hierbei sei man "aber auch auf die Disziplin und die Rücksichtnahme der einzelnen Schülerinnen und Schüler angewiesen", so die Sprecherin. Es könne "verschiedene Gründe geben", weshalb "eine Beförderung nicht stattgefunden hat", teilt die Behördensprecherin mit.
"Nicht in allen Fällen hat der Verkehrsunternehmer die Verantwortung." Das Landratsamt Erlangen Höchstadt empfehle "die direkte Kontaktaufnahme mit dem Verkehrsunternehmen. Die Telefonnummer ist auf den Fahrplänen, die an den Haltestellen aushängen, aufgedruckt". Die Realschule Höchstadt selbst hat ein Busbeschwerdeformular für Eltern online gestellt, das ans Landratsamt weitergeleitet wird. Ob die Schüler und Schülerinnen aus dem Raum Höchstadt demnächst problemlos mit dem Bus nach Hause kommen, bleibt abzuwarten. "Es muss definitiv was passieren, bevor etwas passiert", fordert die Mutter der 12-Jährigen.
8 Jahre lang habe ich mich am Elternbeirat des Gymnasiums Höchstadt als Verkehrsreferent engagiert. In Zusammenarbeit mit der Realschule Höchstadt haben wir ein Beschwerdemanagement aufgebaut, um solche Themen frühzeitig zu erkennen und zu lösen bevor es zur Eskalation kommt. Die Kooperation mit der Fachabteilung im Landratsamt war ausgezeichnet. Beispielsweise wurden die Elternbeiräte rechtzeitig eingebunden, als Buslinien aufgrund des Neubaus der Aischbrücke in Höchstadt vorübergehend verlegt werden mussten.
Es ist nicht nachvollziehbar, warum Kinder im Überlandverkehr ungesichert oder im Gang stehend mitfahren dürfen, im PKW der Eltern aber nicht! Obwohl die Unfallzahlen bei Schulbussen sehr gering sind, haben selbst leichte Unfälle schwere Folgen. Manchmal reicht eine scharfe Bremsung aus damit Kinder stürzen. Hier ist die Bundesregierung gefordert - es wird Zeit, dass die allgemeinen Vorschriften zum gewerblichen Personentransport und zur Ladungssicherung auch für Schulbusse gelten. Sicherheitsingenieure müssen damit beauftragt werden wirksame Schutzvorrichtungen zu entwickeln. Dann wäre auch das Kapazitätsproblem gelöst. So schwer stelle ich mir das nicht vor. Bei Achterbahnen auf dem Rummelplatz klappt es ja auch!
Ich freu mich ja schon auf das 9 Euro Ticket, da wird das totale versagen des ÖPNV nochmal verdeutlicht. :D
Da können wir dann das Leben in vollen Zügen äh. Bussen genießen