Georg Krodel aus Höchstadt und die Volksmusik

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Der junge Georg Krodel (links) spielt mit seinem damaligen Partner bei Live-Aufnahmen für den Bayerischen Rundfunk in der Pulvermühle in Waischenfeld. Foto: privat
Der junge Georg Krodel (links) spielt mit seinem damaligen Partner bei Live-Aufnahmen für den Bayerischen Rundfunk in der Pulvermühle in Waischenfeld. Foto: privat
 

Georg Krodel hat ganze 45 Jahre lang die Volksmusikszene geprägt. Vor allem mit seiner hundert Jahre alten Konzertina, die es vielleicht längst nicht mehr gäbe ohne Menschen wie den 74-Jährigen.

Ein Lied im Radio. Das war damals in den 60er Jahren was ganz Besonderes - so wie die Volksmusik eben auch. Damals, als Georg Krodel sein erstes selbst gespieltes Stück im Bayerischen Rundfunk (BR) hören konnte. "Schotzalas-Ländler" hieß das. Wenn der heute 74-Jährige die CD mit der Aufnahme des BR in den CD-Player legt, dann werden Erinnerungen wach. An eine 45 Jahre währende Zeit des Musizierens, die wohl bald schon ganz beendet sein wird.

"Damals hat es nur eineinhalb Stunden Volksmusik in der Woche im Radio gegeben, heute läuft viel mehr", sagt Georg Krodel. Aus seiner Sicht viel zu viel. Der Wert der Volksmusik leidet darunter. Der Preis des Erfolgs vielleicht, denn Volksmusik wird heute mehr denn je gehört. Dennoch ist da nicht gleich echte Volksmusik drin, wo Volksmusik drauf steht.
Man muss unterscheiden: Zwischen denjenigen, die die Sache professionell betreiben - und denjenigen, die einfach deshalb spielen, weil sie nicht anders können, weil es die Tradition ihrer Region so will. Georg Krodel gehört zu letzteren.

In seinem Heimatort Lindenhardt im Landkreis Bayreuth hat er die Musik aufgesogen, die jeden Sonntag nach dem Krieg im Wirtshaus gespielt wurde, daran kann sich Krodel noch gut erinnern. Damals war er 15 und spielte bereits Akkordeon. Doch ihn faszinierte ein Instrument ganz besonders: die Konzertina. Dem jungen Krodel kommt damals ein altes schwarz-weiß Bild aus dem Jahr 1925 in die Hände. Darauf ist ein Quartett zu sehen, in dem auch sein Vater und sein Onkel vor dem Krieg spielten.


Konzertinaspiel selbst beigebracht


Die Konzertina war damals bereits ein aussterbendes Musikinstrument, das wohl längst schon verschwunden wäre, wenn es nicht Menschen wie Georg Krodel gäbe. "Das Bild hat mich drauf gebracht, das wieder aufleben zu lassen." Es sollte allerdings noch etwas dauern. Jahre später, nachdem Krodel das Schlüsselerlebnis mit dem schwarz-weiß Bild hatte, kaufte er sich eine gebrauchte Konzertina. Ein Instrument ähnlich einem Akkordeon, nur dass es keine festen Akkorde besitzt, sondern Einzeltöne. Es macht das Spielen wesentlich komplizierter, aber den Klang viel lieblicher.

Georg Krodel hat sich das Konzertinaspiel einfach so selbst beigebracht, nach Akkordeon und Geige. So erzählt er das heute, ganz selbstverständlich. "Am Gymnasium war der Musikunterricht schon gut", sagt Krodel, der ab Ende der 60er Jahre Lehrer in Mühlhausen war und viel mit seinen Schülern musizierte. Doch ohne ein gewisses Naturtalent wäre das wohl nicht möglich gewesen. Und ohne den Willen und die Lust, eine typisch alte Volksmusik-Besetzung wieder zu beleben, auch nicht: Geige und Konzertina, in dieser Besetzung wollte Georg Krodel spielen.

Krodel lernte das Instrument im Handumdrehen. Das Duo spielte rasch auf Hochzeiten, Kirchweihen, bei Kappen- und Theaterabenden. 1969 folgten die ersten Aufnahmen für das Radio. Immer wieder änderte sich die Zusammensetzung über die Jahre. Zwischenzeitlich musizierte Krodel mit den Fichtenoher Musikanten zu viert. Lernte noch, wie man das Krummhorn spielt. Überdies könnte er auch jederzeit problemlos eine der 40 Flöten, die er besitzt, hervorziehen und ein Lied spielen. Die Vielseitigkeit der Musikgruppe kam an. Auch in der Weihnachtszeit waren die Fichtenoher gefragt. Georg Krodel begleitete die Effeltricher Sänger, trat in Nürnberg in der Meistersinger Halle, in Hof, Bayreuth und Kronach auf. Krodel war auf ein Mal in der Szene bekannt.

Nur noch sporadisch - dem Alter geschuldet - tritt er heute auf. Ob die Fichtenoher Musikanten, die er 1968 gründete, 2013 noch einmal auf der Bühne stehen werden, weiß der Höchstadter nicht.

Seine Lieder werden jedenfalls auch heute noch im Radio gespielt. Im letzten Jahr konnte man die Fichtenoher Musikanten, wenn man genau aufpasste, ein paar Mal hören, in der BR-Sendung "Volksmusik aus Franken", moderiert im Übrigen vom Bamberger David Saam, mit dessen Vater Georg Krodel heute noch musiziert.