Nach den Global Playern soll auch das Handwerk mit öffentlichen Skulpturen gewürdigt werden. Heute um 19 Uhr ist feierliche Eröffnung des Kunstwerks.
Viele Passanten werden sich gewundert haben, was denn die eifrigen Männer in den letzten Tagen an und auf dem Kreisverkehr am neuen Gewerbegebiet in der Bamberger Straße gemacht haben. Gibt's wohl eine besondere Gestaltung der Insel, so wie es an mehreren anderen Stellen in der Stadt schon üblich ist? Richtig! Das Rätsel ist gelöst: Noch heute soll im Lauf des Tages ein Kunstwerk in der Mitte des Kreisverkehrs aufgestellt werden.
Am späten Vormittag wird ein Autokran erwartet, der das etwa drei Tonnen schwere Symbol errichtet. Hier wird gegen 11 Uhr die Straße kurzzeitig gesperrt werden müssen, teilt Thomas Nehr vom Bauamt der Stadt mit, der zwar noch Osterurlaub hat, aber wegen des kurzfristigen und wichtigen Termins von zu Hause aus arbeitet.
Zeit für die Kleinen
Entgegen der anderen Kreisel, wo die beiden großen Sportartikler ihre Wahrzeichen aufgestellt haben, wird diesmal kein Global Player zum Zuge kommen. Denn auch Schaeffler hat ja seinen Platz für ein übergroßes Nadellager bereits. Jetzt sind es die Kleinen, deren Arbeit die Stadt nun würdigt. Das Handwerk ist ja auch bedeutend, und dieses wird nun in Form einer riesigen Breze symbolisiert.
Die Idee hatte Bäckermeister Klaus Römmelt. Er ist einer, der sich schon immer mit originellen Ideen um das Wohl der "Kleinen" aus der Innenstadt gekümmert hat. Warum nicht mal klotzen statt kleckern, fragte sich das langjährige Mitglied der Förder- und Werbegemeinschaft jetzt und stellte einen offiziellen Antrag an die Stadt. Darin heißt es, ganz unbescheiden: "Nachdem alle Herzogenauracher große Firmen einen eigenen Reklame-Kreisel haben und der Aldi-Kreisel noch frei ist, stellt die Bäckerei Römmelt einen Antrag auf einen Brezel-Kreisel." Immerhin habe allein sein Betrieb schon 20 Angestellte.
Breze wie Brille
Römmelt fand im Rathaus Unterstützung. Dabei war Bürgermeister German Hacker erst skeptisch. Der Zwei-Meter-Mann, der eher die Superlative der drei Weltfirmen gewöhnt ist, ließ sich von seiner Stadtmarketingchefin Judith Jochmann dann aber überzeugen. Die fand die Idee mit der Breze riesig. "Essen muss man immer", sagte sie, "und die Schuster als das klassische Handwerk der Herzogenauracher Vergangenheit haben ja schon einen Brunnen." Außerdem rege eine Breze nicht nur den Appetit, sondern auch die Phantasie an. Es gebe ja auch viele Optiker in
Herzogenaurach, sagte sie, und fügte hinzu: " Mal ehrlich, so eine Breze sieht doch auch ein bisschen aus wie eine Brille."
Damit wischte sie zwar Hackers Skepsis beiseite, aber gegessen war die Geschichte damit noch lange nicht. Wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war, regte sich nämlich in den Reihen der Stadträte Widerstand. "Das liegt mir schon schwer im Magen", meinte Peter Prokop (SPD) in einer Geheimsitzung. Sein Fraktionschef Curd Blank sorgte sich um die Sicherheit der kreiselnden Autofahrer: "Die werden doch bloß abgelenkt". Und Bernhard Schwab (CSU) hob den mahnenden Zeigefinger, angesichts hoher anderer laufender Ausgaben: "Wir sollten künftig kleinere Brötchen backen."
Unterstützt wurde er von Walter Nussel, der auf den höheren Stellenwert der Forstwirtschaft verwies und plakativ seinen hölzernen Aktenkoffer vor sich aufrichtete. Begeistert hingegen waren Christian Polster, Franz-Josef Lang (beide CSU) und Petra Mauser (SPD): "Die Bäcker haben ein Denkmal verdient", stellten sie in trauter Gemeinsamkeit fest. Walter Drebinger bot sich an, ein schönes schmiedeeisernes Geländer drum herum anzufertigen.
Letztlich ließen sich die Skeptiker überzeugen. Nicht nur, weil Antragsteller Römmelt in der Sitzung Rederecht bekam, seine Argumente knetete wie ein Osterbrot und frische Backwaren ausgab. Vor allem war es der Hinweis von Bürgermeister Hacker, dass die Stadträte am heutigen Freitagabend um 19 Uhr, ebenso wie die Bevölkerung, zu einer fröhlichen Eröffnung des Brezen-Kreisels eingeladen werden. Mit Umtrunk und allerlei Leckerem aus den Backstuben der Herzogenauracher Bäckereien.
Klaus Römmelt hat da noch ein Überraschungsgeschenk im Gebäck, äh Gepäck: 500 Exemplare des Brezel-Kreisels in Miniaturausgabe. "Die gehen weg wie die warmen Semmeln", verspricht er und wünscht allen Lesern abschließend einen guten Tag und sich einen "guden Daach".