Ein Großenseebacher und seine Schwester suchten über einen Autohändler arabischer Herkunft nach einem Auftragskiller. Der Kaufmann kam mit einem gewissen Mohamed zur Verabredung. Doch jener war ein Kriminalpolizist.
Lautlos und ohne Spuren schlägt er zu. Dann kassiert er eine große Summe und verschwindet im Nirgendwo. Der Auftragskiller. Diese Szene ist aus etlichen Krimis und Thrillern bekannt.
Einen 42-jährigen Großenseebacher beeindruckten solche Szenen offenbar so, dass er sich mit Hilfe eines Auftragskillers seiner Ehefrau entledigen wollte. Als Vermittler wählte er einen Autohändler mit einem eindeutig arabischen Namen, der seiner Meinung nach passende Leute kennen musste.
"Er ist fair, zuverlässig und gesetzestreu", beschrieb ein langjähriger deutscher Geschäftspartner den als Mördervermittler ins Visier genommenen dem Schwurgericht. Sofort nachdem der "Vermittler" mit seinem Geschäftspartner über diese seltsame Sache gesprochen hatte, ging er zur Kripo, die dann den Auftraggebern eine Falle stellte.
Die beiden Angeklagten - der Ehemann, von dem sich die Frau getrennt hatte, und seine Schwester - schweigen bislang in dem Verfahren vor dem Schwurgericht. Nach den Aussagen des Autohändlers und des getürkten Killers spielte sich das Geschehen so ab:
Dauernde Anrufe Der Ehemann bot dem Händler zum zweiten Mal ein Auto zum Kauf an. Der kam mit einem Mitarbeiter nach Großenseebach, wo das Fahrzeug stand. Während des Verkaufsgesprächs schob ihm der Ehemann einen Zettel zu, auf dem in etwa stand: "20.000 für einen Mann, der meine Frau umbringt." Das hielt der Autohändler für einen schlechten Scherz und ging nicht weiter darauf ein.
In nächsten Tagen rief der Ehemann aber immer wieder bei ihm an - ein- oder zweimal wegen des Autos, sonst fragte er, ob er denn noch niemanden habe.
"Er wurde immer drängender und ungeduldiger", so der Autohändler. Der Ehemann habe darüber geklagt, dass er nicht mehr ins Haus und die Kinder nicht mehr sehen dürfe. Er schliefe bei seiner Schwester. Und seine Frau habe ihn wegen Vergewaltigung angezeigt.
Am Freitag, 22. Februar, erzählte der Autohändler seinem Geschäftspartner von dem Ansinnen und ging auf dessen Rat hin schnurstracks zur Kripo. "Ich war vielleicht eine gute Stunde dort, da rief mich der Mann zufällig wieder an. Er sagte: 'Ich brauch eine Lösung, du weißt schon.' Ich stellte mein Handy auf laut, so dass die Beamten mithören konnten." Auf deren Wink hin sagte er, dass er jemanden habe. Er rufe heute noch an, um einen Treffpunkt durchzugeben. Das war gegen halb drei am Nachmittag.
Um 18.30 Uhr rief der Autohändler beim Ehemann an: Treffen um 19.30 Uhr im McDonald's in Nürnberg.
"Der Mann, der es machen will, ist mit mir." Er könne mit ihm verhandeln. Der Ehemann antwortete ihm, dass er jemanden mitbringe.
Die Vier - Autohändler, "Killer Mohamed", Ehemann und Schwester - trafen sich im Schnellrestaurant und kauften sich erstmal Getränke. Sofort zeigte der Ehemann dem vermeintlichen Killer ein Foto der Zutötenden auf seinem Fotohandy. Man kam schnell überein, dass der Mann den Auftrag annehme.
Verdächtige Leute Plötzlich kamen der Schwester Leute am Nebentisch verdächtig vor. Sie drängte darauf, das Gespräch im Auto fortzusetzen. Mit den Leuten hatte sie Recht, gab der Kriminaler zu. Dass aber trotzdem das ganze Gespräch aufgezeichnet worden war, erfuhr sie erst im Laufe des Verfahrens, der Zeuge sogar erst im Gerichtssaal.
Im Auto des Ehemanns ging es dann um die Bezahlung des "Killers". Der wollte natürlich einen Vorschuss, angeblich weil er nach der Tat in die Türkei zurückkehren müsse. Man einigte sich auf 30.000 Euro insgesamt.
"Die Frau muss weg, komplett weg", sagte der Ehemann zum vermeintlichen Killer. Es solle wie ein Verkehrsunfall ausschauen, wünschte er. Wichtig war dem Großenseebacher, so betonte der Kriminaler im Zeugenstand, dass dabei seinen Kindern nichts geschehen dürfe. Das Ehepaar hat zwei Buben im Alter von fünf und sieben Jahren. Und: Für die Tatzeit brauche er, der Ehemann, ein Alibi.
Bei dem Treffen im McDonald's hatte der Auftraggeber kein Geld dabei. Er wollte am Montag an den Autohändler den Vorschuss von 4000 Euro übergeben. Und auch die weiteren Zahlungen sollten über ihn laufen. "Wenn wir beobachtet werden, wird es brenzlig für mich", soll der Ehemann gesagt haben.
Dass ihm Knast drohte, war ihm völlig klar.
Der Ehemann machte auf den Kripobeamten einen "deprimierten Eindruck". Wie der "Killer" die Tat ausführen wolle, schien ihm egal zu sein. Auch der Schwester war klar, dass es für sie schlimm ausgeht, wenn was schief ginge. "Ich habe keine Sekunde an der Ernsthaftigkeit des Auftrags gezweifelt", schloss der Beamte seine Aussage.
Kaum hatten sie das Auto verlassen, nahmen seine Kollegen die Auftraggeber fest. Der Mann war bis zur Verhandlung in U-Haft, die Frau ist nach einigen Wochen entlassen worden. Der Prozess vor dem Schwurgericht wird am Donnerstag fortgesetzt.