Am 4. Januar wäre Georg Schaeffler 100 Jahre alt geworden. Am Grab erinnerten sich Herzogenauracher an einen unvergesslichen Charakter.
Er war Diplomkaufmann, Wirtschaftspionier, unternehmerisches Vorbild sowie genialer Techniker und Entwickler - Bürgermeister German Hacker erinnerte an die Lebensleistung von Georg Schaeffler. Sein Tun könne für das Unternehmen, die Stadt und für den Landkreis sowie die gesamte Region nicht hoch genug bewertet werden.
"Dort, wo wir heute die großen Gebäude der Schaeffler AG sehen, war 1946 weitgehend freie Landschaft", erklärte der Bürgermeister. Die Weichen dafür, wie alles hier in
Herzogenaurach begann, wurden schon vorher gestellt. Georg Schaeffler und der Konzern hätten den Wirtschaftsstandort Herzogenaurach maßgeblich geprägt - "quasi erschaffen", sagte Hacker.
Aus bescheidenen Anfängen schufen die Brüder Wilhelm und Georg Schaeffler mit Mut, Kreativität und Weitblick mit ihren Mitarbeitern einen weltweit agierenden Konzern. Schaeffler war am 4. Januar 1917 auf Schloss Marimont geboren und am 2. August 1996 verstorben. Für seine Verdienste wurde der Fabrikant 1981 zum Ehrenbürger ernannt.
Wilhelm Schaeffler übernahm in Katscher (Oberschlesien) ein Textilunternehmen, später wurden auch Metall- und Holzprodukte hergestellt. Der rege Absatz machte die Suche eines größeren Grundstückes mit Gleisanschluss notwendig. In Erwartung auf Arbeitsplätze verkaufte die kriegsgeplagte Stadt Herzogenaurach 1946 ein Grundstück mit Bahnanschluss an die Brüder Schaeffler. Ein Jahr später beschäftigte die Industrie GmbH bereits 150 Mitarbeiter.
Zu Beginn fertigte die Industrie GmbH Holzartikel für den täglichen Bedarf. Bald kamen Metallprodukte hinzu. Aus dieser Anfangszeit stammt auch die Markenabkürzung Ina für "Industrie-Nadellager", die Georg Schaeffler Jahre auch als "Immer neue Aufgaben" übersetzte. Der Aufstieg des Unternehmens begann, als Georg Schaeffler 1949 den Ina-Nadelkäfig erfand. Im Laufe seiner Schaffenszeit reichte Georg Schaeffler insgesamt 70 Erfindungen zum Patent ein.
Wirtschaftswunder in Franken
Der Aufstieg des Familienunternehmens, auch mit dem zweiten Standbein der Teppichwerke, stehe beispielhaft für die unternehmerischen Leistungen des wirtschaftlichen Wiederaufbaus im Nachkriegsdeutschland. In Gesprächen würden immer wieder Eigenschaften von ihm genannt werden: Er sei "tüchtig, präzise, geprägt vom Willen, eine technische Lösung zu finden" gewesen.
Pragmatisches Handeln kennzeichnete das Wirken von Georg Schaeffler, der nach dem Tod von Wilhelm Schaeffler 1981 das Familienunternehmen weiterführte. Mit einem scharfen Urteilsvermögen sowie der Fähigkeit, fachübergreifend "querzudenken", habe er für jede Aufgabe eine optimale technische Lösung gefunden. Die Technische Hochschule Karlsruhe verlieh Georg Schaeffler für seine Leistungen die Ehrendoktorwürde - nur ein von zahlreichen Ehrungen, mit denen Georg Schaefflers Erfolge gewürdigt wurden.
Die Unternehmerpersönlichkeit Georg Schaeffler war von einem starken Gefühl der Verantwortung für die Belegschaft sowie für das Allgemeinwohl geprägt. Insbesondere in den 50er und 60er Jahren errichtete man Werkswohnungen und führte die betriebliche Altersversorgung ein. Die erste Lehrwerkstatt 1960 bot Raum für 100 Lehrlinge. Heute ermöglicht Schaeffler in Deutschland etwa 1500 jungen Menschen eine Ausbildung.
Die Kreativität der Schaeffler-Ingenieure hatten die Unternehmensgründer Wilhelm und Georg Schaeffler immer eingefordert und gefördert. Dieser Geist ist erhalten geblieben. Seit dem Tod von Georg Schaeffler im Jahr 1996 setzen seine Frau Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann und Sohn Georg F. W. Schaeffler das Lebenswerk der Firmengründer fort. Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann erzählte bei der Gedenkfeier, wie und wo sie Georg Schaeffler kennengelernt habe, und wie er ihr damals vom Nadellager vorgeschwärmt habe.
"Im Leben von Georg Schaeffler spiegelt sich das 20. Jahrhundert wieder. Er gehörte zu einer Generation, die das Land geprägt haben", sagte sie zurückblickend. Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann dankte der Stadt, den Mitwirkenden und den Vorsitzenden des Unternehmens für die Feierlichkeit, bei der die Arbeit ihres Mannes in Erinnerung gerufen wurde. Kurz nach seinem Todestag hielt sie fest: "Georg Schaeffler war ein außergewöhnlicher Mensch."
Ein wahrer Unternehmer wie es nur noch wenige in unserer Zeit gibt. Solchen Menschen hat Franken unendlich viel zu verdanken.