Weil die Pfarrei Hannberg das traditionelle Storchennest auf dem Pfarrhaus entfernt hat, ergreift Privatmann Baptist Winkelmann die Initiative. Der Hannberger hat mit Hilfe seiner Freunde ein Storchennest auf seiner eigenen Scheune installiert.
Mittwochabend. Über dem Anwesen von Baptist Winkelmann in Hannberg schwebt ein Storchennest an einem Kran. Befestigt mit Spanngurten. Hans Reinwald, der Kranwagenfahrer der Firma Schickert aus Dechsendorf, lenkt eine Konstruktion aus Metall, Ästen und Elefantengras geschickt in etwa zehn Metern Höhe über Winkelmanns Scheune. In einer Dachluke sitzt der Scheunenbesitzer. "Hans, stopp!", schreit Winkelmann.
Der 63-Jährige packt das alte Gerüst, das sein Freund und Hobbyschmied Georg Lunz aus Heßdorf in seiner Freizeit kostenlos zu einem stabilen Nest-Stativ zusammengeschweißt hat.
Die Nachbarin, die im Hof steht und Fotos der ungewöhnlichen Naturschutzaktion macht, sieht nicht, wie unterhalb der Ziegeln zwei weitere Freunde von Winkelmann tatkräftig zupacken. Stefan Essl und Klaus Friedel, ebenfalls aus Hannberg, befestigen das Gerüst innerhalb der Scheune am Holz. Hammerschläge, Bohrmaschinenlärm und Ächzen ist zu hören.
"Passt! Und jetzt geb' ich allen Helfern ein Radler aus", ruft Winkelmann ein paar Minuten später vom Dach hinunter zu Edmund Lenz. Der 60-Jährige steht im Hof, macht ebenfalls Bilder, und ist sichtlich stolz auf die Arbeit von Winkelmann. Und auf seine eigene.
Lenz hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel autodidaktisches Wissen in Sachen Storchennestbau angeeignet. Der gelernte Ingenieur interessiert sich seit seiner Kindheit für Störche. Nicht umsonst rufen ihn seine Freunde mit dem Spitznamen "Storchenpapa". Er hat Winkelmann Tipps beim neuen Hannberger Storchennest gegeben.
Seinen Angaben zufolge sind im Großraum um die Flüsse Regnitz, Aurach, Aisch und Ebrach herum momentan weit über 40 Storchenpaare beheimatet. Gut ebenso viele Nester habe Lenz bereits vorbereitet und aufgebaut, erklärt er im Gespräch nach der eigentlichen Arbeit. Im genannten Gebiet habe man die größte Störchendichte in ganz Bayern, wo Lenz etwa 300 nistende Storchenpaare vermutet.
Vom Pfarrhaus auf die Privatscheune
Wie er erklärt, kam Winkelmann die Idee mit dem Storchennest auf der Scheune, nachdem die Kirchenverwaltung der Pfarrei Hannberg entschlossen hatte, in diesem Jahr kein Nest mehr auf dem Pfarrhaus zu dulden. Dabei war der Vogelkot nur zweites Argument gegen den Nistplatz neben der Wehrkirche.
Wie Kirchenverwaltungsmitglied Georg Lunz berichtet, hatte der Schornsteinfeger vom Nest auf dem Pfarrhausschlot abgeraten. Der Rauch ziehe nicht mehr richtig ab. Ein Aufbau für das Nest wollte die Kirchenverwaltung nicht finanzieren.
"Hannberg ohne Storch geht nicht"
Naturfreund Winkelmann wollte das nicht so stehen lassen. "Die wunderschöne Ortschaft Hannberg ohne Storchennest ist eine Schande", erklärt der Rentner seinen Enthusiasmus. Nach Absprache mit seinen Freunden und Storchenkennern Edmund Lenz aus Höchstadt und Michael Zimmermann aus Erlangen wurde die Idee nun realisiert. "Die Scheune eignet sich gut für ein Nest", meint Lenz. Er schätzt, dass die Konstruktion mindestens 20 bis 30 Jahre Wind und Wetter trotzt.
Ob tatsächlich ein Tier die neue Brutstätte annimmt, will auch der Storchenpapa nicht vorhersagen. Auch die Hühnereier, die Winkelmann als zusätzlichen Reiz für einen Storch bereits in sein neues Nest gelegt hat, sei kein Garant, meint Lenz. Falls ein interessierter Storch die Eier allerdings sieht, werde der Vogel die Hühnereier zuerst zerstören.
"Selbst wenn sich in diesem Jahr noch kein Storch im neuen Nest ansiedelt, können wir ja noch aufs nächste Jahr hoffen", macht Lenz den Hannberger Storchenhelfern Mut und stößt mit seinem Bier und den unbürokratischen Helfern auf die pragmatische Naturschutzaktion Winkelmanns an.