Der Landesbund für Vogelschutz erklärte den Grünspecht zum Vogel des Jahres 2014. Michael Bokämper, der Kreisvorsitzende des LBV, kennt die Gefahren, denen die Tiere ausgesetzt sind.
Der Ameisenbär lebt in Amerika, der Grünspecht (Picus viridis) ist ein echter Europäer. Gemeinsam haben beide die lange Zunge; beim Grünspecht misst sie 33 Zentimeter, bei einer Körpergröße von 31 Zentimetern. Der Ameisenbär hat einen fast schnabelartig-schmalen Kopf und der Grünspecht hat als Vogel natürlich einen - in seinem Falle festen-kantigen - Schnabel.
Mit Hilfe von Schnabel und Zunge kommt der Vogel wie der Säuger an seine Lieblingsnahrung: Ameisen. Und die leben nicht selten an sandig-trockenen Waldkanten und Böschungen.
"Deshalb ist er bei uns relativ weit verbreitet, aber nicht sehr häufig", sagt Michael Bokämper, der Kreisvorsitzende des LBV, zum Vorkommen in der Region. Franken sei ein guter Landstrich für diesen Erdspecht. Die vielen kleinen Waldstückchen bieten dem Grünspecht reichlich Lebensraum, im Gegensatz zu großräumig ausgeräumter Flur.
Er lebt keineswegs tief versteckt im Wald; so behagt es dem Grauspecht. Der Einwanderer aus dem asiatischen Raum sieht dem Grünspecht recht ähnlich, nur der Kopf ist grau. Dagegen traut sich der Grünspecht auch mal in die Gärten einer Ortschaft.
Er ist da, wo Ameisen sind "Zum Leben braucht er Gehölze. Das kann ein Wäldchen sein, eine Streuobstwiese und selbst ein alter Baumbestand in Ortsnähe. Da haut er sich seine Höhle, in der er schläft und brütet", beschreibt Bokämper weiter. Erdspecht nennt er ihn im Gegensatz zu den Baumspechten, weil der Grünspecht ganz häufig seine Nahrung vom Boden aufpickt. Überall dort, wo Ameisen gerne und damit in Mengen leben. Selbst auf Wiesen, vor allem wenn sie nur beweidet werden. Denn dort können die Ameisen Nester bauen. Und in die stochert der Grünspecht schon mal entschieden rein.
Noch vor einigen Jahren war der Bestand, so Bokämper, in Bayern rückläufig. Der Grünspecht stand sogar auf der Vorwarnliste für bedrohte Vogelarten. Doch neuerdings verzeichnen die Vogelkundler wieder eine Zunahme. Dabei mag eine Rolle spielen, dass man in der Forstwirtschaft von übertriebener Waldhygiene abgekommen ist und nicht sofort jeden Baum mit einer Schadstelle umschlägt. "Bei den Waldbauern hieß es gern: ,Wer keine Miete zahlt, fliegt raus'", sagt Bokämper. Das Schlagen von Bäumen wegen der Spechtlöcher ist verboten, ergänzt er, denn dadurch wird eine Lebensstätte zerstört.
Gefahr durch spiegelnde Fensterscheiben Eine ganz andere Gefahr sind seiner Beobachtung nach große Fensterscheiben, in denen sich die Landschaft, der Garten spiegelt.
"Das ist bei uns selbst schon passiert, dass ein noch unerfahrener Jungspecht gegen das Glas gekracht ist."
Ein sicher ganz seltener Fall passierte 2010 in Dechsendorf. Dort versuchte sich eine Katze auf der Spechtjagd. Fast mit Erfolg. Jedenfalls schleppte sie den Vogel in einen Hausflur. Dort entkam er ihren Fängen, war aber im Gebäude gefangen. Die Herzogenauracher Vogelzüchter befreiten ihn.
Wer einen Grünspecht sehen möchte, dem rät Bokämper zu einer Wanderung auf den Hetzleser Berg. In den alten Obstbeständen hinter dem Dorf sei er häufig anzutreffen. Und wenn er da ist, überhört man ihn nicht. Er lacht. Die Singstimme des Grünspechts ähnelt dem menschlichen Lachen recht. In der Balzzeit ab Februar erhebt der Vogel seine Stimme besonders oft, verständlich. Deshalb kennt Bokämper auch die Redewendung: "Wenn der Specht lacht, geht's nauswärts."