Herzogenaurach bekommt einen Tauschring

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Cornelia Kucich und Christl Wiedemann-Drobny erläutern das Dechsendorfer Modell, im Hintergrund Hans-Jürgen Heinzel. Foto: Richard Sänger
Cornelia Kucich und Christl Wiedemann-Drobny erläutern das Dechsendorfer Modell, im Hintergrund Hans-Jürgen Heinzel. Foto: Richard Sänger

Der Herzogenauracher Seniorenbeirat startet das Projekt "Herzo-Tausch", bei dem es um unbürokratische und bargeldlose Hilfe geht.

Ältere Menschen, aber auch Alleinstehende, Familien mit kleinen Kindern oder Menschen mit körperlichen Einschränkungen stehen oft vor Fragen wie: Wer gießt meine Blumen im Urlaub oder hilft mir im Garten? Wer erklärt mir, wie man mit dem Computer eine E-Mail verschickt? Wer würde mein Kind hüten oder ihm Nachhilfe geben? Wer könnte den Einkauf für mich erledigen? Wer könnte etwas mit meinen überschüssigen Tomatenpflanzen anfangen? Um hier eine möglichst unbürokratische, schnelle und bargeldlose Hilfe anbieten zu können, will der Herzogenauracher Seniorenbeirat eine organisierte Nachbarschaftshilfe ins Leben rufen.
Zu einer Informationsveranstaltung waren sehr zur Freude von Brüne Soltau, dem Vorsitzenden des Seniorenbeirats, rund 50 Interessenten in den Geschwister-Beck-Saal gekommen. Bei der Auftaktveranstaltung erläuterte Hans-Jürgen Heinzel mit Unterstützung von Cornelia Kucich und Christl Wiedemann-Drobny aus Dechsendorf das Konzept des dortigen Tauschrings. Um nicht von ganz vorne anzufangen zu müssen, wollen die Herzogenauracher das erfolgreiche Modell der Dechsendorfer Initiative übernehmen und sich unter dem Namen "Herzo-Tausch" anschließen.
In Dechsendorf wurde eine Art soziales Netzwerk geschaffen, dessen Mitglieder auf freundschaftlich-nachbarschaftlicher Basis Gegenstände, Fähigkeiten und Kenntnisse austauschen - ohne kommerzielle Interessen. "Zu Beginn stand der soziale Gedanke einer Vernetzung", erklärte Cornelia Kucich, die anderen Aspekte ergaben sich dann im Laufe der Zeit. Rund 130 Mitglieder hat der Tauschring mittlerweile und geht über Dechsendorf hinaus, auch in Bubenreuth gründete sich ein Ableger. Die beiden Referentinnen und Heinzel wiesen darauf hin, dass vor allem der persönliche Kontakt der Mitglieder untereinander sehr wichtig sei und deswegen monatliche Markttreffen veranstaltet werden.


Monatliche Treffen

Für die Nachbarschaftshilfe kann man sich nicht einfach anonym im Internet anmelden. "Da muss Vertrauen zueinander aufgebaut werden und es entstehen auch wunderbare Freundschaften", erzählte Christl Wiedemann-Drobny von ihren Erfahrungen. Bei den monatlichen Treffen bringen die Teilnehmer ihre Gegenstände, die sie gerne jemandem überlassen möchtenm gleich mit. "Eigentlich ist das wie ein kleiner Flohmarkt, nur dass eben nicht mit Euro bezahlt wird", gab Kucich ein Beispiel.
Denn bezahlt wird in einer fiktiven Zeit-Währung, so entspricht eine Stunde Arbeit etwa zehn Talenten, und auch bei Gegenständen verständigen sich "Käufer und Verkäufer" auf die Zahl der Talente.
Bei der ersten Teilnahme am Markttreffen bekommt jedes Mitglied 100 Talente als Startkapital. Dadurch ist es dann möglich, sich zum Beispiel ein Gerät auszuleihen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, und dafür selbst gemachte Marmelade zurückzugeben. "Im Grunde kann jeder irgendwas beisteuern, ob es Gegenstände oder eine Dienstleistung ist", erklärt Wiedemann-Dobry. Denn tauschen statt kaufen sei der Trend und es sei auch ein Kampf gegen die Wegwerfgesellschaft. "Es ist doch super: Wenn man einen Fehlkauf gemacht hat oder etwas hat, das man nicht mehr braucht und das zum Wegwerfen zu schade ist."
Termine: Die Markttreffen finden immer um 18 Uhr im Herzogenauracher Generationenzentrum an der Erlanger Straße statt. Die Termine für 2017:
22. Juni, 27. Juli, 24. August, 28. September, 26. Oktober und 23. November

Kontakt: Seniorenbüro Hans-Jürgen Heinzel und Herbert Goldmann, Hintere Gasse 32, 91074 Herzogenaurach, Telefon 09132/737169, E-Mail: Seniorenbuero@herzovision.de