Der Gasthof Bär in Mühlhausen wird Flüchtlingsunterkunft. Darüber wurde in einer Bürgerversammlung informiert. In der Diskussion wurde klar: Die neue Situation gefällt nicht allen.
"Jeder hätte die Chance gehabt, die Wirtschaft zu kaufen", sagte Christa Leidhardt, die Wirtin des Gasthofs Bär in der Bürgerversammlung. Seit einem Jahr sei bekannt, dass ihre Familie die Gastwirtschaft am Marktplatz verkaufen wolle. Jetzt sind die Würfel gefallen: Marco Steinbrink aus Eschenau hat das Anwesen gekauft, wird darin sieben Wohnungen für Flüchtlinge einrichten und sie an den Landkreis vermieten.
Für den jungen Maurermeister aus Eschenau, der bereits Objekte in seinem Heimatort betreibt, ist das Gasthaus in Mühlhausen das ideale Gebäude. Für die Wohnungen, allesamt mit Bad, wären nur geringe Umbauten notwendig. Zudem sei ein Hof vorhanden, erklärte er gegenüber dem FT. Er will sogar noch einen Spielplatz anlegen. Marco Steinbrink hat einen Erstvertrag mit dem Landratsamt für fünf Jahre.
Bürgermeister Klaus Faatz (CSU) hatte eigens zum Thema Flüchtlinge in die Aula der Schule eingeladen und viele Bürger waren der Einladung gefolgt. Faatz hatte auch Jürgen Schmeißer, den Chef der Polizeiinspektion Höchstadt, Landrat-Stellvertreter Christian Pech, die für die Flüchtlinge zuständige Abteilungsleiterin im Landratsamt Anne-Marie Müller und als erfahrene ehrenamtliche Helfer Angie Geier vom Arbeitskreis Migration Mühlhausen/Wachenroth, sowie Gerd Ankermann aus Weisendorf eingeladen.
Seit kurzem leben bereits Flüchtlinge in Mühlhausen. Drei Familien mit Kindern sind in das Anwesen von Gunter Kriegel in der Kleinen Dorfstraße eingezogen. Das Dorfwirtshaus am Marktplatz soll künftig bis zu 35 Personen Wohnraum bieten. Betreiber Marco Steinbrink sieht darin kein Problem: Er wohne selbst neben einem seiner Objekte in Eschenau und alles klappe hervorragend, erzählte er.
Die Neubürger würden den Ort lebendig machen. Er will dreimal pro Woche in Mühlhausen vor Ort sein und stehe auch "zu jeder Tages- und Nachtzeit" zur Verfügung, sollte es Probleme geben.
Kritik an der großen Politik
Wie zu erwarten, standen all dem einige Mühlhäuser Bürger kritisch gegenüber. Bürgermeister Faatz wie auch Landrat-Stellvertreter Christian Pech hatten zwar eingangs darum gebeten, nur Themen anzusprechen, die die Situation vor Ort betreffen. Dennoch blieb massive Kritik an der großen Politik nicht aus. Darüber hinaus wurden Fragen in den Raum gestellt, von denen im Vornherein klar war, dass sie nicht zu beantworten sind. Dabei ging es vor allem um finanzielle Dinge, wie Mietpreise, Bezüge der Asylbewerber, "Kopfpauschalen" und Ähnliches, was in der Gerüchteküche die Runde macht.
Ein Thema unter vielen war eine Haftpflicht für die Flüchtlinge. Das Landratsamt solle für eine Haftpflicht sorgen, für den Fall, dass ein Asylbewerber einen Unfall verursacht.
Dabei versuchten Christian Pech wie auch Polizeichef Schmeißer zu vermitteln, dass es im Landkreis praktisch keine Probleme mit den Flüchtlingen gebe. Die Erfahrung zeige, dass das Zusammenleben gut funktioniere, wenn es einen Helferkreis gebe. Unbegleitete Jugendliche werden nach Aussage von Anne-Marie Müller ohnehin nach Mühlhausen nicht kommen, weil dafür die Voraussetzungen nicht vorhanden sind.
"Wir müssen funktionieren", so Pech "und die uns zugewiesenen Flüchtlinge unterbringen". Mühlhausen sei eine so genannte dezentrale Unterkunft. Dort würden Flüchtlinge einziehen, die bereits registriert seien, die ihren Asylantrag gestellt und ihren Gesundheitscheck hinter sich hätten.
Konfliktpotenzial gebe es allenfalls dort, wo Menschen auf engem Raum zusammenleben, kaum jedoch bei Familien, berichtete Polizeichef Schmeißer. Objekte mit Flüchtlingen würden außerdem "zu allen Tages- und Nachtzeiten verstärkt bestreift". Zum einen, um dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Bürger Rechnung zu tragen, zum anderen, um den Asylbewerbern zu zeigen, "dass wir hier sind".
Ihn störe, dass ein Fremder komme und das "Objekt Bär" kaufe, kritisierte ein Bürger aus Mühlhausen. Der Ort verliere dadurch. Die Kirchweih werde nicht mehr so sein wie bisher. "Da gehen monatlich über 20 000 Euro über den Tisch, die der Bürger über Steuern wieder zahlen muss", sagte er und wollte die Mietkonditionen wissen. Doch die nannte ihm niemand. "Normale Miete", versicherte Gunter Kriegel, Eigentümer der Unterkunft in der Kleinen Dorfstraße.
Hilfe bei alltäglichen Dingen
Die Neubürger müssten lernen "wie bei uns die Uhr tickt", sagte Bürgermeister Faatz. Ein Helferkreis zur Unterstützung bei alltäglichen Dingen sei unerlässlich. Wie sie das handhaben, darüber berichteten Gerd Ankermann und Angie Geier aus ihren Arbeitskreisen. Sie helfen bei Behördengängen, Arztbesuchen, bei Einschulung und Kindergarten, machen Hausaufgabenbetreuung unterstützen bei Wohnungs- und Arbeitssuche. "Ich habe ein neues Hobby", sagte sehr gelassen Gerd Ankermann. Er entscheide viel nach seinem eigenen Dafürhalten - einfach aus dem Bauch heraus.
Ankermanns System gefiel Bürgermeister Faatz. Eine vorgestellte Checkliste ging von Hausordnung, Mülltrennung, Sauberkeit über Schule, Kindergarten, Busfahrpläne bis hin zu deutschen Feiertagen, Vereinen, Post und Bank.
"Wenn wir nichts machen, müssen wir uns nicht wundern, wenn alles nicht so läuft, wie wir es uns wünschen", schloss Faatz. Er hat ein Treffen zum Aufbau eines Helferkreises für Montag, 25. Januar, um 19.30 Uhr im Schulungsraum der Feuerwehr anberaumt. Jeder sei willkommen.