36 Jahre war Reinhard Holzenleuchter Kämmerer der Verwaltungsgemeinschaft Höchstadt. Jetzt will er sich mehr seinen Hobbys widmen.
". . . . und alles war wüst und leer!" Wenn Reinhard Holzenleuchter auf seinen Anfang in der Verwaltungsgemeinschaft Höchstadt zurückblickt, fällt ihm dieser Vergleich ein. Nach 36 Jahren im Dienst der Kommunen geht der "Herr über alle Zahlen" jetzt in den Ruhestand. Gleichzeitig feiert Holzenleuchter sein 50-jähriges Dienstjubiläum. Denn als er zur VG Höchstadt kam, hatte er bereits einige Stationen hinter sich.
Seit 1. Mai 1978, dem Vollzug der Gebietsreform, gibt es die VG Höchstadt. Auf die Idee, als Kämmerer in die Verwaltungsgemeinschaft zu wechseln, hatte ihn Otto Tröppner einst gebracht. Zuvor hatte Holzenleuchter ein kurzes Intermezzo in Heßdorf gegeben.
Drei Tische und viereinhalb Stühle "Ich habe schnell gesehen, dass dort der Laden nicht wie geplant laufen wird, weil die Unterstützung durch die Politik fehlte", erinnert er sich.
Auf Tröppners Appell hin bewarb er sich. Lonnerstadts damaliger Bürgermeister Sucker war mit dem Aufbau der neuen Verwaltungsgemeinschaft beauftragt. "Man hat gleich gesehen, dass da ernsthaft an einer ordnungsgemäßen Verwaltung gearbeitet wird", so Holzenleuchter.
Begonnen hat alles in einigen Räumen im alten Höchstadter Schloss im Februar 1978. "Wir hatten drei Schreibtische und viereinhalb Stühle", sagt Holzenleuchter. Die Benutzung des Besucherstuhls sei nur auf eigene Gefahr gestattet gewesen. Weil es nur einen Meter Kabel hatte, stand das einzige Telefon auf der Fensterbank. "Aber zum 1. Mai hatten wir den ganzen Laden am Laufen. Alles war da: Möbel, Datenerfassung, Personal. Aus dem Nichts zu einer funktionierenden Verwaltung."
Die Mitarbeiter hatten alle Hände voll zu tun. Die Daten der Mitgliedsgemeinden mussten erfasst und zusammengeführt werden.
Die Frage, was ihm denn in all den Jahren am meisten Spaß bereitet und was ihn am meisten genervt habe, ist für Holzenleuchter leicht zu beantworten: "Die EDV!"
Er habe schon "am Computer gebastelt", lange bevor er zur VG gekommen sei und das ganze Potenzial dieser neuen Technik erkannt. Dass er die rasante Entwicklung nicht nur von Anfang an miterlebt hat, sondern auch davon fasziniert ist, ist aus seinen Erzählungen herauszuhören. "Eine interessante Zeit", wie er heute findet.
Begeisterter Modellflieger Die abendlichen Sitzungen in den Mitgliedsgemeinden waren für Holzenleuchter nie ein Problem. "Sie waren Bestandteil des Jobs und gehörten einfach dazu!" Überstunden wurden dafür nicht vergütet.
Als Ausgleich bekam der Kämmerer Freizeit. "Wenn Flugwetter war, war ich halt nicht am Schreibtisch.
Das hat immer funktioniert."
Womit wir schon bei der Modellfliegerei wären, ein Hobby, das Holzenleuchter seit 50 Jahren ausübt. Schon jetzt fiebert er dem Abschlusswettbewerb der "Bavarian Open" am 14. September entgegen, der als "Heimspiel" auf dem Fluggelände der Höchstadter Modellfliegergruppe bei Limbach stattfindet.
Auf Trab halten werden den Verwaltungsmann im Ruhestand auch die vier französischen Bulldoggen, die täglich Auslauf brauchen, sowie die Arbeit im Haus und Garten.
Reinhard Holzenleuchter, Jahrgang 1950, fing am 1. September 1964 als Lehrling im Landratsamt Lauf an. Zum 1. September 1967 wurde er "Beamter im Vorbereitungsdienst".
Nachts Autos überführt Um sein "nicht grandioses" Gehalt als Beamtenanwärter aufzubessern, überführte er nachts Autos vom Werk. Abends flog er nach Hannover und rauschte dann mit einem Mercedes 300 SEL wieder zurück.
.... ist das bei einem Beamten der 3. Qualifikationsebene der Fachlaufbahn Verwaltung und Finanzen nicht doch etwas übertrieben. Man braucht die Fachhochschulreife oder die allgemeine Hochschulreife und wenn man im Jahre 1950 geboren wurde, dann kann man nicht schon am 01. September 1964 die Studierberechtigung haben. Aber egal - dem Mann wünscht man alles Gute für den Ruhestand.